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178 - Die vergessene Macht

178 - Die vergessene Macht

Titel: 178 - Die vergessene Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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nicht angegriffen. Wenn ich dich verärgert habe, tut es mir Leid. Ich wollte dem Jungen nur eine Freude machen. Java ist die letzte Gelegenheit für einen Landgang vor der langen Fahrt nach Ausala.«
    »Und ich muss unbedingt noch mal an Land!«, sagte Daa’tan. Eine Begründung ließ er weg, denn ihm fiel keine andere ein, als dass ihm die Seefahrt schlecht bekam, und diese Lüge hätte Grao’sil’aana zum Platzen gebracht. Also fügte er stattdessen hinzu: »Bitte!«
    Daa’tan saß mit Grao’sil’aana am Heck der Roter Bhagar und machte sich hungrig über ein gebratenes Fischgericht her. Kapitaan Bell hatte die beiden zum Mittagessen eingeladen. Das Wetter war wieder angenehm sonnig; weit und breit ließ sich kein fremdes Schiff blicken. In dunstiger Ferne schimmerten die Umrisse der Insel Java.
    Ich muss da hin! So eine Gelegenheit kommt nie wieder! , dachte Daa’tan, als sich in ihm plötzlich die Stimme des Daa’muren meldete.
    (Begründe die Notwendigkeit, dieses Schwert zu besitzen –
    und wage es ja nicht, laut zu sprechen!) Daa’tan verschluckte sich fast. Er würgte sein Essen herunter und antwortete eifrig: (Der Kapitaan hat gesagt, man kann mit Nuntimor die Welt erobern!) (Und du glaubst ihm? Ohne Vorbehalt?) (Ja sicher! Warum sollte er lügen?) Daa’tan warf einen fragenden Blick auf den Daa’muren. Grao’sil’aana stocherte in seinem Essen, hielt den Kopf gesenkt.
    (Daa’tan, ich verzweifle noch an dir! Da kennt ein Primärrassenvertreter den Aufenthaltsort einer mächtigen Waffe. Er geht aber nicht hin, um sie in seinen Besitz zu bringen, sondern verrät sein Geheimnis einem völlig fremden Jungen. Warum wohl?)
    (Keine Ahnung!) , gab Daa’tan zu. Er bemerkte, dass der Kapitaan ratlos wirkte. Wahrscheinlich wunderte er sich über das anhaltende Schweigen. Daa’tan lächelte ihn an.
    (Vielleicht hat er keine Lust, die Welt zu erobern.) (Falsch! Ich habe Bells Gedächtnisspeicher gescannt. Er ist auf der Jagd nach dem Schwert, aber er kann es nicht erreichen, weil der Zugang gesichert ist. Erinnerst du dich an die Zeichen auf deinem Piratenmesser? Sie sind der Schlüssel.) Grao’sil’aana hielt inne. Er rieb sich die Stirn, schob den halbvollen Teller weg.
    »Magst du das Essen nicht?«, erkundigte sich Kapitaan Bell.
    »Es schmeckt etwas bitter«, sagte der Daa’mure. Er sah blass aus.
    »Oh.« Bell klang enttäuscht. »Wir haben seltene, teure Gewürze an Bord, und ich hatte den Koch angewiesen, die Mahlzeit meiner Gäste damit zu verfeinern. Aber wenn es euch nicht zusagt…«
    »Ich find’s lecker!« Daa’tan tauchte den Holzlöffel extra tief in seine Schüssel. Bitter! Was redete Grao denn da? Das Essen war köstlich!
    Kapitaan Bell stand auf. »Tja, ich werd mich dann mal um die Roter Bhagar kümmern. Wir sind gleich da, und ich muss meine Befehle geben für das Ankern vor Java.«
    Er zögerte. »Was ist nun, Grao Sahib: Kann der Junge mit an Land? Es ist sicher dort!«
    Bell betonte das Wort mit Nachdruck, und Daa’tan hätte ihn am liebsten umarmt. War es nicht nett, dass sich der Kapitaan so für ihn einsetzte? Schön, er hatte verschwiegen, dass er das Schwert selber haben wollte, aber machte das was? Nein! Er kann es haben wollen, so lange er will – wenn Nuntimor mir gehört, gebe ich es nicht mehr her!
    Daa’tan wandte sich an Grao’sil’aana. »Komm schon, sag Ja!«
    Doch der Daa’mure antwortete nicht. Er saß unbeweglich an seinem Platz und stierte mit leerem Blick vor sich hin.
    »Grao?« Daa’tan runzelte die Stirn.
    Kapitaan Bell winkte ein paar Matrosen heran. »Ich glaube, deinem Onkel ist das Essen nicht bekommen. Aber du brauchst dir keine Sorgen machen, Daa’tan, ich habe einen sehr guten Heiler an Bord. Er wird sich um ihn kümmern.«
    »Vielleicht sollte ich hier bleiben«, murmelte Daa’tan unschlüssig, als zwei kräftige Männer den Daa’muren an ihm vorbei trugen. Grao hatte Schaum an den Mundwinkeln, und er hing so reglos im Griff der Matrosen, als wäre er gelähmt.
    »Kannst du machen, aber es ist nicht nötig«, sagte Kapitaan Bell. »Weißt du, wenn einer die Seefahrt nicht verträgt, kippt er manchmal weg. Das habe ich schon oft erlebt. Ist nichts Besonderes.« Er beugte sich zu Daa’tan herunter. »Aber Nuntimor ist was Besonderes! Ich finde, du solltest dir das Schwert holen! Bis du zurück bist, ist dein Onkel längst wieder auf den Beinen.«
    Daa’tan zögerte. Er war nicht mehr ganz so von Bells Aufrichtigkeit überzeugt wie noch

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