1756 - Das Grauen hieß Elvira
weiter an dem Fall arbeiten, das stand fest. Hier war ich gefordert worden, und die Weihnachtsgeschenke blieben außen vor. Ich hoffte nur, dass weitere Begegnungen mit dieser Elvira Little etwas weniger aktionsreich ablaufen würden. Ich wusste einiges über sie. Aber wie verhielt es sich bei ihr? Wusste sie auch was über mich?
Ja, auch wenn ich ihr nichts gesagt hatte. Wenn sie auf der anderen Seite stand, dann musste sie etwas gespürt haben. Und letztendlich auch gesehen, denn eigentlich hätte ich in ihren Augen längst tot sein müssen.
»Hast du das Feuer gelegt?«
Ich zuckte leicht zusammen, aber ich kannte die Stimme auch, die dem Mann gehörte, der mich in meinem Rücken angesprochen hatte.
Es war Suko, und als ich fragte, was ihn hergetrieben hatte, da sagte er nur: »Die Sorge um dich. Auch Glenda hat sich Sorgen gemacht. Da musste ich einfach nachschauen.«
»Danke. Ihr seid einfach zu gut zu mir.«
Er deutete in die Höhe. »Hast du dieses qualmende Dach da zu verantworten?«
»Nein.«
»Ich dachte schon...«
»Aber ich war oben.«
Jetzt schaute mich Suko an, als wollte er mir die Freundschaft kündigen.
»Also doch...«
»Aber ich habe mit dem Brand nichts zu tun. Zumindest nicht direkt.« Er erhielt von mir einen Bericht, wie ich auf das Dach gelangt war und dort den Anfang einer Flammenhölle erlebet hatte.
Er nickte. »Ja das hatte ich mir fast gedacht. Hoffentlich kriegen die Kameraden es auch gelöscht.«
Das war nicht unsere Sache. Uns ging es um Elvira Little, die aber hatte sich zurückgezogen und würde uns freiwillig nicht in die Arme laufen.
Suko erklärte mir, wo er seinen Wagen geparkt hatte. Wir mussten noch ein Stück laufen.
»Was weißt du über sie, John?«
»Zu wenig.«
Er musste lachen. »Das ist wirklich nicht viel. Und wozu ist sie fähig? Was meinst du?«
»Zu allem.«
»Okay. Und dabei kann sie dann auf die Hilfe unserer Freunde von der anderen Seite zählen.«
»Das ist leider so.«
Suko sagte nichts mehr. Er grübelte vor sich hin. Dann sah ich den schräg auf dem Gehsteig stehenden Rover, der allerdings das Blaulicht auf dem Dach trug. So würden sich die Kollegen hüten, den Wagen mit einer Wegfahrsperre zu versehen.
Als wir einstiegen, tauchte ein uniformierter Kollege auf, ein Hüne von Mann.
»Wir sind schon wieder weg«, sagte Suko und öffnete die Tür.
»Ja, das ist auch gut. Hier stehen Sie im Weg. Müssen Sie verstehen.«
»Alles klar.«
Ich stieg noch nicht ein, denn mir war plötzlich etwas eingefallen. Es bestand zwar nur eine hauchdünne Chance, aber die war besser als gar keine. Möglicherweise hatte der Kollege etwas gesehen, denn auch Elvira Little hatte von hier verschwinden müssen.
Ich sprach ihn auf die Frau an und gab ihm eine Beschreibung.
»Ach, die suchen Sie?«
»Ja.«
Er nickte und meinte dann: »Ich glaube, sie gesehen zu haben. Ja, sie ist an mir vorbeigelaufen. Sie war allein. Wenn ich mich recht erinnere, hat sie mit sich selbst gesprochen, ich habe aber nicht gehört, was sie sagte. Sie war dann auch schnell weg.«
»Und wohin ist sie gegangen?«
»Ah – keine Ahnung.«
»Ich meine, in welche Richtung ist sie gegangen? Das werden Sie doch wohl behalten haben.«
Er überlegte einen Moment. Danach schüttelte er den Kopf und sagte: »Nein, sie war plötzlich weg.«
»Also sofort?«
»Das denke ich, denn ich habe sie nicht mehr gesehen. Außerdem war sie auch nicht so wichtig für mich.«
Das war verständlich. Für ihn war diese Person eine Frau wie jede andere auch. Wir mussten das jedoch anders sehen. Ich bedankte mich bei dem Kollegen und stieg in den Rover.
»Und jetzt?«, fragte Suko.
Ich sagte erst mal nichts. Im Außenspiegel zeigte sich ein besonderes Bild.
Die Kollegen von der Feuerwehr waren noch immer dabei, die Flammen zu löschen. Über dem Haus lag ein dichter Ring aus Rauch.
Die Menschen standen noch immer hinter den Absperrungen und schaute sich das Geschehen an. Wahrscheinlich konnten die wenigsten begreifen, was hier abgelaufen war, obwohl sie es sahen. Ob sich Menschen auf dem Parkdeck aufgehalten hatten, war mir nicht bekannt, ich konnte nur hoffen, dass es nicht so war.
Suko erwartete zu Recht eine Antwort, die er auch von mir erhielt. Gefallen konnte sie ihm nicht, denn ich selbst hatte ebenfalls meine Probleme damit.
»Wir müssen diese Frau finden. Sie ist eine Mörderin, die mit der anderen Seite in Verbindung steht.«
Suko nickte. »Du hast ihr gegenüber gestanden. Ist dir
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