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1779 - Tréogen

Titel: 1779 - Tréogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Anweisungen bekam, ging er den Weg des geringsten Widerstands in die Tiefe. Nachdem Harold sich einige Male selbst widersprochen hatte, war er noch schweigsamer geworden.
    Er schien begriffen zu haben, daß man verlorene Erinnerungen nicht zurückzaubern konnte, sondern abwarten mußte. Vielleicht genügte ja auch nur der Anblick eines schon einmal gesehenen Raumes oder einer Weggabelung, um die Barrieren einstürzen zu lassen.
    „Es ist so völlig anders als auf Zimbag", sagte der BASIS-Veteran, als wir eine unregelmäßig runde Verteilerhalle erreicht hatten, von wo zwar kein Weg direkt weiter nach unten führte, dafür aber neun Abzweigungen in andere Bereiche der Unterwelt. „Ich meine die Anordnung der Gänge und Räume, vor allem aber der energie- und informationsführenden Stränge. Ich hatte gehofft, daß das grundlegende System das gleiche sei und ich euch schnell dorthin führen könnte, wo auf Zimbag der DACHHAT liegt."
    „Es gibt keinerlei Grund für diese Annahme", meinte ich. „Es mag für die Uralt-Ebene über uns zutreffen, daß sie auf allen Levels nach dem gleichen Bauplan errichtet wurde. Aber hier ..." Ich unterdrückte ein Lachen. „Die Evolutionsebene heißt nicht umsonst so. Sie wächst wie ein Organismus in die Tiefe, und jeder Organismus streckt seine Wurzeln dorthin aus, wo es gerade am leichtesten ist."
    Was erzählte ich ihm da? Er mußte es wissen, besser vielleicht als wir anderen.
    Aber ich erkannte jetzt Harolds Problem.
    Keiner von uns erwartete Übermenschliches von ihm; er selbst verlangte das Unmögliche. Er wußte um unsere knappe Zeit wie wir alle. Er quälte sich dafür, uns zu der Anlage zu führen, die wir auf Pattrido zu finden hofften.
    Und erreichte das Gegenteil damit.
    Ich versuchte, ihn zu beruhigen. Nyman zweifelte an sich selbst, kam sich wie ein Versager vor. Alle Worte halfen nicht. Er wurde erst „entlastet", als wir bemerkten, daß Icho Tolot uns nicht so ziellos führte, wie es bisher geschienen haben mochte.
    Bisher hatte Harold Nyman immerhin ab und zu geredet, auch wenn sich seine Richtungsangaben im nachhinein als falsch herausstellten. Der Haluter war dann weitermarschiert oder -geflogen und wir hinter ihm her. Aber jetzt erst begriff ich, daß er die ganze Zeit über weniger auf Nyman gehört oder den vorhin noch bemühten „Weg des geringsten Widerstands" in die Tiefe gewählt hatte als vielmehr seiner eigenen, sehr konkreten Spur gefolgt war.
    Warum hatte er es nicht längst gesagt? Vielen von uns wären Zweifel und Ängste erspart geblieben. Weshalb hatte er uns schweigend geführt? Tréogen? War es das? War dies sein wirkliches Ziel, noch vor der Hauptschaltanlage? Wer sagte ihm, daß Tréogen, das Tabu und Phantom, hier war, auf Pattrido?
    „Tolotos!" rief ich laut, nachdem ich mich mit Bully, Ronald und Dao besprochen hatte. „Einige von uns möchten wissen, wohin du uns führst."
    Er blieb abermals stehen, drehte sich ruckartig um und erwiderte in ungebremster Lautstärke: „Zur Hauptschaltanlage, Arkonide! Sonst nichts."
    Unwillkürlich mußte ich zusammengezuckt sein. Bully bescheinigte mir hinterher, mich ganz selten so bleich wie in diesem Moment gesehen zu haben.
    Und ich hätte schwören können, Icho Tolot selten in unserer langen Bekanntschaft so befremdend empfunden zu haben wie in diesem Moment. Auf einmal, wenn auch nur kurz, war er wieder der Haluter, dem ich im Jahr 2400 überraschend auf Terra gegenübergestanden hatte, als er mit den Leichen der OMARON-Besatzung und seinem schwarzen Raumschiff erschienen war - die Verkörperung eines uralten Alptraums. Vorher hatte ich nur einmal solche Wesen gesehen, doch das waren Haluter gewesen, die sich in ihrer Drangwäsche austobten; schwarze Dämonen, die Bestien schlechthin.
    „Ich habe alles im Planhirn gespeichert und aufgezeichnet, was ich im DACHHAT an Informationen erhalten konnte", erklärte Tolot ungeduldig. „Ich kenne das Schaltschema des DACHHATS und weiß, wohin von dort aus Energieströme nach Pattrido geflossen sind. Ich versuche zu messen, wo diese Ströme zusammenlaufen, und ihnen zu folgen, auch wenn Umwege nötig sind."
    „Weshalb hast du das nicht früher gesagt, Tolotos?" fragte Ronald Tekener.
    „Wenn man einander vertraut, sind solche Auskünfte überflüssig", wurde er belehrt. „Und auch Fragen. Eine Zeitlang führte uns Harold Nyman gut, und ich hatte keinen Grund, von seinen Angaben abzuweichen. Reicht dies als Erklärung, oder wollen wir weiter

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