1777 - Blond, charmant und untot
sowieso verwundert, dass wir Fotos von ihr haben. Normalerweise sehen solche Wesen zu, dass man keine Aufnahmen von ihnen machen kann. Hier ist es anders. Außerdem ist sie keine Vampirin, die sich nicht fotografieren lässt. Es muss sie schon gequält haben, dass sie sich die Blöße gab, denn sie ist nicht dumm. Sie wird genau gewusst haben, dass sie aufgenommen wird, hat aber nichts dagegen getan. Entweder war sie sich zu sicher, oder sie hat es einfach nur zu eilig gehabt.«
»Das könnte hinkommen«, sagte ich. »Man hat sie killen wollen. Man hat sie mit drei Kugeln gespickt, und so etwas hat bei ihr bestimmt das Fass zum Überlaufen gebracht.«
Sir James nickte, auch Suko sprach nicht dagegen. Es gab noch einige Unterlagen, in die wir hineinschauen konnten, was wir auch taten. Weitere Fotos gab es nicht mehr, dafür lasen wir einen Text, der uns auch nicht weiterbrachte. Über sie war bis auf den Namen fast alles unbekannt. Und ob der der echte war, stand in den Sternen.
»Sieht nicht gut aus«, sagte ich, als ich die Unterlagen sinken ließ. »Viel anfangen kann ich damit nicht.«
Sir James nickte. »Das ist mir von den Kollegen auch gesagt worden.«
»Ach, die kennen sie?«
»Das weiß ich nicht, John. Sie ist immer hinter einem geheimnisvollen Schleier verschwunden. Da ist kennen zu viel gesagt. In dieser Branche hat man viele Bekannte, nur keine Freunde, und ein Bekannter kann oft innerhalb kürzester Zeit zu einem Todfeind werden.«
Ich beugte mich hin zu meinem Chef. »Wissen Sie, Sir James, mich würde interessieren, was unsere Dienste mit ihr zu tun hatten. Warum hat man sie umbringen lassen, denn die ermordeten Männer arbeiteten doch für uns?«
»Das hatte ich so gehört.«
»Und weiter?«
Sir James zog ein betrübtes Gesicht und schob dabei seine Brille zurecht. »Einzelheiten kann ich Ihnen leider nicht nennen. Da muss ich passen. Man hat sich mir gegenüber nicht geöffnet. Sie wissen ja, wie das ist.«
»Jedenfalls muss es Ärger gegeben haben«, sagte ich. »Vielleicht hat diese Thelma Blake unsere Leute erpresst.«
»Kann sein.«
»Da hat man ihr eben den Killer geschickt. So etwas ist ja nicht neu bei gewissen Organisationen. Aber man konnte sie nicht töten, weil sie schon tot war.«
»Genau«, meldete sich auch Suko. »Für die Geheimdienste hat sie als Killerin gearbeitet, und sie ist zugleich eine lebende Tote, ein Zombie.«
»Den wir stellen müssen«, sagte Sir James, »was nicht einfach sein wird.«
Ich hatte nachgedacht und behielt meine Erkenntnisse nicht für mich. »Es kann sein, dass es eine Möglichkeit gibt!«
»Und welche?«, fragte Sir James.
»Wenn man sie engagiert hat, muss man doch Kontakt mit ihr aufgenommen haben. Und genau danach würde ich mal fragen, Sir.«
»Sehr schön, John.«
Die Antwort gefiel mir nicht. »Wie meinen Sie das?«
»Gut gedacht, aber das hatte ich auch. Nur muss ich leider passen. Man hat mir keine konkreten Auskünfte gegeben. So ist das nun mal. Sorry.«
»Und was hat man Ihnen überhaupt gesagt?«
Er fing an zu lachen. »Man hat mich auflaufen lassen. Man sagte mir, dass man über Chiffre-Anzeigen mit ihr in Kontakt trat. Sie wurden in einer bestimmten Zeitung geschaltet oder auch in einer Illustrierten, so genau weiß ich das nicht.«
Suko mischte sich ein. »Das könnte man doch wiederholen. Darin sehe ich durchaus eine Chance.«
»Nicht möglich«, erklärte Sir James. »Es gibt ja keine Verbindung zwischen den Partnern mehr. Es ist vorbei. Das Band ist gerissen. Diese Thelma Blake wird genau gewusst haben, wem sie den Mordanschlag auf sich zu verdanken hatte. Ich denke nicht, dass sie auf einen Deal eingegangen wäre, man muss schon einen anderen Weg suchen.«
Was sollte ich dazu sagen? Er hatte recht. So liefen die Dinge. Auch ich glaubte nicht daran, dass diese Killerin auf so einen Deal eingehen würde.
»Gibt es sonst noch eine Chance, an sie heranzukommen?«
Sir James wiegte den Kopf. »Sie ist wie ein Schatten, mal hier und mal da. Zudem hat sie jetzt ihr wahres Gesicht gezeigt. Sie ist ein Zombie der perfekten Art. Besser kann man ein solches Wesen einfach nicht hinbekommen.«
Suko meinte: »Wenn auch die Dienste nichts machen können, was bleibt uns dann?«
Ich grinste. »Die Hoffnung.«
»Ja, die stirbt zuletzt.«
Suko fragte: »Weiß man denn, wo sie sich aufhalten könnte? Hat man einen Verdacht?«
»Nein, den hat man nicht. Den hatte man nie. Sie hat immer das getan, was sie wollte. Ich sage das
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