1780 - Blick in die Hölle
furchtbaren Augen wieder in den Sinn. Das ist schlimm. Dann sehe ich sie mit ihrem gnadenlosen Blau vor mir...«
»Blau, hast du gesagt?«
»Ja. Du hast dich nicht verhört.«
»Das ist so eine Sache mit der Farbe«, gab Bill zu. »Ich weiß ja nicht, ob man alles mit einem Blick in die Hölle erklären kann. Ich weiß allerdings, dass dieses kalte Augenpaar nicht deiner Fantasie entspringt. Das gibt es natürlich.«
»Hatte ich mir gedacht.«
Bill tippte seinen Sohn an. »Und ich glaube auch zu wissen, dass du es ebenfalls kennst.«
»Ach ja?«
»Denk daran, was wir mal darüber gehört haben. Dieser Blick. Das sind seine Augen. Und das ist auch die Gnadenlosigkeit darin. Eine Botschaft, die die Menschen fertigmachen will.«
Johnny schluckte mehrmals. Dann schlug er sich gegen die Stirn. »Dass ich daran nicht gedacht habe. Ist mir einfach durchgerutscht.«
»Das kann schon mal passieren.« Bill lächelte. »Du denkst vielleicht an einen Namen?«
»Ja...« Johnny wollte nicht so recht mit der Sprache heraus.
»Und?«
»Muss ich Luzifer sagen?«
»Fast. Aber im Prinzip könntest du recht haben, dass er hinter allem steckt.«
Beide dachten über den Namen nach. Johnny sprach davon, dass die alte Hexe von einem Blick in die Hölle gesprochen hatte, der einem Besucher in ihrem Hexenhaus gestattet wurde.
»Ja, Dad, wenn man an Luzifer denkt, dann ist es schon richtig, wenn wir von einem Blick in die Hölle sprechen. Diese Gestalt könnte Luzifer gewesen sein.«
Bill Conolly hatte seine Bedenken, die teilte er auch seinem Sohn mit. »Weißt du, Johnny, ich glaube nicht, dass es Luzifer gewesen ist. Es kann auch eine andere Person dahinterstecken.«
»Und an wen denkst du da?«
»Matthias!«
Johnny schluckte. Natürlich hatte er schon von diesem Matthias gehört. Er war ihm aber noch nicht im direkten Kampf begegnet, und darüber konnte er nur froh sein. John Sinclair hatte mit ihm zu tun gehabt, die Conollys ebenfalls, aber nie so direkt, dass sie angegriffen worden wären.
Das sah jetzt nicht mehr so aus. Johnny Conolly hatte einen Blick in die Hölle geworfen und etwas gesehen, das in einem Zusammenhang mit der Hölle stand.
Wenn Matthias wieder mitmischte, sah es böse aus, denn Luzifer hatte ihn zu seinem Vasallen auf der Erde gemacht. Was Matthias tat, das hätte auch Luzifer tun können, und das Licht in den Augen der Gestalt – dieser blaue und intensive Schein – stammte aus der Hölle.
»Und ich habe ihn gesehen, Dad. Ist die Frage, wie ich mich verhalten soll. Oder was sollen wir tun?«
»Ist einfach.«
»Oh, da bin ich gespannt.«
»Wir sagen auf jeden Fall John Sinclair Bescheid. Das ist wichtig, das müssen wir tun.«
»Ja, hatte ich auch gedacht.«
»John und Matthias sind Todfeinde. Wenn Luzifers Helfer jetzt in der Nähe ist, müssen wir etwas tun. Vor allen Dingen soll John sich das Hexenhaus mal näher anschauen.«
Johnny lachte. »Ja, wenn er hineingeht, wird es vielleicht ganz anders.«
»Aber nicht mehr heute Nacht. Gibt es die Kirmes morgen noch?«
»Ja, und übermorgen.«
»Dann, so denke ich, wird John Sinclair mal wieder einen neuen Job haben.«
Johnny nickte. »Meine ich auch.«
Bei Bill kam der besorgte Vater durch. »Was ist mit dir los? Hast du etwas abbekommen?«
»Nein, das habe ich nicht. Bei mir ist alles in Ordnung, da mach dir mal keine Sorgen.«
»Ist denn auch dein Kommilitone in das Hexenhaus gegangen?«
»Ja, vor mir. Aber als ich wieder heraus kam, habe ich keine anderen Menschen gesehen. Niemand wartete darauf, dass ich das Haus verlassen würde.«
»Gut, Johnny, ich kann mir nur nicht vorstellen, dass alle diesen Matthias zu sehen bekommen.«
»Keine Ahnung. Jedenfalls sollte ihm keiner in die Augen schauen. Der ist dann verraten und verkauft, das weiß ich. Das kann grauenhaft sein.«
Bill stellte eine weitere Frage. »Hat er dich denn nicht angesprochen?«
»Zum Glück nicht. Er hat mich nur angeschaut. Aber auch nicht lange. Ich konnte mich wegdrehen.«
»Und du hast keine Botschaft erhalten und mit dieser Frau auch keine Einzelheiten besprochen?«
»So ist es. Ich wollte ja nur weg. Ich habe das Augenpaar nicht erwähnt.«
»Gut. Darauf kann man aufbauen.«
»Ich weiß nicht, ich fühle mich jedenfalls wie gebrandmarkt. Und ich bin gespannt, wie es weitergehen soll.«
»Abwarten, Johnny. Erst müssen wir mit John Sinclair sprechen. Das ist bestimmt ein Fall für ihn.« Bill, der auf einem Stuhl gesessen hatte, stand auf. »Wenn
Weitere Kostenlose Bücher