1755 - Die FÃŒrstin und der Outlaw
auftauchen.
Mein Mann riet zu Vorsicht und zum Aufbau eines Abwehrriegels aus kämpf tauglichen Raumschiffen, um das Vinousch-System abzusichern. Clossan war dafür, umgehend die Herrscher der Nachbar-Oktanten einzuladen und sich gemeinsam mit ihnen zu beraten. Er stimmte meinem Gemahl und Kanzler aber darin zu, die galaktischen Rohlinge auf keinen Fall nach Garnach vordringen zu lassen.
Das sei zu gefährlich, denn die Fremden hätten nachweislich schon genügend Unheil angerichtet. Leute wie Esker Harror stellten - aufgrund der vorliegenden Berichte - keine Gesprächs- und Handelspartner dar.
Ich dachte etwas anders darüber, aber noch behielt ich meine Meinung für mich. Allmählich reifte aber in mir ein Entschluß heran.
Fenerod forderte ganz entschieden, nach jedem denkbaren Weg zu suchen, um mit den Fremden Geschäfte zu machen. Er verlangte sogar, daß ich die geheimen Vorräte an Jaskill-Objekten für die Tauschgeschäfte aus den Tresoren holen und sie den Fremden anbieten sollte.
Mit dem Gedanken hatte ich ja auch schon geliebäugelt.
Mylass hingegen meinte, er müsse erst weitere Informationen einholen. Insbesondere ging es ihm darum, aus dem Jondoron-Oktanten in Erfahrung zu bringen, was unter Imprint-Waren zu verstehen war.
Syncomp gab keinen schriftlichen Kommentar von sich. Das bedeutete, daß er keine der gehörten Meinungen bevorzugte. Die Lage war unklar, und unter meinen Beratern herrschte keine Einigkeit.
Die Entscheidung lag also wieder einmal allein bei mir. Ich traf sie nach kurzer Überlegung und erntete verwunderte Blicke. Meine Autorität reichte aber aus, um jeden Widerspruch im Keim zu ersticken.
Es entsprach nun einmal meinem Wesen, in fraglichen Situationen in die Offensive zu gehen.
2.
Der Outlaw Wir hatten die Grenzländerstation SCHERMOTT hinter uns gelassen. Die ganze Aktion war ein Reinfall gewesen. Es hatte sinnlose Opfer auf beiden Seiten gegeben. Auch wir hatten ein paar Raumschiffe verloren.
Zugegeben, außer mir machte sich kaum jemand Gedanken darum. Alle hatten nur eins im Sinn: den Erwerb von neuen Imprint-Waren.
Die Stimmung an Bord der ORMIGO war gereizt, zugleich auf dem absoluten Nullpunkt. Um die einzelnen Zwischenfälle und Reibereien kümmerte sich kaum jemand.
Harold Nyman, mein Partner und zugleich offizieller Kommandant des 200 Meter durchmessenden Kugelraumers, hatte eine Ruhepause befohlen. Er selbst wollte die Lage erst einmal sondieren. Ich wollte das auch. Aber ob sich der bunt zusammengewürfelte Haufen, den wir Mannschaft nannten, daran halten würde, war eine andere Frage.
An Bord befanden sich etwa 1100 Personen. Weit über 90 Prozent davon waren Passagiere, also reine Outlaws ohne Funktionen. Eigentlich waren wir alle Outlaws, und so nannten wir uns auch. Aber für die Steuerung und Verteidigung der ORMIGO benötigte man keine 100 Mann.
Ich hatte mich in meine Privatkabine zurückgezogen und studierte hier die letzten Informationen.
Homer G. Adams hatte sich offensichtlich mit seiner TANKSET in Richtung des sogenannten Jondoron-Oktanten abgesetzt. Das war aber mehr eine Vermutung.
Warum er gerade diesen Weg gewählt hatte, blieb sein Geheimnis. Es mochte sein, daß der Aktivatorträger auf der Grenzländerstation vom Lagerherrn Phermi oder von einem anderen kompetenten Wesen nützliche Informationen erhalten hatte. Es konnte aber auch sein, daß er aufs Geratewohl den Kurs gewählt hatte und nichts weiter im Sinn hatte, als den Pulk, der sich Harold und mir angeschlossen hatte, abzuschütteln.
Einer beobachtete ja mißtrauisch den anderen. Und darin unterschied ich mich auch nicht von Adams.
Eins hatte der Hanse-Chef mit seinem Alleingang zumindest bewirkt: Die meisten Raumschiffe aus seinem Gefolge hatten sich nun uns angeschlossen. Ein verlockendes Ziel schien er also nicht anbieten zu können.
Bei meinem letzten Einsatz mit Phil Stratars KATHAR hatte ich noch über ein komplettes Labor für Drogenforschung und chemische Extrakte verfügt. Auf der ORMIGO hatte ich in meinen Privaträumen die wichtigsten Dinge untergebracht, die ich brauchte, um die eine oder andere geeignete Mixtur zu brauen.
Ich mischte in einer Retorte ein paar Säfte zusammen und trank das fertige Produkt in einem Zug aus. Warme Wellen peitschten durch meinen Körper.
Ich spürte die Hitze, wie sie sich von meinem Magen aus nach oben ausbreitete. Als sie den Kopf erreichte, war es, als ob jemand einen Vorhang wegzog, der vor meinen Augen gehangen
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