1757 - Der Vampir-Garten
wenn sie eine so ungewöhnliche Farbe hatten?
Er roch daran!
Ja, Lavall hatte recht. Sie rochen nach Blut, und das war für Suko völlig neu. Er nahm den Kopf zurück, roch noch mal und stellte fest, dass der Geruch nicht verschwand.
Er drehte sich wieder um und schaute Lavall an, der erst mal nichts sagte und nur angespannt auf seinem Stuhl hockte.
»Ja, ich muss zugeben, dass Sie mich nicht angelogen haben«, sagte Suko.
»Aha.«
»Aber woher stammen die Blumen? Die sind doch nicht normal.«
»Man hat sie mir geschenkt. Ich konnte sie aus dem Großmarkt mitbringen.«
»Haben Sie mit Blumen zu tun?«
»Ja, ich hole sie ab und liefere sie zu den verschiedenen Händlern, die nicht zum Großmarkt wollen. Deren Job übernehme ich dann. Nicht jeden Tag, aber er reicht aus, um mich zu ernähren. Das ist alles, mehr kann ich nicht sagen.«
»Ja, das ist schon in Ordnung.« Für den Anfang reichte es Suko. Er wollte nur wissen, warum es Lavall schlecht geworden war und er diese Flüssigkeit ausgespien hatte.
Lavall sagte zunächst nichts. Er starrte nur. Aber er überlegte, das war ihm anzusehen, und er würde bald mit einer Antwort herausrücken, das spürte Suko.
Lavall sprach mit leiser Stimme, und er gab so etwas wie ein Geständnis ab.
»Ich habe zwei dieser Blumen gegessen.«
Suko zuckte zusammen. »Was haben Sie? Die beiden Blumen gegessen?«
»Ja.«
»Und warum?«
»Ich musste es einfach tun. Sie haben es mir befohlen. Ich stand vor ihnen und musste sie mir in den Mund stecken. Ich wollte es nicht, hatte aber keine Chance, denn die andere Seite ist stärker gewesen. Das ist die Wahrheit.«
Suko sagte zunächst nichts. Dann nickte er und meinte: »Ich glaube Ihnen, Eddy. Ja ich glaube Ihnen.« Er schüttelte trotzdem den Kopf und ging zur Seite. Dabei schaute er auf die restlichen vier Blumen und dachte nach.
Er kam schließlich zu einem Entschluss. Bisher hatte er sie nicht angefasst, das tat er jetzt. Mit der Kuppe des Daumens und mit der des Zeigefingers berührte er eines der dunklen Blätter. Es fühlte sich völlig normal an. Dann drückte er stärker, zerrieb das Rosenblatt und schaute anschließend auf seine beiden Fingerkuppen.
Sie waren rot.
Rot wie Blut!
Suko brachte die Finger dicht an die Nase und nahm den Geruch wahr. In der Tat, diese Rosen rochen tatsächlich nach Blut. Und sie schienen sogar mit Blut gefüllt zu sein, sonst wäre es nicht hervorgetropft.
Nur dachte Suko nicht im Traum daran, diese Blume zu essen. Davon ließ er die Finger, und er konnte auch nicht verstehen, dass es Eddy Lavall so ergangen war.
Er schaute ihn wieder an und nickte ihm zu. »Sie haben also zwei Blumen gegessen?«
»Ja.«
»Und warum?«
»Weil ich es musste. Das habe ich Ihnen doch schon gesagt. Warum fragen Sie noch mal?«
»Weil ich es kaum fassen kann. Ich möchte Sie zudem fragen, ob Sie die Blumen behalten wollen oder sie mir geben, damit ich sie aus Ihrer Reichweite schaffe?«
»Nein, nein, die will ich behalten. Die tun mir ja nichts.«
»Und Sie glauben nicht, dass sie noch mal aufgefordert werden, sie zu essen?«
»Das weiß ich nicht. Aber ich werde mich dagegen wehren. Reicht Ihnen das?«
»Vorerst schon.«
»Dann bin ich ja zufrieden.«
Suko lächelte. »Das können Sie meinetwegen sein. Ich bin es aber nicht. Und ich sage Ihnen schon jetzt, dass mein Kollege und ich diesem ungewöhnlichen Phänomen nachgehen werden.«
»Ist mir egal.«
»Wir werden in ein paar Stunden bei Ihnen sein. Sind Sie dann zu Hause oder müssen Sie fahren?«
»Nein, ich habe morgen frei. Oder heute.«
»Gut, wir sehen uns dann.«
Lavall nickte. Er streifte seine Decke ab und erhob sich. Das Bett wartete auf ihn.
Suko ging ebenfalls. Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, glaubte er an einen Traum. Doch es war keiner. Er musste nur nach vorn auf den Boden schauen. Dort breitete sich der rotschwarze Blutfleck aus oder der Rest dessen, was aus dem Mund des Mannes geströmt war.
Suko brauchte nur wenige Schritte zu gehen, um seine Wohnung zu erreichen. Als er die Tür aufschloss, fiel ihm sofort das Licht auf, das im Flur brannte.
»Suko?«
Er hatte die Stimme seiner Partnerin gehört. Shao kam jetzt aus dem Bad, blieb stehen und schaute ihren Mann aus großen Augen an.
»Ich weiß, was du fragen willst, Shao. Ich gebe dir die Antwort schon vor der Frage. Ich komme von einem Nachbarn. Er heißt Eddy Lavall.«
Shao wollte etwas sagen, aber ihr fehlten die Worte. Suko musste lachen und
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