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178 - Die vergessene Macht

178 - Die vergessene Macht

Titel: 178 - Die vergessene Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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Wunsch, dass er sich keiner sinnlosen Gefahr aussetzt, und deine Verantwortung, dass er gehorcht.«
    Artus sah, wie die ruhige, stille Freundlichkeit in Bors’
    Augen der Erkenntnis wich, dass die Worte seines Königs eine Verabschiedung waren. Diesen Moment hätte er Bors gern erspart, doch er hatte keine Wahl.
    Mordred war jung und wild, und sein Preis im bevorstehenden Zweikampf war die eigene Zukunft.
    Artus hingegen war ein Mann mit grauen Schläfen und des Streitens müde.
    Wenn nur Lancelot hier wäre! , dachte er. Lancelot war immer an seiner Seite gewesen, auf jedem Schlachtfeld, und ohne ihn fühlte sich Artus unvollkommen. Die beiden waren Brüder im Geiste. Artus hätte Lancelot in Gallien töten können und hatte es nicht getan, trotz des bitteren Verrats, weil er wusste, dass mit dem blonden Ritter aus Burgund auch ein Teil von ihm selbst gestorben wäre. Nun musste er einen anderen Verräter töten: Mordred, seinen eigenen, einzigen Sohn. Für England.
    Artus ertrug Bors’ kummervollen Blick so lange er konnte, dann drehte er sich Sir Galahad zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
    »Du bist ein guter Mann, Gwalchafed!«, sagte er.
    Artus benutzte die gallische Form des Namens, die Sommerfalke bedeutete und so passend war für den jungen Ritter mit den wachen Augen. »Bewahre dir ein reines Herz, Mut und Aufrichtigkeit im Kampf für das, was du liebst! Aber denke daran: Es ist nie der König, der an erster Stelle steht, und auch keine Frau, mag sie noch so schön sein. Es ist immer das Land. Unser Land.«
    Artus zog sein Schwert und stieß es steil nach oben.
    »Für England!«, sagte er und gab dem Pferd die Sporen.
    »Für England!«, brüllten Bors und Galahad. Der Ruf pflanzte sich fort; erst unter den Rittern, dann durch die Reihen des Fußvolks – und plötzlich verebbte die Schlacht. Nur wenige wussten, woher der Ruf gekommen war, doch beide Heere reagierten auf ihn, denn beide bestanden aus Engländern. Artus sah ihre verwirrten Mienen, als er sein Pferd durch die Menge trieb.
    Für England! Noch einmal hatte der große König sein Volk geeint, wenn auch kurz. Rechts und links von ihm flogen blutverschmierte Waffen hoch, huschte ein Lächeln über zerschrammte Gesichter, brannte Stolz in den Augen der Männer.
    Für England! Ungehindert passierte Artus die Reihe von Mordreds Verbündeten. Er bemerkte mit Genugtuung, dass einige verstohlen den Kopf zum Gruß senkten, als er vorbei ritt. Mordred hatte ihre Herzen also noch nicht ganz vereinnahmt! Vielleicht konnte man sie zurückgewinnen.
    Oder auch nicht. Artus’ Hoffnung verflog, als hinter ihm ein gellender Schrei erscholl. Der König drehte sich um, gerade noch rechtzeitig, um mit anzusehen, wie Bors vom Pferd sank. Ein Pfeil ragte aus seiner Schulter.
    Im nächsten Moment setzten die Kämpfe wieder ein.
    Mordreds Reiter formten einen Ring, hielten die Königstreuen mit Schwerthieben auf Abstand. Artus war umzingelt. Plötzlich drängten die Pferde an einer Stelle auseinander, machten Platz für einen schwarzen Hengst.
    Er war ungewöhnlich groß, mit wallender Mähne, und seine Vorderhufe schlugen herunter, als wollten sie einen Feind zermalmen.
    Artus runzelte missbilligend die Stirn. Dieses Pferd war keines Ritters würdig! Es täuschte das Auge durch Schönheit und Dressur, doch man merkte am Zittern seiner Haut, dass es nicht zuverlässig war.
    Das wusste auch Mordred. Er saß ab und warf die Zügel einem Gefährten zu. Artus beging nicht den Fehler, im Sattel zu bleiben. Ein Schwerthieb gegen die Pferdebeine konnte das Tier stürzen lassen, und wenn es Artus unter sich begrub, war er des Todes.
    Mordred kam heran. Er besaß eine gewisse Ähnlichkeit mit seinem Großvater, Uther Pendragon. Er hatte ein markantes, sehr männliches Gesicht und kalte Augen. Allerdings musste er mit einer Größe von nur einem Meter siebzig den Kopf heben, um Artus anzusehen.
    Im Nahen zog er sein ungewöhnliches Schwert, Nuntimor. Die Klinge war beidseitig scharf geschliffen, zeigte am Ansatz breite Schwingen und spitze Krallen.
    Sie gehörten Mordreds Wappentier, dem Drachen von Cornwall, mit dessen Kopf der lange und teils vergoldete Griff begann. Rubine formten die Augen.
    Es war die Waffe eines eitlen Mannes. Als Mordred sie hoch schwang, trat Artus einen Schritt zurück und zog in fließender Bewegung sein eigenes Schwert – Excalibur.
    Es sang tatsächlich. Artus kannte den Klang; dieses feine, helle Singen, mit dem die Klinge auf den Feind

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