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1769 - Endreddes Bezirk

Titel: 1769 - Endreddes Bezirk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Schwebedocks entdeckte ich. Sie waren sehr weit entfernt.
    Eines davon, ein riesengroßes Exemplar, zog weiter südlich seine Bahn über den Himmel. Es war leer. Man konnte durch das Netzwerk der Verstrebungen hindurchsehen.
    Als ich zwischen den Kantinen herumwanderte, um mir einen Überblick zu verschaffen, fiel mir ein weiteres Objekt ins Auge.
    Etwas, das ich noch nie gesehen hatte: eine Art Ameisenhügel mitten in der Wüste.
    Das Ding war einen Kilometer entfernt. Es war reiner Zufall, daß ich es zwischen den Dünen überhaupt bemerkte, denn seine Farbe unterschied sich nicht vom Wüstenumfeld.
    Die Schuhe meiner Gefängniskombination füllten sich rasch mit Sand.
    Achte nicht darauf!
    Der „Ameisenhügel" war gut zehn Meter hoch und durchmaß zwanzig Meter. Regelrechte Erker und Türmchen hatte er, alle aus goldenem Sand, und ich staunte bloß, daß der Wind den Bau nicht weggeblasen hatte.
    Aus irgendeinem Grund war ich sicher, daß die Burg ein hohes Alter aufwies. Hundert Jahre vielleicht? Oder mehr? Weshalb bis heute keine der Dünen sie überrollt hatte, dafür besaß ich keine Erklärung.
    Und plötzlich reckte sich aus einer der Öffnungen eine kleine Gestalt. Ein schwarzes insektenhaftes Wesen zwängte sich ins Freie. Es war dreißig Zentimeter lang, bewegte ruckartig einen dreigeteilten Rumpf mit sechs Gliedmaßen.
    Schritte. Hinter dir.
    Ich drehte mich um. Vom Karussell her näherte sich eine hochgewachsene Akonin. Der Wind trug ihre Schrittgeräusche an meinen Ohren vorbei.
    „Hallo!" rief sie von weitem. „Du hast einen Eleaina? Halte ihn fest!"
    Eleaina, damit war offenbar das ameisenhafte Wesen gemeint. Wie ich es festhalten sollte, und vor allem aus welchem Grund, davon hatte ich keine Ahnung. Ich wandte mich der kleinen Kreatur zu und fixierte sie. Nur zu gern hätte ich gewußt, ob das Wesen intelligent war.
    Es kam langsam den Bau heruntergekrochen.
    Und als die Entfernung zwischen uns beiden nur noch zwei Meter betrug, richtete sich der Eleaina mit dem oberen Körperglied auf. Das Wesen verhielt regungslos. Seine knopfförmigen Sinnesorgane waren auf mich gerichtet.
    „Ist es nicht wunderschön?"
    Die Akonin, die leise herangekommen war, kniete neben mir nieder, starrte fasziniert auf das Wesen.
    „Ich komme jeden Tag hierher", erzählte sie. „Bevor ich reparieren gehe ... Wenn ich einen Eleaina sehe, dann denke ich, diese Wesen müssen das Universum und seine Natur wohl begriffen haben.
    Verstehst du das?"
    Sie schenkte mir einen flüchtigen Seitenblick. Ich mochte sie nicht, weil sie ein hart und grausam wirkendes Gesicht hatte.
    „Nein", gab ich zu, „das verstehe ich nicht. Ich bin zum erstenmal auf Zonder-Myry."
    Als ob das alles erklären würde.
    „So? Dann wirst du noch sehen, daß es die Eleaina an sehr vielen Stellen gibt. Sie bauen überall ihre Burgen aus Sand. Und wenn sie einen Menschen sehen, dann richten sie den Oberkörper auf.
    Manche sagen, das ist, weil sie uns Menschen so sehr bewundern. Aber ich sage, es ist, weil sie auf den Tod warten."
    „Was für ein Unsinn ist das denn?"
    Die Akonin lachte.
    Sie stand auf, näherte sich dem reglosen Eleaina und hob ihn an seinem Chitinpanzer aus dem Sand.
    An der grauen Unterseite des Körpers führten zahllose kleine Gliedmaßen einen hilflosen Tanz auf.
    „Leg ihn wieder hin", sagte ich.
    „Nein!"
    „Leg ihn hin!"
    „Ach halt den Mund!"
    Sie versuchte mit ganzer Kraft, den Panzer des armen Kerls zu zerdrücken. Der Panzer knackte auch, aber er zersprang nicht, obwohl es ein so kleines Wesen war.
    „Verdammt! Was soll das?"
    Ich sprang hin und trat ihr gegen die Knie. Mit einem wütenden Aufschrei ließ sie den Eleaina fallen - der auf dem Rückenpanzer zu liegen kam und sich hilflos zappelnd noch bewegte.
    Bevor ich mich um die Akonin kümmerte, faßte ich vorsichtig den Rand seines Panzers und stupste ihn auf die Beine. Der Eleaina entfernte sich in Windeseile.
    „Was sollte das?" fragte ich die Frau ärgerlich. „Ich wollte dir nicht weh tun, aber du hast mich dazu gezwungen."
    Sie lachte schon wieder, auch wenn sie bestimmt Schmerzen hatte. Man verdaut einen solchen Tritt nicht in wenigen Sekunden.
    „Was soll's denn? Gleich gehe ich wieder los und versuche, irgendwas zu reparieren. Es wird nicht klappen, aber ich werd's trotzdem tun. Ich kann nicht mal einen Eleaina zerbrechen. Im Bezirk geht gar nichts."
    Die unterdrückte Hysterie in ihrer Stimme war so deutlich zu hören, daß ich mich nicht dagegen

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