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178 - Die vergessene Macht

178 - Die vergessene Macht

Titel: 178 - Die vergessene Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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Riesenstein?«
    »Na ja, er sieht aus wie das Zeichen auf meinem Messer.«
    Crologg warf Haid einen mürrischen Blick zu. »Da hast du’s!«, knurrte er. Dann rief er: »Was ist da unten außer Wasser und dir? Streck die Hände aus und sag mir, was du findest!«
    »Mauern. Ein großes Loch, vielleicht eine Röhre. Aber ich komm nicht dran.« Daa’tan betastete die Wände, watete dabei durch eine hüfthohe Brühe aus Grundwasser und fauligem Matsch. Er tauchte die Arme ein und machte Meldung. »Hier sind Knochen! Oh, da ist noch einer! Er steckt in einem Lederstiefel.«
    Die Männer am Schachtrand sahen sich an.
    »Jemand war vor uns da!«, sagte Crologg düster.
    »Du meinst, das Schwert ist weg?« Haids Augen wurden rund.
    »Idiot!« Crologg stieß ihm seinen Fackelstock an die Brust. »Festhalten!« Er schwang sich über den Rand der Öffnung, tastete mit dem Fuß nach einem Vorsprung.
    Der Schacht war eng und aus rauem Naturstein erbaut.
    Wer genug Kraft hatte, konnte sich abstützen und in die Tiefe klettern. Crologg setzte sich in Bewegung.
    »He! Was wird aus Jack und mir?«, rief Haid hinter ihm her.
    Crologg hielt inne, seufzte genervt. »Ihr wartet, bis ich unten bin. Dann werft ihr die Fackeln runter und kommt nach. Ist daran irgendwas schwer zu verstehen?«
    »Nein, Cro.« Haid nickte. »Alles klar.«
    Crologg kletterte weiter. Er fluchte, als er den Schachtboden erreichte und bis zu den Oberschenkeln in den eisigen Morast sank. Undurchdringliche Dunkelheit nahm ihm die Orientierung. Crologg tastete nach Daa’tan.
    »Wo ist die Röhre, die du gefunden hast?« Er packte den Jungen am Handgelenk und ließ sich führen.
    Daa’tan musste den Arm hochrecken, um an seine Entdeckung zu gelangen. Als er das Loch in der Schachtwand erreichte, stieß ihn Crologg beiseite. Man hörte seine Hände an rauem Gestein entlang streichen und sein zufriedenes Schnaufen bei der Erkenntnis, dass der Fund keine simple Röhre war.
    »Es ist ein Schacht!«, sagte Crologg. Dann brüllte er in die Höhe: »Haid! Her mit der Fackel!«
    Taumelnd fiel sie herunter. Crologg fing sie ab, leuchtete in den Schacht hinein und stellte fest, dass er nur ein paar Meter lang war. An seinem Ende lag ein Raum. Etwas schimmerte aus der Dunkelheit. War es Nuntimor? Waren sie endlich am Ziel?
    Crologg fuhr herum, wandte sich an Daa’tan. »Wie viele Zeichen waren auf deinem Messer?«
    »Äh – vier.«
    Crologg zählte in Gedanken nach. Es fehlte noch eins!
    »Verdammt!«, zischte er. Etwas schaukelte im Morast gegen seinen Stiefel, und vor Wut trat er danach.
    Fäulnisblasen stiegen hoch. Ihnen folgte eine bleiche Schädeldecke. Crologg wich vor ihr zurück. Sie kippte durch die Wellenbewegung nach hinten, und einen Moment lang kamen zwei leere Augenhöhlen aus dem Wasser. Sie starrten Crologg an, dann versanken sie wieder.
    Danach hatte der Mann keine Lust mehr, noch weiter im Trüben zu stehen. Crologg drückte Daa’tan die Fackel in die Hand und hob ihn hoch, auf den Schacht zu.
    »Rein da!«, befahl er.
    Crologg ließ sich die restlichen Fackeln herunter werfen und folgte dem Jungen. Jack und Haid mussten im Dunkeln herunter steigen.
    Daa’tan war enttäuscht, als er den Schacht verließ. Er hatte inständig gehofft, dass er Nuntimor im Raum dahinter finden würde. Das war aber nicht der Fall. Der Junge sah sich um, während Crologg durch den Schacht kroch und Haid irgendwo mit lauten Schreien in die Tiefe platschte.
    Der Raum war klein, sehr dunkel und praktisch leer.
    An der Wand gegenüber konnte man eine Holztür erkennen. Sie war angelehnt. Neben ihr stand eine halbhohe Säule; darauf hatte jemand eine Büste platziert, die aber wohl im Laufe der Zeit zerbrochen war. Ihr Sockel stand an seinem Platz, die Büste selbst lag auf der Säule, so nahe am Rand, dass sie jeden Moment herunter fallen konnte. Daa’tan legte den Kopf schief, um sich das fremde Gesicht anzusehen. Es war ein Mann mit albernem Bärtchen, spitzer Nase und sorgfältig gezogenem Scheitel. Der Junge streckte die Hand nach ihm aus.
    »Trödel nicht rum!«, sagte Crologg und stieß ihn fort.
    Daa’tan folgte dem Mann in den angrenzenden Raum, als hinter ihnen Jack und Haid aus dem Schacht kamen.
    Ihre Mönchsgewänder waren triefend nass, was Jack, anders als seinem Gefährten, zu schaffen machte. Jack konnte es nicht leiden, wenn Dinge nicht so waren, wie sie sein sollten. Haid hatte den Raum schon durchquert, als er noch immer das Wasser auswrang. Haid drehte sich

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