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178 - Die vergessene Macht

178 - Die vergessene Macht

Titel: 178 - Die vergessene Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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Murad Bey. Dessen Krieger lehnten Feuerwaffen als unehrenhaft ab, und man erzählte sich, dass er selbst statt des typisch orientalischen Krummsäbels ein europäisch aussehendes Schwert führte. Bonaparte brannte darauf, Murad Bey zu begegnen. Allerdings nur, bis er es tat. Ende Juli trafen sie in Höhe von Kairo aufeinander. Es war eine erbitterte Schlacht, und wäre Mut ein Garant für Erfolg gewesen, hätte Murad Bey gesiegt. Doch selbst das ungewöhnlichste Schwert der Welt war machtlos gegen die Kugeln der Vorderlader, und so mussten sich die Mamelukken am Ende geschlagen geben. Bonaparte soll verächtlich gelacht haben, als sie ihre Flotte mitten auf dem Nil in Brand steckten, um sie nicht ausliefern zu müssen. Er wusste da noch nicht, dass sich auf den Schiffen der gesamte Staatsschatz Ägyptens befand. Vor den Augen des Korsen versank ein unermesslicher Reichtum in den Fluten – und während er das tat, tauchten weit draußen auf dem Meer vor Alexandria fremde Segel auf.
    Es war der 1. August 1798. Bonapartes gesamte Kriegsflotte ankerte in der Bucht von Aboukir, auf seinen Befehl und gegen den Rat seines Admirals. Die Bucht war gefährlich, nicht nur wegen der Untiefen und Klippen. Man saß in der Falle, wenn man vom Meer aus angegriffen wurde.
    Gegen 14:00 Uhr sichteten die Franzosen die ferne Flotte. Admiral Brueys ließ seine Linienschiffe miteinander vertäuen, um ein Durchbrechen zu verhindern, und beorderte die Mannschaften zurück an Bord. Mehr tat er nicht. Es gab ein ungeschriebenes Gesetz in jener Zeit ohne Scheinwerfer und Radar: Wenn man spät am Tag aufeinander traf, wurde der Angriff auf den nächsten Morgen verschoben. Brueys wusste, dass die Engländer nicht vor 20:00 Uhr Ortszeit heran sein würden. Er fühlte sich sicher, und das war fatal.
    Ein paar Stunden später flogen dreizehn englische Linienschiffe mit der sinkenden Sonne im Rücken heran.
    Sie kamen in voller Fahrt auf das gefährliche Gewässer der Bucht zu, und erst da wurde den französischen Offizieren klar, dass die Engländer das Undenkbare tun würden. Um 19:30 Uhr gab Nelson den Befehl zum Angriff.
    Ein französisches Schiff nach dem anderen wurde beschossen, verkrüppelt, zerstört. Um 22:00 Uhr explodierte im englischen Kanonenfeuer das mächtige Flaggschiff L’Orient mit einer Detonation, die noch im zehn Kilometer entfernten Alexandria zu hören war. Den Widerschein des Feuers konnte man bis Kairo sehen, und spätestens da wusste Napoleon, dass er in Schwierigkeiten war. Ohne die Flotte saß sein Heer in Ägypten fest.
    Am nächsten Morgen tauchte ein britischer Unterhändler bei ihm auf und überbrachte eine Nachricht aus Aboukir. Nelson forderte die Herausgabe des Schwertes von Murad Bey, andernfalls würde er Napoleons Heer angreifen.
    Es war ein gewagter Bluff, denn Nelson hatte weder die Mittel noch den Auftrag für ein solches Vorgehen.
    Seine Arbeit war mit der Zerstörung der französischen Kriegsflotte beendet. Doch das wusste Napoleon nicht. Er fragte sich natürlich, wie verrückt Nelson sein musste, um für ein einziges Schwert auf einen möglichen Sieg zu verzichten, fand aber keine Antwort und überließ Nuntimor dem Unterhändler. Sein Name war Joseph Bellard.
    ***
    9. November 2522
    »Daa’tan?« Crologg hockte auf dem steinernen Blütenmonument, hielt sich am Rand der Öffnung fest und starrte in die Tiefe. »Wo bist du, verdammt noch mal?«
    »Ich bin hier!«, scholl es zurück. Ein Hall begleitete die Stimme.
    Daa’tan war in einen Schacht gefallen. Crologg schätzte, dass sich der Junge gut fünfzehn Meter unter ihm befand. Er scheuchte Jack und Haid zurück, die über die Steinschräge zu ihrem Gefährten herunter kletterten, dann beugte er sich vor.
    »Wieso lebst du noch?«, rief er ruppig.
    »Ich bin im Wasser gelandet.« Daa’tan verbesserte sich. »In Morast.«
    »Hast du dir die Beine gebrochen?«
    »Nein.«
    »Dann komm wieder hoch, und zwar sofort!«
    »Wie denn?« Daa’tan blickte zu Crologg hoch, der wie ein schwarzer Batera in der Öffnung verharrte. »Hier gibt es keine Leiter, und außerdem kann ich nichts sehen. Meine Fackel ist ausgegangen.«
    Haid tauchte neben Crologg auf, und Daa’tan hörte, wie er zu dem Anführer sagte: »Lass ihn doch verrecken!«
    Der Rotäugige explodierte. »Warum bist du nur so blöd? Hast du noch immer nicht begriffen, dass wir ihn brauchen, um das Schwert zu finden?« Er beugte sich in den Schacht. »Daa’tan! Was wolltest du auf dem

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