1747 - Hyzzak
Einige Wochen nur noch, dann konnte der äonenalte Kampf zwischen Ayindi und Abruse sein Ende finden. Selbst als Gerücht war diese Botschaft kaum zu glauben, aber sie hatte sich tief in das Denken und Fühlen vieler Ayindi hineingefressen.
So kurz vor dem Sieg bei einem beiläufigen Scharmützel noch getötet zu werden, unnötigerweise, ohne einen meßbaren Effekt dabei zu hinterlassen, nein, ein solches Ende widerstrebte Jodeen sehr. Eine unter Hunderttausenden von Ayindi zu sein, die im Kampf gefallen waren, tapfer streitend, wie es sich seit Urzeiten gehörte - dazu war Jodeen bereit, auch wenn sie wußte, daß sie niemals zu einer der legendären Heldengestalten der Ayindi gehören würde.
Aber in die Annalen dieses Kampfes einzugehen als der letzte Pechvogel, den es unnötigerweise kurz vor Schluß noch erwischt hatte, als beinahe tragikomische Figur - vor diesem Ende hatte Jodeen eine seltsame Angst, die ihrer Wesensart sonst fremd war.
Deswegen ging Jodeen mit äußerster Vorsicht zu Werke.
Das Beiboot hatte sie bald gefunden. Von dem Rochenschiff, zu dessen Ausrüstung das Boot einmal gehört hatte, war nichts zu sehen.
Wahrscheinlich war seine Technik zerstört worden.
Jodeen suchte den umgebenden Raum ab. Sie konnte sich Zeit lassen.
Eine Ayindi starb so schnell nicht, wenn sie im Kampf verletzt worden war. Dazu waren die Einrichtungen der Beiboote zu perfekt.
Von Feinden keine Spur.
Die URCAN legte sich neben das Beiboot, öffnete eine Schleuse und zog das Boot mit Traktorstrahlen an Bord. Unmittelbar nach dem Kontakt wurde der Notruf automatisch gestoppt.
Bevor Jodeen sich mit der Havaristin befassen konnte, startete sie ihr Rochenschiff und verließ diesen Raumsektor. Während die automatische Steuerung arbeitete, stieg Jodeen hinunter in die Schleuse, um nach der verletzten Artgenossin zu sehen.
Das Beiboot war geöffnet worden, Roboter kümmerten sich um die technische Einrichtung und bargen die Verletzte.
Sie bot einen erschreckenden Anblick.
Jodeen hatte einige Schlachten überlebt, in denen Hunderte von Rochenschiffen zerstört worden waren; was sie davon mitbekommen hatte, war meist nur das Erlöschen von Markierungspunkten auf ihren Orterschirmen gewesen. Ab und zu hatte sie in ihrer Zentrale Rufe und Schreie gehört. Vom Leben zum Tod im Bruchteil einer Sekunde, so rasch, daß keine Nervenleitung imstande gewesen wäre, noch Schmerzsignale an das Gehirn zu schicken; kein schlechter Tod, wenn schon gestorben werden mußte.
Aber dies?
Die Verletzte sah scheußlich aus, kaum mehr als Ayindi zu erkennen.
Sie röchelte, streckte einen verletzten Arm nach Jodeen aus.
„Ruhig bleiben", ermahnte sie Jodeen. „Dir wird geholfen werden, bestimmt."
Jodeen suchte nach etwas, das sie der Artgenossin sagen konnte, um ihr das Schicksal zu erleichtern.
„Du hast es geschafft", sagte sie schnell und bemühte sich, ihrer Stimme einen optimistischen Klang zu geben. „Du lebst, und man wird dich wieder gesundpflegen. Und wenn du die Medoabteilung verläßt, wird alles vorbei sein, für immer. Wir werden siegen, sehr bald schon."
Die Verletzte gab nur ein dumpfes Röcheln von sich und berührte Jodeen am Arm.
„Ich bin Jodeen", sagte die Ayindi.
„Und ich bin..."
Die Lautfolge nach „bin..." bekam Jodeen schon nicht mehr zu hören.
Sie starb so schnell, daß Jodeen es nur als Tatsache, nicht aber als Information registrieren konnte...
4.
„Ich habe Ruhe gebraucht", verkündete Voltago. „Ich wollte Kraft tanken für diese ganz besondere Aufgabe, die wir zu lösen haben. Eine Aufgabe, die meine Existenz krönen wird..."
Perry Rhodan betrachtete den Kyberklon nachdenklich. Was hatte Voltago mit diesen Worten gemeint: „Meine Existenz krönen wird?"
Es klang stolz, und es schwang darin eine seltsame Ankündigung mit, ein Geschmack nach Abschied. Aber der Kyberklon hatte schon immer einen leisen Hang zu orakelhaften Worten gehabt.
„Du willst uns also unterstützen?" fragte Atlan.
„Richtig", antwortete Voltago. „Präziser gesagt: Ich möchte einen der Nocturnenstöcke übernehmen und ins Ziel führen."
Perry Rhodan nickte langsam. Warum nicht?
Dies war die nächste Aufgabe, die gelöst werden mußte, bevor die Reise der Nocturnen von Fornax weitergehen konnte. Eine gewaltige Strecke hatten die Nocturnen mit der Hilfe der Ayindi bereits zurückgelegt, der eigentliche Teil dieser Reise aber stand noch bevor.
Dem hochgewachsenen Terraner entging nicht, daß in der
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