1748 - Pakt mit dem Jenseits
bis dicht an das Ufer des Gewässers gehen, das unser Ziel war.
Wir suchten nach einer günstigen Gelegenheit, von der Straße abzubiegen. Ein Hinweisschild gab es nicht, aber das brauchten wir auch nicht, denn wir fanden so etwas wie einen Feldweg, der auf den See zulief. Das jedenfalls hofften wir, und Suko lächelte, als er den Rover in die entsprechende Richtung lenkte.
»Was ist los?«, fragte ich.
»Nichts. Mir gefällt diese Idylle.«
»Die wahrscheinlich keine bleiben wird.«
»Warten wir es ab.«
Unterwegs hatte ich noch mal mit unserem Chef telefoniert, um mir letzte Informationen zu holen. Es gab keine neuen. Er kannte auch die genaue Stelle nicht, an der man die Leichen entdeckt hatte. Und so setzten wir auf unser Glück.
Das Wetter hielt sich nicht nur, es hatte sich sogar noch gebessert, denn die mächtigen Wolkenschiffe waren verschwunden. So lag der Himmel in einem strahlenden Hellblau über uns.
Der Rover rumpelte über den nicht gerade ebenen Feldweg auf das Gewässer zu. Wir sahen es jetzt besser. Die Herbstsonne verlieh ihm einen fast überirdischen Glanz. Da sich nur ein leichter Wind über das Land bewegte, wurde das Wasser an der Oberfläche kaum gekräuselt und kam uns vor wie ein in verschiedenen Farben leuchtender Spiegel. Meist in einem Farbton zwischen Grün, Grau und Blau.
Es gab hier auch Überschwemmungen. Die waren zwar jetzt nicht zu sehen, aber wir merkten es an der Beschaffenheit des Untergrunds. Je weiter wir fuhren und damit näher an den See herankamen, umso weicher wurde es unter den Reifen.
»Ich denke, wir halten mal an«, bemerkte Suko.
Dagegen hatte ich nichts. Wir stoppten an einem Platz, wo der Boden noch einigermaßen fest war. Steine hatten sich an die Oberfläche gedrückt.
Wir stiegen aus. Der Blick war frei. Jetzt sahen wir das Ufer besser und stellten fest, dass es zwar flach war, aber in seiner unmittelbaren Nähe Büsche wuchsen, die aber auch hohes Unkraut sein konnten.
Suko hatte sich schon auf den Weg gemacht. Sein Blick war nach unten gerichtet, als würde er etwas suchen.
Ich sprach ihn darauf an.
Er blieb stehen. »Schau selbst. Hier sind Autos hergefahren. Man kann die Reifenspuren noch deutlich sehen.«
Das stimmte, und wir hatten Glück gehabt, denn wir glaubten, dass wir den See an der Stelle erreicht hatten, wo die beiden Leichen angeschwemmt worden waren.
Es dauerte nicht lange, dann standen wir am Ufer. Auch hier war der Boden weich. Wenn wir unsere Füße anhoben, sickerte Wasser in die Trittstellen hinein. Wir hörten das Gluckern der Wellen. Der schwache Wind erreichte die Gräser und bog sie zur Seite. Vögel huschten durch die Luft, wobei sich einige dicht über der Wasserfläche sammelten und eine kleine Schar bildeten, die sich anschließend in den Himmel schraubte und wegflog.
Trockene Stellen gab es hier nicht. Aber der Boden war auch nicht so weich, als dass Wasser in unsere Schuhe gesickert wäre. Wir blieben dort stehen, wo das Gras niedergetrampelt worden war und sich noch nicht wieder aufgerichtet hatte.
Beide schauten wir über das Wasser und sahen auch das andere Ufer. Das war bewaldet. Dort standen die Bäume dicht an dicht. Den Kahn, den man gefunden hatte, sahen wir nicht. Den hatten die Kollegen zur Spurensicherung mitgenommen.
»Sieht ja alles normal aus«, meinte Suko und sprach das aus, was auch ich dachte.
Ich nickte. Dann murmelte ich: »Was ist hier passiert? Hier auf oder in dem See? Warum trugen die beiden Typen Taucherausrüstung? Wer ist mit dem Boot hinaus auf den See gefahren, und wer hat die Taucher umgebracht?«
»Keine Ahnung. Frag lieber mal, wer sie vereist hat. Das ist doch das Phänomen.«
»Genau.«
»Ich sehe kein Eis im Wasser.«
»Das ist auch kein Eis gewesen, Suko.«
»Ich weiß! Wir reden hier von Ektoplasma. Aber davon mal ganz abgesehen, hast du schon davon gehört, dass Ektoplasma jemanden einfrieren kann?«
»Ich kann mich nicht erinnern. Ich weiß nur, dass wir schon mit diesem Zeug zu tun hatten und es nicht immer angenehm gewesen ist. Wie dem auch sei, hier muss es eine Spur geben, obwohl ich im Moment keine finde.«
»Vielleicht muss man tauchen. Die Männer haben das schließlich auch getan.«
»Richtig. Aber hast du Lust, ins Wasser zu gehen?«
»Nur im Sommer und nicht freiwillig.«
»Eben.«
Was blieb uns anderes übrig, als hier zu warten? Ich konnte mir auch vorstellen, dass sich über dem Wasser Nebel bildete, wenn die Sonne mal verschwunden war und die
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