1757 - Der Vampir-Garten
Sekunden. Da lief sie auf das ihr am nächsten stehende Rosenbeet zu, wobei es sie nicht interessierte, dass ich noch immer meine Pistole in der Hand hielt. Es war keine Flucht. Sie wollte in ihrem Wahn tatsächlich ihr großes Werk retten.
Vor dem Beet blieb sie stehen. Sie presste ihren Rücken dagegen, breitete die Arme aus und schüttelte den Kopf.
»Was ist?«, fragte Suko, der auf sie zu schlenderte.
»Du wirst keine Rose mehr vernichten!«, flüsterte die Blutsaugerin. »Das verspreche ich.«
Suko schüttelte den Kopf. »Versprich nichts, was du nicht halten kannst.«
Die Antwort hatte ihr nicht gefallen. Sie brüllte Suko an und riss dabei ihren Mund auf. Es sah auch so aus, als wollte sie sich auf den Inspektor werfen, aber sie verwandelte den Sprung in eine halbe Drehung, stützte sich dabei am Rand des Beets ab und sprang in die Höhe. Sehr geschmeidig, fast schon elegant, und sie gab sich noch mehr Schwung, sodass sie in den Rosen landete. Es war für mich eine Geste der Verzweiflung, denn sie konnte damit nichts erreichen. Dennoch kniete sie zwischen ihren Blumen und schrie.
»Nein! Es sind meine Blumen. Ihr habt kein Recht, sie zu zerstören...«
Suko blieb cool. »Das sehe ich anders. Wir haben uns geschworen, alle Blutsauger zu vernichten, auf die wir treffen. Und dieses Versprechen werden wir halten.«
Ich hielt mich zurück. Das war Sukos Sache. Sein Blut hatte Rebecca Baker trinken wollen. Es war ihr nicht gelungen, aber Suko würde sie vernichten.
Erneut holte er aus.
Und dann schlug er zum zweiten Mal zu.
Rebecca Baker dachte noch immer daran, ihre Züchtungen zu retten. Sie riss die Arme hoch, um die drei Riemen aufzuhalten. Was sie auch schaffte, aber sie hatte zugleich ins Verderben gegriffen, denn auch für sie war die Peitsche tödlich.
Alle drei Riemen erwischten sie.
Sie brüllte auf. Dann ließ sie sich nach hinten fallen und presste die Hände gegen ihr Gesicht, als sollte niemand sehen, was mit ihr geschah.
Sie jammerte. Leise Schreie drangen aus ihrem Mund. Dann rutschten die Hände ab, sodass ihr Gesicht freilag oder das, was von ihm noch zu erkennen war.
Ein Teil der Haut war abgefallen. Sie hatte sich regelrecht eingerollt, und nun waren die Lippen an der Reihe, die anfingen, sich aufzulösen.
Ebenso wie die helle Haut innerhalb des Ausschnitts. Es war das Ende eines Vampirs. Mich wunderte nur, dass Rebecca Baker nicht schrie. Sie fiel stattdessen in ihre Blutrosen hinein, die noch etwas von der Peitsche abbekommen hatten und allmählich ihr Aussehen verloren.
Sie würden sehr bald Staub sein, und dieses Schicksal stand auch der Blutsaugerin bevor, von der dann höchstens das Skelett zurückblieb.
Alice kam auf uns zu. Die anderen beiden Frauen hatten sich abgewendet. »Das ist sie gewesen – oder?«
»Ja, das war sie«, sagte ich.
»Gut, dann brauchen wir uns ja nicht mehr um die Rosen zu kümmern.« Sie schüttelte den Kopf, drehte sich um und ging wieder weg. »Ich schaue mal nach Eddy Lavall. Kann sein, dass er noch lebt.«
Ja, er lebte. Das erfuhren wir wenig später. Aber er hatte viel Blut verloren und musste in ein Krankenhaus gebracht werden.
Und Suko hatte auch noch einiges zu tun. Rosen vernichten, um keinen Hinweis mehr auf einen Vampir-Garten zu hinterlassen...
ENDE
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