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1769 - Endreddes Bezirk

Titel: 1769 - Endreddes Bezirk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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mir hatte, die dem Datentausch zwischen mehreren positronischen Speichereinheiten diente.
    Was er da tut, macht nicht den geringsten Sinn, behauptete das Extrahirn.
    Nein. Sobald er das Gerät in Betrieb setzt, wird es irreparabel zerstört.
    „Du kommst aus Stomal Zystaans Akonenflotte?" fragte ich vorsichtig. „Und vorher warst du imprintsüchtig?"
    „Ja, genau."
    Thygerath setzte ein positronisches Schaltelement, das er zwischendurch entnommen und fehljustiert hatte, wieder ein - natürlich an den falschen Platz.
    Wenn man ein photographisches Gedächtnis hat, merkt man diese Dinge.
    „Welchen Beruf hattest du, bevor du nach Hif dobaan kamst?"
    Er lächelte entrückt. „Ich war ein Psycho-Wissenschaftler. Meine Geschicklichkeit mit Menschen hat mir großen Heichtum gebracht. Das war auch der Grund, weshalb ich mir ein Hamamesch-Warenstück und die Passage nach Hirdobaan leisten konnte. Na ja, und Stomal Zystaan dachte wohl, daß ein Top-Psychologe an Bord der NEETA nicht schadet."
    „Über technische Vorbildung verfügst du nicht?"
    Der Akone schaute entgeistert auf. „Nein, wie kommst du darauf?"
    Ich lächelte matt. „Kümmere dich nicht darum. Vergiß es einfach."
    Diesem Ratschlag war er gern zu folgen bereit. Eine halbe Stunde schaute ich mir den Pfusch tatenlos an, weil ich sehen wollte, wie stark der suggestive Zwang zur Reparatur ihn unter Kontrolle hielt.
    Dann war Thygerath soweit, den Aggregatedeckel wieder zu schließen.
    „So! Es ist fertig!" verkündete er.
    „Und jetzt?"
    „Jetzt kommt das nächste Aggregat an die Reihe. Bis Gomasch Endreddes Anlagen wieder funktionieren," Was willst du tun, Arkonide? Du kannst das nicht mit ansehen.
    Ich grinste säuerlich.
    Auf der einen Seite bot Thygerath eine lächerliche Figur, auf der anderen Seite steckte in dem Geschehen eine ungeheure Tragik. Jemand wie er war nicht mal imstande, eine Reinigungsmaschine zu reparieren. Und jetzt sollte er die Aggregate in Gomasch Endreddes Unterwelt in Ordnung bringen?
    „Hör zu, Thygerath: Wie willst du eigentlich überprüfen, ob das reparierte Gerät jetzt wirklich in Ordnung ist?"
    „Manchmal haben die Maschinen auch Strom, wenn man den Knopf zum Einschalten findet."
    „Wirklich?"
    „Ja. Wenn sie autark versorgt sind."
    Mit dem Zeigefinger berührte ich eine Sensortaste - und das Unmögliche geschah: Die Vorrichtung erwachte zu blinkendem Leben. Aber nur eine Sekunde lang. Danach setzte ein puffendes Geräusch dem Treiben ein Ende.
    Unter der Schalttafel rauchte es.
    Thygerath starrte fassungslos auf das Gerät.
    „Das kann nicht sein! Was hast du gemacht?"
    „Ich habe es nur angeschaltet."
    Er ließ die Schultern hängen, bot das Bild eines vollständig gebrochenen Mannes, wie ich es sehr selten erlebt habe.
    „Jetzt muß ich noch mal von vorn anfangen. Alles war umsonst."
    „So würde ich das nicht sehen", sagte ich widerstrebend. „Diesmal helfe ich dir. Komm, wir machen uns an die Arbeit."
    Zum erstenmal unterzog ich das Werkzeug, das er benutzte, einer genauen Untersuchung. Es war für Präzisionsarbeiten ungeeignet. Nur die gelbe Zange, die er zu Anfang benutzt hatte, ließ sich bis in den Zehntelmillimeterbereich justieren.
    Trotzdem, wir demontierten das Gerät bis auf die Ebene der Mikrochips. Wenn die kleinsten aller Bauteile nicht beschädigt waren, gab es auch Hoffnung. Daß ich es vorher im intakten Zustand einmal gesehen hatte, erlaubte mir, mit einer gewissen Erfolgsaussicht ans Werk zu gehen.
    Die gelbe Zange hielt ich ständig in der Hand, Einzelteile wanderten zwischendurch in meine Taschen und von dort wieder zurück in die kleine „Baustelle".
    Ich hatte das Gefühl, daß die Feinarbeit mehrere Stunden in Anspruch nahm. Und als es beinahe geschafft war, als ich den fertigen Aufbau beinahe schon vor Augen hatte, wurde mir erneut das Licht ausgeknipst.
    Es wurde dunkel.
    „Thygerath?"
    Ich riß die Augen auf.
    Von den unterirdischen Anlagen, von meinem akonischen Freund und dem Gerät gab es keine Spur mehr.
    Statt dessen fand ich mich vor einem energetisch leuchtenden Fernkarussell wieder ... Anhand bestimmter Kleinigkeiten erkannte ich, daß es sich um Point Gomasch handelte!
    Schon zum dritten Mal!
    Die Sache fing an, mich ernstlich zu beunruhigen.
     
    6. 17. August 1220 NGZ. Die Zeit, die Uhr und eine Haltestellen-Odyssee.
    Ich schwitzte heftig.
    Vor meinem Verschwinden aus der Unterwelt des Bezirks hatte ich das nicht getan. Mein Herz pochte, die Arme waren schlaff. Ich

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