1757 - Der Vampir-Garten
Es konnte sich um einen Blutfleck handeln.
Jetzt sah er, wie sich der Mann erneut übergab. Das Geräusch war nicht gerade angenehm. Und Suko bekam zu sehen, was sich da aus dem Mund löste.
Blut!
Ja, es sah aus wie dickes Blut, das sich mit dem vereinigte, was schon auf dem Boden lag...
***
Da ließ sich nichts schönreden. Suko sah etwas, über das er nur den Kopf schütteln konnte. Ihm kam auch kein anderer Vergleich in den Sinn. Was er da sah, erinnerte ihn stark an das Blut eines Menschen, und bei der Masse musste der am Boden hockende Mensch innerlich fast verblutet sein.
Suko lief zu ihm. Er hörte ihn stöhnen. Der Mann hatte sich jetzt aufgestützt. Er drehte seinen Kopf zur Seite, um Suko anschauen zu können, denn er hatte etwas gehört.
Erst jetzt erkannte Suko den Mann. Er wohnte auf demselben Flur wie er und John Sinclair, war allerdings erst vor Kurzem eingezogen. Suko wusste nicht mal den Namen, aber ihm war klar, dass er helfen musste.
So etwas passierte nicht von allein, dass ein Mensch plötzlich Blut spie. Da musste es einen anderen Vorfall gegeben haben.
Suko erreichte den Mitbewohner, als dieser auf die Füße kam und dabei noch sehr wacklig war. Er konnte froh sein, dass Suko ihn hielt, sonst wäre er bestimmt gefallen.
Die Tür zur Wohnung des Mannes stand offen. Suko las auch den Namen auf einem Schild. Der Mann hieß Eddy Lavall, und er würde ihm sicherlich einiges zu sagen haben.
»Jetzt gehen wir erst mal in Ihre Wohnung, und dort sehen wir weiter.«
»Aber es ist mitten in der Nacht.«
Suko lachte. »Das weiß ich. Und ich denke, dass es nicht tragisch ist. Wir beide sehen stark aus, tragen nur unsere Schlafanzüge, aber bei Ihnen ist das Oberteil mit Blut befleckt.«
»Ja, das blieb nicht aus.«
Suko betrat eine fremde Wohnung, die ihm aber nicht so fremd war, weil sie den gleichen Schnitt aufwies wie seine, in der er mit Shao lebte. Die beiden Männer fanden den Weg in den Wohnraum, in dem Suko sofort die Vase auffiel, aus der seltsam dunkle Rosen ragten. Das nahm Suko nur am Rande wahr. Er konzentrierte sich auf Eddy Lavall, der ihm gegenübersaß. Der Mann hatte eine Decke über seine Schultern gehängt. Er fror und starrte Suko an.
»Es ist auch nicht normal, was Sie getan haben – oder?«
»Nein. Das ist es nicht.«
Eddy Lavall schaute Suko schief an. »Wer sind Sie eigentlich?«
»Einer, der auch hier wohnt. Ein paar Türen weiter. Sie sind neu hier, nicht?«
»Ja, ja, lange wohne ich noch nicht hier.«
»Ich bin übrigens Suko.«
Lavall runzelte die Stirn. Dann verzogen sich seine Lippen, und er fragte: »Dieser Suko, der mit John Sinclair beim Yard arbeitet und oft die wahnsinnigsten Fälle erlebt?«
»Ja, der bin ich.«
»Haha, da haben die Leute hier wohl nicht zu viel erzählt.«
»Wie meinen Sie das?«
»Ach, vergessen Sie es. In einem Haus wie diesem wird eben viel geredet.«
»Aber Ihnen geht es wieder besser – oder?«
Lavall sagte nichts. Er winkte ab.
»Ja oder nein?«
»Ach, ich will mich nicht beschweren. Es hätte schlimmer kommen können, das sage ich Ihnen.«
»Sie haben Blut gespuckt, Mister Lavall.«
»Habe ich das?«
Suko fühlte sich leicht auf den Arm genommen. »Bitte, das habe ich gesehen. Ich hörte auch die ungewöhnlichen Geräusche. Sie haben mich praktisch geweckt.«
»Ja, mir war übel.«
»Und das Blut...«
»Ach, vergessen Sie das. Das war kein echtes Blut. Glauben Sie mir.«
»Was war es dann?«
»Ist nicht wichtig.«
Suko hatte längst das Gefühl, dass der Mann ihn loswerden wollte. Aber darauf ließ er sich nicht ein. Hier war etwas passiert, das nichts mit der Normalität zu tun hatte. Und das sorgte bei Suko für eine besondere Neugier.
»Warum wollen Sie nicht die Wahrheit sagen, Mister Lavall?«
»Welche Wahrheit denn?«
»Die echte.«
Lavall schüttelte den Kopf. »Mir ist schlecht geworden, echt schlecht. Ich kenne das. Ich will auch nicht länger darüber reden. Nehmen wir es einfach hin.«
»Das kann ich nicht.«
»Warum nicht?«
»Weil es Ihnen sehr schlecht ging. Was dort als Hinterlassenschaft auf dem Flur liegt, das ist nicht normal. Das ist etwas, über das man reden muss.«
»Wieso?«
»Ja, das steckte in Ihnen. Wenn es kein Blut ist, was ist es dann? Und sagen Sie mir nicht, dass es sich um Erbrochenes handelt. Das mag zwar zutreffen, aber auch Erbrochenes sieht in der Regel anders aus.«
»Dann ist es eben anders. Ist das tragisch? Soll ich mich deswegen aufhängen? Nein, darin
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