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Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot

Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot

Titel: Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Prolog
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    D ie milchige Flüssigkeit im Standmixer schimmerte hellrot im Licht der Kerzen, als Gernod Scherer – seines Zeichens Bankdirektor a. D. – sie in vier Gläser umfüllte. Dabei murmelte er, wie es das Ritual erforderte: »Männer, das ist das Blut, das uns unsterblich macht.«
    Doktor Peter Berner, der pensionierte Chefarzt einer renommierten Privatklinik, seufzte, als er sein Glas entgegennahm. »Unsterblich! Schön wär’s ja. Aber geht es nicht etwas weniger pathetisch? Zum Beispiel einfach: Das ist der Tomatensaft, der uns gesund erhält?«
    »Wie würde das klingen!«, sagte Scherer empört. »Das wäre wohl kaum einer Geheimloge würdig. Außerdem ist da mehr drin als nur Tomatensaft. Aloe-vera-Frischpflanzensaft, Eiweißpulver, Vitamin C und E …«
    »… und Wodka«, ergänzte Fritz Gaertner, der mit seiner stattlichen Körpergröße von einem Meter fünfundachtzig und dem vollen, schneeweißen Haar die beeindruckendste Erscheinung unter den alten Herren darstellte. Die letzten zwanzig Jahre bis zu seiner Pensionierung hatte er einen namhaften Automobilkonzern geleitet. »Der Wodka ist noch das Beste daran, wenn ihr mich fragt.«
    »Das Blut, das uns unsterblich macht«, wiederholte Hubert Rückert, ehemaliger Rektor des Johannes-Gutenberg-Gymnasiums und Erbe der berühmten Rückert-Millionen.»Wenn ich es nur oft genug höre, dann glaube ich auch daran.«
    Doktor Berner seufzte wieder. »Die Gesundheit ist wohl das Einzige, das man für Geld nicht kaufen kann«, sagte er und trank seinen Tomatenshake mit Todesverachtung aus. »Und natürlich Glück und Liebe. Und – wohl am wenigsten – das Glück unserer Kinder.«
    Scherer brummte amüsiert. »Du wirst deiner Tochter wohl den Rest deines Lebens übel nehmen, dass sie einen Metzger geheiratet hat!«
    »Das kannst du mir glauben!« Doktor Berner goss sich Wodka nach und nahm einen langen Zug. »Da hat das Mädchen Medizin studiert, und ich hatte für sie schon eine wunderbare Stelle gefunden, und was macht sie? Sie heiratet jemanden, der mit beiden Armen in Tiergedärmen herumwühlt, und will fortan nur noch an seiner Fleischtheke arbeiten. Was, bitte, nutzt mir hier mein ganzes Geld? Jedes Mal, wenn ich sie sehe, bricht sie mir das Herz mit ihrem: Darf’s noch ein bisschen mehr sein, Papa?«
    Fritz Gaertner lachte. »Ich bin sicher, wenn du nur genug hinblätterst, würde sie ihre Leberwurst sausen lassen.«
    »Niemals.« Doktor Berner schüttelte überzeugt den Kopf. »Sie ist so stur, und sie schert sich einen Dreck um Geld, wirklich. Ich bin’s aber auch selber schuld: Ich habe sie ein Leben lang Bescheidenheit gelehrt. Und den Sturkopf hat sie von mir geerbt.«
    »Vielleicht müsstet du einfach dem Schwiegersohn das Geld anbieten«, schlug Rückert vor. »Damit er deine Tochter aus seiner Metzgerei wirft.«
    »Nein, nein, das würde nicht funktionieren«, sagte DoktorBerner. »Die Kinder machen doch immer nur, was sie wollen. Ich bleibe dabei: Seine Kinder kann man nicht mit Geld kaufen.«
    »Meine schon«, sagte Fritz Gaertner mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Aber dafür war mir mein Geld immer zu schade. Sonst hätte ich wohl verhindert, dass meine Söhne so alberne Berufe ergreifen, sich bis über beide Ohren verschulden und die falschen Frauen heiraten.«
    »Ich weiß gar nicht, was du hast. Stephans Frau, das Lockenköpfchen, ist doch ganz entzückend«, sagte Scherer. »Ich habe erst heute meine Balkonbepflanzung bei ihr in Auftrag gegeben, und ich finde, sie hat ein wirklich bezauberndes Lächeln.«
    »Aber sie ist nicht die richtige Frau für Stephan«, sagte Fritz. »Die beiden sind so verschieden wie Tag und Nacht. Und obwohl sie schon seit zehn Jahren verheiratet sind, gibt es immer noch keinen Nachwuchs. Ebenso wenig wie bei meinem Ältesten. Ich frage mich manchmal, ob die jungen Leute von heute überhaupt wissen, wie man das macht: Nachwuchs zeugen!«
    »Wenn du unbedingt Enkelkinder von deinen Söhnen willst, dann versuch doch mal, dir welche von ihnen zu
erkaufen
«, schlug Doktor Berner augenzwinkernd vor.
    »Das wäre kein Problem«, sagte Fritz ungerührt. »Für Geld würden die alles tun. Aber ehrlich gesagt ist mir mein Geld dafür zu schade. Ich war immer der Ansicht, dass ich mich nicht krumm gelegt habe, damit meine Kinder das Geld zum Fenster hinausschmeißen. Außerdem sollten sie ihre eigenen Erfahrungen sammeln – auch schlechte. Kurzum, mein Geiz hat verhindert, dass meine Söhne das tun, was mir

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