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178 - Die vergessene Macht

178 - Die vergessene Macht

Titel: 178 - Die vergessene Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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herunter fuhr. Durch elf große Schlachten hatte Excalibur den König schon begleitet, über so viele Jahre. Doch nie zuvor hatte er die magische, seltsam unirdische Stimme seines Schwertes so bewusst wahrgenommen wie heute – wie jetzt, in diesem Augenblick, als er mit ihm ausholte, um Mordred zu töten.
    Krachend trafen die Waffen aufeinander. Artus spürte die Wucht des Schlages bis in die Schulter. Mordred war jung und stark, und er setzte sofort nach. Artus riss den Schild hoch; ein schweres, eisenverstärktes Eichenholz.
    Viele gute Schwerter waren schon daran zerbrochen.
    Aber Nuntimor hielt, trotz der Rücksichtslosigkeit, mit der sein Besitzer zuschlug.
    Emrys, der beste Waffenschmied in Cornwall, hatte es für Mordred gefertigt. Das Schwert war noch keine drei Jahre alt und schon von düsteren Geschichten umrankt.
    Man erzählte sich, dass Emrys über diesen Auftrag Streit mit seinem königstreuen Vater bekam, der die Arbeit des Sohnes als Verrat an Artus ansah. Der Streit eskalierte, als Nuntimor auf dem Amboss lag. Die Männer bekämpften sich, der Vater verlor dabei ein Auge. Es landete auf der rot glühenden Klinge, und Emrys soll es unter übelsten Verwünschungen eingeschlagen haben.
    Artus und Mordred hatten keine Zeit für Legenden, sie kämpften erbittert um den Sieg. Beide bluteten, beide rangen nach Atem, keiner wich zurück. Ringsum tobte die Schlacht mit ihrem Waffenklirren, dem Brüllen und Sterben. Doch sie merkten nichts davon. Wie Wölfe schlichen sie umeinander, wachsam und hoffend, dass der andere einen Fehler machte.
    Der Andere waren sie beide.
    Artus hatte Mordred bis an den Rand des Platzes zurück geschlagen, in die Nähe der Reiter, die gegen königstreue Truppen kämpften. Einer hielt Mordreds schnaubendes Pferd am Zügel. Artus hatte es richtig eingeschätzt, es war nervenschwach. Mordred sah das Tier nicht, er wurde rückwärts darauf zugedrängt. Als er dem Pferd zu nahe kam, keilte es aus. Mordreds Schild flog davon. Er selbst landete bäuchlings vor den Füßen des Königs.
    Ein Herzschlag wurde zur Ewigkeit. Artus nahm Excalibur in beide Hände, hob es hoch über den Kopf.
    Die Spitze zeigte auf Mordred, der sich scheinbar in Zeitlupe umdrehte. Artus musste handeln. Mordred war ein Verräter und eine Gefahr. Doch er war auch sein Sohn. Warum konnte er ihn nicht verschonen?
    »Für England!«, sagte Artus und holte aus.
    Etwas blitzte im Sonnenlicht. Artus spürte einen Schlag am Unterbauch und stockte mitten in der Bewegung. Da war kein Schmerz, nur Erstaunen, als er den Blick senkte: Eine Klinge durchbohrte seinen Körper.
    Mordred hielt sie fest.
    »Zur Hölle mit dir – Vater!«, zischte er und stieß nach.
    Artus wankte zurück, taumelte wieder nach vorn. Blut strömte aus der Wunde, heiß und unaufhaltsam. Es nahm das Leben mit. Artus bemühte sich aufrecht zu bleiben, denn er war ein König, und er wollte nicht im Staub sterben. Kälte wehte heran.
    Noch immer hielt er Excalibur umklammert, doch er hatte keine Kraft mehr, es gegen Mordred zu führen. Er konnte ihn nicht einmal mehr sehen. Da war nur noch wallendes Rot vor seinen Augen: die Nebel von Avalon.
    Der sterbende König glaubte in ihnen eine Frau zu erkennen. Sie kam auf ihn zu, sie lächelte und streckte die Hand nach ihm aus.
    Lass einfach los! , sagte sie.
    Artus gehorchte, und Excalibur fiel senkrecht herunter. Das Schwert der Könige sang, als es Mordred durchbohrte. Er war auf der Stelle tot.
    Artus starb noch am selben Abend, im Licht der sinkenden Sonne. Er hatte seine letzte Schlacht erfolgreich geschlagen, doch sein letzter Wunsch blieb unerfüllt. So glaubte er zumindest. Eine Stunde nach Artus’ Tod erreichte ein Schiff die englische Küste. Es brachte Lancelot nach Cornwall. Er kam, um dem Freund zu helfen.
    ***
    9. November 2522
    »Die Antwort lautet Nein!«, sagte Grao’sil’aana sehr bestimmt in Daa’tans Richtung und wandte sich zornig an den Kapitaan. »Wie kannst du ihn zu einem solchen Unternehmen auch noch ermuntern? Es ist gefährlich und völlig nutzlos!«
    »Nutzlos?« Daa’tan knallte seinen Trinkbecher auf den Tisch. »Ein Schwert ist nicht nutzlos! Außerdem brauche ich eins! Ich wollte schon immer eins haben!«
    »Das ist das Erste, was ich höre«, knurrte der Daa’mure.
    Kapitaan Bell legte eine Hand auf Daa’tans Arm und sagte ruhig: »Die Sache ist nicht gefährlich, Grao Sahib. Daa’tan würde in Begleitung der Mönche reisen, und die werden von den Sumatra-Piraten

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