1757 - Der Vampir-Garten
hat der Typ beruflich mit Blumen zu tun, hast du erzählt, Suko. Das könnte ein Aufhänger sein.«
»Der Meinung bin ich auch. Jedenfalls werden wir ihn uns mal aus der Nähe anschauen. Ich bin gespannt, wie er die Nacht überstanden hat. Hilfe hat er ja nicht annehmen wollen.«
Blumen, die etwas Besonderes waren!, dachte ich. Aber nicht im positiven Sinn. Nachdenklich ging ich hinter Suko her und war gespannt, was mich an diesem frühen Morgen erwartete...
***
Selten war ich mit einer so großen Anspannung in meinem Innern über den Flur gegangen. Ich wohnte – ebenso wie Suko und Shao – in einem Hochhaus, das seine Jahre auf dem Buckel hatte. Es war hier einiges passiert im Laufe der Jahre. Vor allen Dingen des Öfteren in der Tiefgarage, aber auch in den Fluren hatte es Auseinandersetzungen mit unseren Feinden gegeben, doch so etwas wie an diesem Morgen war uns noch nicht vorgekommen.
Da gab es einen Mann, der Blumen aß und danach einen blutigen Brei ausspuckte. Blut brachte ich stets mit Vampiren in Zusammenhang, wobei ich bis jetzt in diesem Fall noch keinen Hinweis auf Blutsauger hatte. Aber was nicht war, das konnte ja noch werden, und ich war gespannt darauf, den Mann kennenzulernen, von dem alles ausgegangen war.
Ich hielt mich hinter Suko. Der Flur war um diese Zeit nicht leer. Irgendjemand von den Bewohnern verließ seine vier Wände immer mal, um zur Arbeit zu gehen und sich in den Londoner Verkehr zu stürzen.
Vor der Wohnungstür blieben wir stehen. Wir machten uns noch nicht bemerkbar, sondern lauschten erst, aber es war nichts zu hören. Die normale Ruhe blieb, und ich nickte Suko zu.
Er schellte.
Wir hörten die Töne im Innern der Wohnung. Jetzt kam es darauf an, und wir lauerten darauf, dass uns die Tür geöffnet wurde, was auch passierte.
Ein kurzes Erschrecken, dann fragte Eddy Lavall. »Sie? Sie sind es, Mister?«
»Ja.«
»Und nicht allein, wie?«
»Genau. Ich habe meinen Kollegen mitgebracht. Dürfen wir bei Ihnen eintreten?«
»Ja, ich habe nichts zu verbergen.« Er trat zurück und machte uns Platz.
Lavall trug einen alten Jogging-Anzug und helle Schlappen. Das Haar hatte er nicht gekämmt. Es lag wirr auf seiner hinteren Kopfhälfte. Er hatte ein etwas breites Gesicht und auf seinen Wangen wuchsen kleine Härchen.
Ich schnupperte, weil Suko von einem bestimmten Geruch gesprochen hatte, den auch ich wahrnehmen wollte, was in diesem Fall schon recht schwer war. Der Mann musste gelüftet haben. Jedenfalls war der Geruch nicht vorhanden oder nur schwach und das beschränkte sich auf das Wohnzimmer, das Suko betrat, ohne mit Eddy Lavall darüber gesprochen zu haben.
Im Flur hatte ich den Blutfleck gesehen. Als ich mir hier den Boden anschaute, sah ich ebenfalls die dunklen Flecken. Sie hoben sich deutlich von der Farbe des Teppichs ab.
Die Vase stand auf dem Tisch. Aus ihrer Öffnung ragten die noch übrig gebliebenen vier Rosen. Wir sahen ihre Köpfe, die nicht nach unten geknickt waren. Die Rosen schienen wirklich noch frisch zu sein.
Ich wandte mich an Suko. Er und Lavall standen bei der Tür zusammen.
»Ist alles so, wie du es gesehen hast?«
»Klar.« Suko schaute seinen Nebenmann an. »Haben Sie denn etwas unternommen?«
»Nein, nein, ich habe nichts getan. Wie sollte ich auch? Ich wollte nicht.« Er hatte schnell und hektisch gesprochen.
»Aha«, sagte Suko und nickte. »Sie haben sich also ganz normal benommen.«
»Ja.«
»Und Sie haben gut geschlafen?«
Eddy Lavall verzog die Lippen. Dann gab er zu, dass er schon bessere Nächte gehabt hätte. Er sprach von Anfällen, die ihn nur schwer hatten Luft holen lassen. Jedenfalls hatte er das Gefühl gehabt, als ob sich jemand im Zimmer aufgehalten hätte.
»Aber Sie haben nichts gesehen?«, fragte ich.
»Ja, so ist es. Nichts habe ich gesehen. Ich – ich – traute mich auch nicht, das Licht einzuschalten.« Er blickte auf die Lampe. »Irgendwie hatte ich Furcht davor, jemanden zu sehen, der in meiner Wohnung war. Es ist alles gut gegangen.«
»Dann wissen Sie nicht, ob jemand tatsächlich Ihre Wohnung betreten hat oder nicht?«
»So ist es. Aber ich glaube nicht.« Er lächelte. »Ich habe schon genug Probleme.«
Suko deutet auf die vier Blumen. »Und Sie haben keinen Bock darauf gehabt, sie wieder zu essen?«
»Nein, das hatte ich nicht.«
»John, sie gehören dir.«
Darauf hatte ich praktisch gewartet. Ich hatte mich nicht vordrängen wollen, war aber nach wie vor von der Wichtigkeit der Rosen
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