175 - Die Monster-Wette
Mann noch größer aus, als er tatsächlich war. Gleason schaute durch die Maschen des roten Netzes zu ihm hoch und preßte die Lippen fest zusammen. Der Mann hatte etwas Furchterregendes an sich, seine Züge ließen erkennen, daß er brutal war.
Wenn er mich bearbeitet, werde ich schreien müssen, dachte Harry Gleason. Kälte breitete sich in ihm aus und ließ ihn zittern. Der Bullige beugte sich herunter, griff mit seiner großen Pranke nach ihm, riß ihn hoch wie eine Styroporpuppe und stellte ihn auf die Beine. Damit er nicht umfiel, drückte er ihn gegen die Wand. So fest, daß Harry Gleason die Luft wegblieb.
Der Gefangene stöhnte leise.
»Sieh einer an, was für eine Ratte haben wir denn da?«
fragte der Bullige rauh.
»Sie mißverstehen die Situation«, krächzte Harry Gleason schwitzend.
»Ich wüßte nicht, was es da mißzuverstehen gibt. Du befindest dich an einem Ort, wo du nichts zu suchen hast.«
»Das… das kann ich erklären«, beeilte sich Harry zu sagen.
»Da bin ich aber mächtig gespannt, Kleiner«, knurrte der Bullige. »Laß dein Märchen hören.«
»Es ist kein Märchen, ich schwöre es. Auf der Straße waren ein paar schräge Typen hinter mir her. Die dachten, ich hätte Geld, und das wollten sie mir abknöpfen. Ich versteckte mich zuerst in diesem dreckigen Hof, aber das war mir dann nicht sicher genug, deshalb begab ich mich in den Keller, und irgendwie landete ich dann hier. Ich flehe Sie an, lassen Sie mich laufen. Ich bin kein Dieb oder etwas Ähnliches.«
»Auch kein Spion?« fragte der Bullige mit schmalen Augen.
»Um Himmels willen, wie kommen Sie denn auf so etwas?«
ächzte Harry Gleason. »Ich bin ein Niemand, der nichts weiß, nichts wissen will und sich für nichts interessiert. Ich wollte mich nur verstecken. Wenn ich dabei in einen Bereich vorgedrungen bin, den niemand betreten darf, bitte ich Sie, mir das nachzusehen. Ich wollte Sie nicht verärgern.«
»Okay, das war deine Geschichte, und nun laß die Wahrheit raus, Freundchen, oder muß ich dich erst züchtigen, damit du Vernunft annimmst?«
»Aber wenn ich Ihnen doch sage…«
»Na schön, du möchtest es auf die harte Tour. Kannst du haben. Kein Problem. Dann prügele ich die Wahrheit eben aus dir heraus.«
Der Bullige holte mit der Faust aus, und Harry Gleason schrie: »Warten Sie! Ich bin klein und kränklich. Wenn Sie mich schlagen, bringen Sie mich um!«
»Damit hättest du rechnen müssen«, sagte der Bullige mitleidlos. »Wie heißt du?«
»Gleason, Harry Gleason«, antwortete der Kleine schnell, um zu beweisen, daß er ehrlich war. »Ich kann mich ausweisen.«
»Nicht nötig. Wie heißt der andere?«
Harry zuckte wie unter einem Stromstoß zusammen. »Der a…? Welcher andere?«
»Mit dem du hierher kamst. Sag nicht wieder, daß du allein warst, denn das ist eine dicke Lüge. Ich weiß es.«
»Aber wenn ich Ihnen doch sage, daß…«
»Na schön.« Der Bullige grinste gemein. »Dann hast du Dir das, was jetzt kommt, selbst zuzuschreiben.«
***
Die Lykanthropen standen mitten im Saal und blickten sich suchend um – kraftstrotzende Kerle mit mächtigen Schädeln und krallenbewehrten Pranken. In ihren Schnauzen blitzten gefährliche Reißzähne. Ich hatte mit diesen grausamen Monstern nicht zum erstenmal zu tun. Mit einem einzigen Hieb oder einem einzigen Biß konnten sie einen Menschen töten.
Es ist bekannt, daß Hunde über einen Geruchssinn verfügen, der uns Menschen manchmal verblüfft, und noch viel besser ausgeprägt ist dieser Geruchssinn bei Wölfen, deshalb dauerte es auch nicht lange, bis die Bestien mich witterten.
Sie hetzten auf die Tür zu, hinter der ich stand. Ich schloß sie hastig und schob einen kleinen Metallriegel vor, aber ich gab mich keiner falschen Hoffnung hin: Dieser Riegel vermochte die Lykanthropen mit Sicherheit nicht aufzuhalten.
Hinter mir befand sich eine steile, schmale Treppe. Ich überlegte nicht lange, rannte die Stufen hinauf und erreichte eine Gittertür, neben der sich der Stromkasten befand. Als ich sie aufstieß, brach unten der Riegel, und die Tür knallte gegen die Wand.
Die Werwölfe behinderten sich, da mich jeder zuerst erreichen wollte. Ich sah links und rechts Aluminiumstege, die über die großen Aquarien führten.
Von hier oben konnte man die Fische füttern, mit einem Netz herausholen und in ein anderes Aquarium bringen.
Bestimmt wurden von hier aus auch Reinigungsarbeiten erledigt.
Ab und zu zweigten schmalere Stege links oder
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