1748 - Pakt mit dem Jenseits
ich die Antwort kannte.
»Sie sollen nicht länger auf dieser Erde sein. Sie haben das verdient, was sie anderen Menschen zufügten.«
»Du willst sie töten?«
»So nennst du es. Ich will sie erlösen. Sie sind Geschöpfe, die in die Hölle gehören. Sie haben keine Seele mehr, und deshalb haben sie kein Recht, noch länger zu leben. So musst du das sehen, auch wenn du anders darüber denkst.«
»Das stimmt. Ich will sie vor Gericht bringen.«
»Werden sie dann sterben?«
»Nein.«
»Das ist es. Ich will, dass sie sterben. Wer immer sie auch geschickt hat, der soll erkennen, dass es für ihn und seine brutalen Helfer Grenzen gibt.«
»Was willst du tun?«
»Überlasse sie mir.«
Ja, das hätte ich tun können. Aber wollte ich das auch? Meine Entscheidung fiel mir schwer. Ich warf einen Blick zu Suko hin, der ihm nicht auswich und ein Nicken andeutete.
»Und was hast du genau mit ihnen vor?«, erkundigte ich mich.
»Überlasst sie mir!«
»Ich will wissen, was...«
»Hat man nicht schon zwei Mörder gefunden?«, fuhr sie mich an. »Dann weißt du auch, welches Schicksal ihnen blüht. Sie werden erfrieren. Sie werden erleben, dass auch Engel richten können. Ich will, dass sie keinem Menschen mehr etwas zuleide tun.«
Was sollte ich tun? Ich warf einen Blick auf die beiden Männer, die noch bewegungslos auf dem Boden lagen. Es wunderte mich, dass sie sich nicht gemeldet hatten. Sie schienen alles gelassen hinzunehmen, und selbst ihre Köpfe hatten sie nicht mehr angehoben.
Suko sagte etwas, das mich elektrisierte. »Einer der beiden hat Schaum vor den Lippen. Sieh dir das mal aus der Nähe an.«
Ich tat es.
Nicht nur einer hatte Schaum an seinen Lippen kleben. Der zweite Killer ebenfalls. Da ich mich gleichzeitig gebückt hatte, nahm ich auch den Geruch wahr, der nach bitteren Mandeln roch. Jetzt war alles klar.
Ich richtete mich auf und sagte ein Wort so laut, dass es alle Anwesenden hörten.
»Zyankali...«
***
Das Problem war damit gelöst. Weder Indira noch ich konnten uns als Sieger fühlen. Die Killer hatten keine Chance mehr gesehen und sich selbst gerichtet. Das kam nicht oft bei Menschen wie diesen vor. Hin und wieder aber schon.
»Sie sind tot...«
Ich erhielt keine Antwort. Auch Indira hielt sich mit einem Kommentar zurück. Dafür sprach ich sie an. »Jetzt musst du keine Angst mehr haben, dass sie vor ein menschliches Gericht gestellt werden. Sie sind jetzt woanders.«
Die Gestalt nickte. Sie sagte nichts mehr zu mir, drehte sich weg und sprach in den Raum hinein.
»Meine Aufgabe ist erfüllt. Ich kehre zurück in die andere Welt, zu der ich gehöre.«
Das wollte Jason nicht akzeptieren. Er rief: »Willst du in die Totenwelt? Ins Jenseits?«
»Du kannst es so nennen, Brüderchen. Ich nenne es die Welt der Engel, und die ist wunderbar...«
Es reichte ihr als Antwort, denn bereits beim letzten Wort begann sie sich zu verändern. Ihr Körper weichte auf. Das feste Ektoplasma zog sich zusammen. Es wurde fast zu einem Nebel, auch wenn es recht dick war. Aber es dünnte immer mehr aus.
Wir nahmen noch die Kälte wahr, die über unsere Haut strich, dann war es vorbei.
Es gab keine Indira Monkford mehr und nur noch drei Mitglieder aus ihrer Familie...
***
Natürlich gab es Fragen, denen ich mich stellte. Ich erzählte den Monkfords, dass ihre Tochter Zeugin eines besonderen Mordes gewesen war und deshalb hatte sterben müssen.
Lilian Monkford presste ihre Hände gegen die Wangen.
»Himmel, warum hat sie denn nichts gesagt?«
Darauf konnte ihr keiner eine Antwort geben. Selbst ihr Sohn nicht, der auf einer Sessellehne saß und ins Leere schaute. Hin und wieder zog er die Nase hoch, eine Folge seines schwachen Schluchzens.
Ich ging zu ihm. »Auch wenn es dir nicht gefällt, Jason, aber es ist besser so, wie es kam. Du kannst dich von nun an darauf verlassen, dass dich immer jemand im Auge behält.«
»Meinen Sie?«
Ich sah ihm in die Augen. »Bestimmt.«
»Dann glauben Sie an Engel?«
»Klar. Und manchmal sieht man sie sogar. Wie heute. Denk immer daran, dass es sie gibt und dass auch für dich ein Engel bereit steht, den du sogar gesehen hast.«
»Ja, Sir, ja. Dann muss ich wohl keine Angst mehr haben?«
Ich strich über sein Haar. »Nein, das musst du nicht...«
ENDE
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