1749 - Teufel auf zwei Rädern
Das Schweigen empfand er wie eine Last. In dieser Umgebung war es sonst nie ruhig. Nun aber breitete sich eine Stille aus, die an den Nerven zerrte.
Maja nickte ihm zu. Es sah lässig aus. Überhaupt war sie eine Person, die sich durch nichts stören ließ. Sie ging ihren Weg, und sie bewegte dabei ihren linken Arm zu der entsprechenden Seite ihres Körpers hin. Dort musste irgendetwas sein, das der Zuhälter Sekunden später zu Gesicht bekam.
Es war ein Schwert!
***
Aus dem Hintergrund schrie jemand auf. Denn alle Zuschauer hatten mitbekommen, was da passiert war. Das Schwert musste als tödliche Waffe angesehen werden, und jetzt wusste Trigger auch, wie er sterben sollte. Das brachte ihn zum Lachen, denn so etwas war unmöglich.
Maja Ruffin reagierte nicht darauf. Sie starrte ihn an. Es war ein böser Blick, und ohne dass Trigger es bemerkte, ließ sie den Motor der Maschine an.
Ein knatterndes Donnern zerriss die Stille. Es war klar, was die Frau wollte. Sie würde auf ihr Opfer zufahren, um es von den Beinen zu holen. Einen Mord in aller Öffentlichkeit begehen.
Bevor Trigger diesen Gedanken noch hatte beenden können, röhrte der Motor noch mal auf.
Dann startete sie!
Die Maschine ruckte vor. Zwischen den beiden gab es nur eine kurze Distanz. Maja hätte den Zuhälter einfach überfahren können. Es sah im ersten Moment auch so aus, doch dann veränderte sie die Fahrtrichtung, und mit dem ersten Schwung preschte das Motorrad an ihm vorbei.
Trigger spürte noch den Luftzug. Er war zur Seite gewichen. Auch die anderen Zuschauer reagierten ähnlich. Sie spritzten auseinander, um der Frau Platz zu machen, und den brauchte sie auch. Sie raste davon, wich Menschen und geparkten Autos aus und fuhr dem Ende der Straße entgegen.
Das wurde von zahlreichen Augenpaaren beobachtet. Auch Trigger starrte ihr nach, und er dachte noch immer daran, sich in einem falschen Film zu befinden.
Er hatte die Drohungen gehört, wusste aber auch, dass ihm nichts passiert war. Er begriff es nicht, und seine Starre löste sich allmählich.
Jetzt spürte er die weichen Knie, aber auch die Wut, die ihn durchströmte. Er knirschte mit den Zähnen. Er schaute dieser Irren nach und dachte daran, wieder zurück in die Bar zu gehen, denn Maja war weit genug weg, sodass er sich gedanklich mit Gegenmaßnahmen beschäftigen konnte. Doch dann sah er, dass dieses Weibsstück nicht einfach nur den Rückweg angetreten hatte.
Maja war bis zu einem bestimmten Punkt der Straße gefahren. Dort hielt sie für einen Moment an. Ihr Schwert hielt sie in der Hand. Sie lenkte die Maschine nur mit einer Hand, auch ein Kunststück.
Langsam wendete sie ihre Maschine. Nicht um dreihundertsechzig Grad, nur um die Hälfte davon.
Sie schaute wieder nach vorn.
Und damit auch in Triggers Richtung, dem plötzlich klar war, dass ein Finale bevorstand.
Maja gab wieder Gas.
Die Maschine fuhr an.
Zunächst nur langsam, dann immer schneller. Die Menschen, die ihr im Weg standen, spritzten zur Seite weg. Die ersten Rufe gellten auf. Jeder Zuschauer wusste, dass hier etwas Entscheidendes geschehen würde.
Und sie nahm Tempo auf. Sie hatte ein Ziel, und das hatte schon vorher festgelegen.
Trigger war es. Er stand da wie eine Statue und sah die Maschine auf sich zurasen. Er hatte eigentlich fliehen wollen, doch irgendwie schaffte er es nicht. Seine Schuhe schienen auf dem Boden angenagelt zu sein.
Plötzlich strahlte ihn auch das Licht der beiden Scheinwerfer an, und es passierte noch etwas. Über das Schwert hinweg huschten plötzlich rotgelbe Feuerpunkte, die aufflackerten wie kleine Flammen und sich in den nächsten Sekunden zu einem Band vereinigten, das die gesamte Länge der Klinge einnahm.
So etwas hatte noch nie jemand der Zuschauer gesehen. Auch Trigger nicht. Nur war ihm klar, dass er das Ziel war. Ihm blieb kaum noch Zeit, sich zur Seite zu werfen. Dieser Feuerstuhl war einfach zu nah, würde ihn erfassen und...
Und wieder passierte etwas, was keiner der Zuschauer richtig begriff. Bevor die Frau ihr Opfer erreichte, hob das Motorrad vom Boden ab, als wäre es von einem Katapult geschleudert worden. Vor Trigger stieg es in die Höhe und ließ einen staunenden Zuhälter zurück, der in diesem Moment nichts mehr einschätzen konnte...
***
Wir hatten noch eine recht große Strecke vor uns. Von Süden her mussten wir nach London hineinfahren, aber es gab doch einen Vorteil für uns. Wir mussten nicht über die Themse, sondern konnten in einem
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