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1769 - Endreddes Bezirk

Titel: 1769 - Endreddes Bezirk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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verspürte fürchterlichen Hunger; zum Glück war die nächste Kantine sehr nahe.
    Die Einzelteile und das Werkzeug, das sich in meinen Taschen befunden hatte, waren spurlos verschwunden.
    Jemand hatte sie mir abgenommen - und ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, daß der von Grund auf harmlose Thygerath dafür verantwortlich sein sollte.
    Aber wer sonst? Wer interessierte sich für Werkzeugteile?
    Am meisten gab mir die Sache mit dem Schweiß zu denken. Schwitzen ist eine sehr einfache natürliche Funktion. Sie setzt nicht innerhalb einer Sekunde, quasi aus dem Nichts ein. Man braucht dazu eine ganze Weile.
    Was während dieser Weile jedesmal geschah, das hätte ich liebend gern gewußt.
    Auf dem Weg zur Kantine überraschte mich das Beben. Kurze Zeit nach meiner Ankunft setzte es programmgemäß ein. Inzwischen hatte ich mich daran gewöhnt. Nachdem ich wußte, daß eigentlich keine Gefahr bestand, fiel es mir leicht, mich auf den Beinen zu halten.
    Ich betrat die Kantine, stillte Hunger und Durst und suchte nach Akonen, mit denen ich reden konnte. Zwei davon traf ich beim Essen, drei weitere oben im zweiten Stock, in den Schlafsälen.
    Aber keiner konnte etwas anderes sagen als Thygerath. Alle hatten sie diesen wirren Blick, alle standen unter demselben Zwang zur Reparatur.
    Zur Reparatur von Anlagen, die dies nicht nötig haben. Die meist nicht einmal in Betrieb sind.
    Deren Ausmaß sowieso viel zu gigantisch ist.
    Mir wurde klar, daß ich so nicht weiterkam. Das erste Ziel hieß: herausfinden, wieso ich ständig das Bewußtsein verliere, warum meine Taschen dann leer sind und was in der Zwischenzeit passiert.
    Das Problem war gar nicht so einfach zu lösen. Wie beobachtet man einen Vorgang, den man nur bewußtlos miterlebt?
    Entweder über Zeugen, die hinterher berichten - oder über eine automatische Kamera.
    Als Helfer schieden die Akonen aus. Sie hatten ja mit der Reparatur zu tun. Alles, was nicht dem Reparaturbetrieb diente, würden sie nicht unterstützen. Ihre Hilfsbereitschaft war durchaus ausgeprägt, aber eben nur für bestimmte Dinge.
    Also auf andere Art. Draußen lagen überall diese Haufen von Müll herum. Bisher hatte ich keine Zeit gehabt, mir das Zeug genauer anzusehen. Sicher war nur, daß der größte Teil des Unrats aus technischen Resten bestand. Mit Sicherheit war das eine oder andere Teil dabei, das ich brauchen konnte.
    Von der Pforte aus hatte man einen guten Überblick. Ich wählte gezielt die Richtung aus, in der ich suchen wollte; eben dort, wo auf den ersten Blick das meiste Zeug herumlag.
    Einen Blauoperator, der mir begegnete, schüttelte ich ab, indem ich hektische Eile vortäuschte.
    Und das war in diesem Fall nicht einmal gelogen. Keiner konnte sagen, wann ich erneut aus dem Verkehr gezogen wurde, ob in einer Stunde oder in einem Tag. Wenn es soweit war, wollte ich bereit sein.
    Draußen herrschte dieselbe neblige Witterung wie immer. Außerdem zerrte die Schwerkraft an mir.
    Fünfzehn Kilogramm auf Dauer zusätzlich schleppen - das ist kein Spaß. Niemand soll das glauben.
    Die Erde von Schrett machte einen umgepflügten Eindruck. Rings um das Fernkarussell lagerte der meiste Müll, manchmal einen Kilometer entfernt, manchmal auch sehr viel näher.
    Zunächst untersuchte ich einen der Bretterschuppen. Nachdem es mir gelungen war, mit hohem Kraftaufwand die Tür zu öffnen, fand ich das Innere vollkommen leer.
    Sinnlos. Sieh dir besser den Müll an.
    Ich entschied mich für einen kleinen Haufen, den ich normalerweise mit wenigen Schritten umrundet hätte. Zwischen einer Vielzahl von Gegenständen hatte sich feuchter Sand abgesetzt.
    Die meisten sahen aus wie Handgranaten. Sie besaßen einen einzigen Knopf an der geriffelten Oberseite.
    Angst, Kristallprinz?
    Ich drückte den Knopf hinein.
    Aber es war keineswegs eine Explosion, die sich ereignete - und ich hatte das auch nicht erwartet. Statt dessen platzte die „Granate" mit einem trocken puffenden Geräusch.
    Sie war für meine Zwecke völlig unbrauchbar. Das Innere ergoß sich als grauer Staub über meine Faust.
    Der Rest des Haufens bestand tatsächlich aus Müll. Zerquetschte Kleinstgeräte, außerdem drei Dutzend Abfalldosen, wie ich beim ersten Erscheinen am Fernkarussell eine gefunden hatte.
    Etwas warnte mich, ein Schwirren in der Luft ... In hundert Metern Entfernung schwebte ein Blauoperator vorbei. Seine hohe Geschwindigkeit erzeugte das pfeifende Geräusch. Da ich mich deutlich sichtbar mit

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