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178 - Die vergessene Macht

178 - Die vergessene Macht

Titel: 178 - Die vergessene Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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vor einer halben Stunde. Doch was der Kapitaan über Grao’sil’aanas Erkrankung sagte, klang logisch, und es wäre ein Jammer gewesen, auf ein geheimnisvolles Schwert zu verzichten, nur weil Grao die Seefahrt nicht vertrug. Was soll ich tun? , überlegte Daa’tan.
    »Ich frag ihn noch mal!«, sagte er, sprang auf und rannte hinter dem Daa’muren her. Die Männer wollten ihn gerade unter Deck tragen. Daa’tan griff nach seiner Hand. Er bekam sie nur kurz zu fassen, dann glitt sie schlaff durch seine Finger.
    (Sag mir, was ich machen soll, Grao!) , bat er.
    Daa’tan spürte eine mentale Resonanz. Der Daa’mure schien Schwierigkeiten beim Sprechen zu haben. Als es ihm endlich gelang, seine Antwort zu formulieren, sagte er etwas Unbegreifliches.
    (Verlass dieses Schiff, Daa’tan) , brachte Grao’sil’aana mühsam heraus. (Und komm nicht zurück!)
    ***
    Daa’tan hatte keine Zeit, sich mit den Worten des Daa’muren zu beschäftigen. Ein Beiboot hatte ihn am Strand von Java abgesetzt, und nun wanderte er mit den Mönchen durch die dunklen Küstenwälder. Die Männer folgten einem Pfad, der in halbwegs gerader Linie landeinwärts führte. An den Bäumen hingen abgehackte Hände – die Strafe für Diebe. Piraten hatten diese Warnungen aufgestellt.
    Ihre Botschaft war unmissverständlich.
    Daa’tan nahm sie mürrisch zur Kenntnis. Er hatte sich den Weg nach Borabundu anders vorgestellt! Irgendwie aufregend, und geheimnisvoll. Stattdessen musste er auf dem Pfad bleiben, durfte nichts anfassen und keinen Mucks von sich geben. Crologg hatte das befohlen, der Anführer der Mönche. Er sah unheimlich aus mit seinen roten Augen.
    Crologg war kein Albino, nur eine Laune der Natur, und wie schlecht die gewesen sein musste, das spiegelte sich in seinem Verhalten wider: Der hagere, bleiche Mann ließ keinen Zweifel offen, dass er Daa’tan nicht leiden konnte.
    »Was hatte ich dir gesagt?«, zischte er ihn an, als der Junge im Vorbeigehen einen zerknickten Spross aufrichten wollte.
    »Ich soll nichts anfassen. Aber die Pflanze ist noch so klein! Sie stirbt, wenn man ihr nicht hilft!«, erwiderte Daa’tan.
    »Tatsächlich?« Crologg stieß ihn bei Seite, hob den Fuß und zertrampelte das junge Gewächs. »So. Ich glaube, sie braucht jetzt keine Hilfe mehr. Beweg dich!«
    Die Männer lachten verhalten. Edward, Jack, Gill und Haid wanderten an Daa’tan vorbei. Keiner beachtete ihn, niemand sah, wie die Augen des Jungen zu Schlitzen wurden.
    Zwei Stunden später erreichte die Gruppe den Waldsaum. Vor ihnen breitete sich freies Gelände aus, damit war die Zeit des Schweigens vorbei. Daa’tan hatte sie genutzt, um über Grao’sil’aanas merkwürdige Anordnung nachzudenken. Er war zu dem Schluss gekommen, dass der Daa’mure beleidigt sein musste, weil Daa’tan nicht an seinem Krankenbett verweilen wollte. Anders ließ es sich nicht erklären, dass Grao ihn für immer fortschickte.
    Oder doch?
    »Borabundu liegt da drüben, in östlicher Richtung! Etwa zehn Meilen entfernt«, sagte Crologg unvermittelt.
    Der Junge stöhnte. »Mit tun die Füße weh! Können wir mal eine Pause machen?«
    »Sicher. Aber es ist nicht empfehlenswert, wenn du deinen Onkel lebend wieder sehen willst«, meinte Crologg.
    Daa’tan prallte zurück. »Was soll das heißen?«
    Einer der Männer, Edward, meldete sich zu Wort.
    »Sag’s ihm, Cro!«
    »Ja, warum eigentlich nicht?« Der Anführer drehte sich um und kam zurück. Ein spöttisches Lächeln umspielte seine Mundwinkel, als er vor Daa’tan stehen blieb.
    »Du bist erstaunlich dumm für dein Alter«, stellte Crologg fest. »Mir soll’s ja recht sein, denn es macht die Sache einfacher.« Er sah Daa’tan an und seufzte. »Aber hast du dich wirklich nie gefragt, warum dir der Kapitaan das Versteck von Nuntimor verraten hat? Nein?«
    Daa’tans Blick flog von einem zum anderen. »Ihr seid keine Mönche!«
    »Er hat’s kapiert«, sagte Edward.
    Crologg lachte. »Na, das ist doch ein Anfang! Und jetzt hör zu, Daa’tan: Nein, wir sind keine Mönche. Wir sind ein Clan aus Südbritana. Vor anderthalb Jahren hat unser Grandlord Roddy Bell in einem alten Minenstollen Bildermenschen entdeckt. Sie haben ihm das Geheimnis von Nuntimor erzählt.«
    »Was hab ich damit zu tun?«, fragte Daa’tan düster.
    »Unterbrich mich nicht!«, schnappte Crologg zurück.
    Dann erzählte er weiter. »In dem Stollen gab es eine Karte. Durch sie hat Roddy herausgefunden, dass das Schwert im Tempel von Borabundu

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