1748 - Pakt mit dem Jenseits
Feuchtigkeit Überhand gewann. Dann würden die grauen Schwaden auch die Ufer erreichen, die leer waren, abgesehen von dem unterschiedlich hohen Bewuchs, der sich besonders rechts von uns ausbreitete.
Dort sahen wir noch mehr.
Da stand ein Haus. Es war uns bisher nicht aufgefallen. Erst bei genauerem Hinsehen erkannte ich es. Suko hatte es noch gar nicht gesehen, und so machte ich ihn darauf aufmerksam.
Als er es dann sah, hob er die Schultern. »Ja, John, das ist ein Haus. Und?«
Ich wiegte den Kopf. »Da stellt sich doch die Frage, ob es bewohnt ist oder nicht.«
»Das allerdings.«
»Und wenn es bewohnt ist, wäre es doch möglich, dass jemand von dort aus etwas gesehen hat.«
»Und du meinst, dass die Kollegen dort noch nicht nachgefragt haben?«
»Keine Ahnung. Gehört haben wir nichts in diese Richtung. Da hätte Sir James schon etwas erwähnt.«
»Davon kann man ausgehen.«
Wir überlegten, ob wir den Bewohnern jetzt schon einen Besuch abstatten sollten oder lieber erst ein paar Schritte am Ufer entlang gehen und uns wie Spaziergänger benehmen sollten. Es war komisch, und ich hatte auch nicht mit Suko über das Gefühl gesprochen, aber ich hatte inzwischen den Eindruck, dass dieser See etwas Besonderes war. Er sah normal aus, und trotzdem hatte er etwas, das ich nicht fassen konnte. Deshalb war es auch nicht zu erklären, nur zu spüren.
Ich zog meine Schultern hoch wie jemand, der friert. Die Geste war Suko nicht verborgen geblieben, und er fragte: »Hast du irgendwelche Probleme?«
»Nein, das nicht.«
»Aber du siehst so aus.«
»Das ist wohl richtig. Ich fühle mich auch nicht wohl«, murmelte ich. »Irgendwas stört mich.«
»Aber du kannst es nicht erklären.«
»Genau das ist es.«
»Hängt es mit dem See zusammen?«
»Ja, verdammt, es hängt mit dem See zusammen. Er sieht normal aus, aber ich habe den Eindruck, dass etwas damit nicht stimmt.«
Er hob nur die Schultern. Wir kannten uns lange genug. So wusste Suko auch, dass es Momente gab, wo es besser war, wenn er mich nicht störte.
Ungefähr zwei Schritte weiter hielt ich an. Wieder glitt mein Blick über das Wasser, aber es war nichts zu sehen. Und doch gab es so etwas wie einen Kontakt. Nur war der nicht sichtbar und spielte sich woanders ab, und zwar in meinem Kopf.
Nein, ich war nicht durcheinander. Ich glaubte jedoch, mich nicht geirrt zu haben. Da war eine Macht, die versuchte, Kontakt mit mir aufzunehmen, und ich konnte sagen, dass es sich nicht schlimm anfühlte. Es war nur fremd, und so etwas war ich nicht gewohnt. Bisher bestimmte ich noch immer selbst, was ich dachte, und ließ mich nicht von einer anderen Seite manipulieren.
Der See lag still da. Nur schwache Wellen kräuselten die Oberfläche. Die Vögel zogen ihre Kreise. Ein idyllisches Bild.
Meine Blicke wanderten der Mitte des Gewässers zu, und da hatte ich den Eindruck, dass das Wasser dort dunkler war als an den Ufern. Und zwar viel dunkler, sodass es sogar auffiel.
Normal oder nicht?
Nachdem ich keine Antwort auf meine Fragen bekommen hatte, tastete ich nach meinem Kreuz. Es war so etwas wie ein kleiner Hilferuf der besonderen Art, denn ich wollte wissen, ob mein Talisman den Strom ebenfalls aufgefangen hatte.
Das hatte er nicht.
Das Silber blieb normal. Es gab nicht die geringsten Anzeichen einer Erwärmung. Ich hätte jetzt sagen können, mich geirrt zu haben, aber das stimmte nicht. Diese Veränderung im Kopf hatte ich mir nicht eingebildet. Da hatte etwas Fremdes versucht, in meine Gedanken einzudringen, und das war schon ungewöhnlich.
Rechts neben mir raschelte es. Suko kehrte zu mir zurück und schaute mich fragend an.
»Tut mir leid, aber ich kann dir nichts Konkretes sagen.«
»Gut. Wie würdest du es dann ausdrücken?«
»Vielleicht, dass sich eine andere Macht hier in der Nähe etabliert hat.«
»Feindlich oder nicht?«
»Das weiß ich eben nicht. Aber als Angst einflößend habe ich den Kontakt nicht erlebt.«
»Gut, dann müssen wir uns entscheiden. Sollen wir noch länger hier am Ufer bleiben oder vielleicht doch dem Haus einen Besuch abstatten? Sehr weit ist es ja nicht entfernt.«
»Ja, das machen wir. Erst mal schauen, ob es bewohnt ist.«
Ich blieb noch am Ufer stehen, um einen letzten Blick über das Wasser zu werfen. Suko ging bereits in Richtung des Hauses, doch Sekunden später schon hörte ich seine Bemerkung.
»Wir bekommen Besuch.«
Das war eine Überraschung. Ich drehte mich zu ihm um und sah, dass er mit dem
Weitere Kostenlose Bücher