Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
178 - Die vergessene Macht

178 - Die vergessene Macht

Titel: 178 - Die vergessene Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
Vom Netzwerk:
in den eigenen Händen halten. Gill gewann den Kampf. Er stürzte durch die Tür, stolperte über einen Draht und fiel bäuchlings hin. Dass er nicht wieder aufstand, lag an den handlangen Eisennadeln, die den Boden am Eingang spickten.
    »Idiot!«, sagte Crologg, als er über die Beine des Schwerverletzten stieg. Im nächsten Moment landete der Felsbrocken, den das Öffnen der Tür aus seiner Halterung in dunkler Höhe gelöst hatte. Er zerschmetterte Gills Kopf. Das trübte die Freude an der eben entdeckten Schatzkammer, reichte aber nicht, um sie gänzlich zu zerstören.
    »Jack! Haid!« Crologg zeigte nach rechts und nach links. »Sammelt von den Sachen ein, so viel ihr könnt, und bringt sie hierher an die Tür! Wir nehmen sie nachher mit. Daa’tan und ich suchen derweil das Schwert.«
    »Wozu noch, Cro?«, fragte Haid. »Sieh dich um! Hier liegt mehr Reichtum, als wir je ausgeben können.«
    »Das lass mal meine Sorge sein!« Crologg zog Daa’tan vor sich. Er schärfte ihm ein: »Denk daran, dass dein Onkel sterben muss, wenn wir ohne Nuntimor zurückkehren! Also finde das Versteck!«
    Daa’tan breitete die Arme aus. »Wie denn?«
    »Wenn ich das wüsste, wärst du nicht hier«, antwortete Crologg kühl und ließ ihn stehen.
    Daa’tan sank das Herz, als er sich in dem riesigen Labyrinth umsah. Es war schön und voller Gold, aber eben auch riesengroß. Wie sollte er da ein kleines Zeichen finden? Hundert Jahre würden nicht genügen! Daa’tan nickte nachdenklich.
    Abgesehen davon, dass Grao’sil’aana so viel Zeit nicht mehr hatte, waren hundert Jahre auch für ihn selbst zuviel!
    Unschlüssig wanderte er mal hier hin, mal dort hin, und sah sich um. Daa’tan leuchtete die goldenen Statuen an, drehte kostbare Vasen um und wühlte sogar in einer Schale voll Münzen nach seinem Zeichen. Doch er fand es nicht – bis er einen Blick auf die Wände warf. Das Symbol, das er suchte, war eine Lotosblüte. Daa’tan kannte den Namen der Blume nicht, die da millionenfach auf den Wandreliefs abgebildet war, doch sie stimmte mit dem Zeichen auf seinem Messer überein.
    Daa’tans Blick fiel auf eine goldene Statue. Es war ein fremder Gott mit vielen Armen. In jeder Hand hielt er eine dieser Blüten, und sein Lächeln war honigsüß.
    Daa’tan holte aus und verpasste der Statue einen Tritt.
    Sie wankte, fiel – und zerbrach in tausend Scherben.
    »He! Was machst du da?«, rief Crologg verärgert und kam angelaufen. Eigentlich wollte er Daa’tan schlagen, doch das vergaß er, als er die Scherben aus der Nähe sah.
    Crologg bückte sich nach einem Ohr der gefallenen Gottheit und fragte stirnrunzelnd: »Wieso ist das weiß auf der Innenseite?« Er kratzte daran. »Und wieso staubt es?«
    Crologg wusste nicht, was Gips war. Dafür erkannte er etwas anderes.
    »Man hat uns reingelegt!«, brüllte er fassungslos.
    Einen Moment lang starrte er seine Gefährten an, die entgeistert zurückstarrten. Dann kam Leben in den Mann. Crologg stürmte durch das Labyrinth, griff nach Statuen und goldenen Altären. Was immer er zu fassen bekam, stieß er um oder schleuderte es an die Wände.
    Alles zerbrach. Crologg heulte vor Wut, suchte immer verzweifelter nach dem einen, echten Wertgegenstand.
    Doch selbst die vielen Edelsteine waren eine Fälschung.
    Als Crologg sie aus ihren Körben schüttete, zersprangen sie am Boden. Sie waren nur aus Glas.
    Das ganze Labyrinth hallte wider vom Klirren und Krachen, von Splittergeräuschen und den übelsten Flüchen, die man sich vorstellen konnte. Jack und Haid beteiligten sich am Werk der Zerstörung. Daa’tan stand daneben; wortlos, wie vom Donner gerührt. Der Zwölfjährige kannte keine Gier nach Gold, deshalb teilte er auch nicht die rasende, bittere Enttäuschung der Männer. Seine eigene Niedergeschlagenheit hatte einen anderen Auslöser: Nuntimor. Daa’tan kannte das Schwert gar nicht, und doch – seit er von dessen Existenz wusste, begleitete ihn der fast inständige Wunsch, Nuntimor zu besitzen. Das hatte ihm die Suche leicht gemacht.
    Nun musste er erkennen, dass es nichts weiter zu finden gab als eine Illusion: Gold, das keines war, nur scheinbar harmlose Fallen, ein Blütenmeer als Endstation. Daa’tan ließ den Kopf hängen und trottete davon. Er fand etwas abseits einen riesigen Säulenfuß, drehte sich um und rutschte daran herunter. Daa’tan schlang seine Arme um die Knie.
    Irgendwas ist falsch! , überlegte er. Die Zeichen auf dem Messer sind Wegweiser, und sie haben

Weitere Kostenlose Bücher