1780 - Blick in die Hölle
werde.«
»Ist das eine private Sache?«
»Nein, Shao, dienstlich, ich kann nur noch nichts sagen. Johnny ist da über eine Sache gestolpert, der man unbedingt nachgehen muss, aber das kennst du ja.«
»Klar, das kenne ich.«
»Ich bin dann weg.«
Ein kurzes Abklatschen noch, dann war ich auf dem Weg zum Lift. Auf der Fahrt in die Tiefgarage dachte ich darüber nach, was mir jetzt wohl wieder über den Weg laufen würde. Wenn Matthias mitmischte, würde es böse werden, und dann konnte die blonde Bestie Justine Cavallo auch nicht weit sein...
***
Nichts wies auf einen stressigen Fall hin, als ich bei den Conollys eintraf. Kaffeeduft schwang mir entgegen und ich spürte sofort meinen Magen, der mir meldete, dass ich noch nicht gefrühstückt hatte.
Das war bei den Conollys ebenfalls so, und sie wollten es mit mir zusammen tun.
Sheila begrüßte mich mit einem strahlenden Lächeln und einer festen Umarmung, mit Bill und Johnny klatschte ich mich ab. Wenig später saßen wir gemeinsam in der geräumigen Küche an einem Tisch und genossen zunächst mal das Essen und auch den Kaffee.
Wir sprachen nicht über den neuen Fall, auch wenn es bei Johnny brannte. Er wollte seine Version loswerden und rutschte auf seinem Stuhl unruhig hin und her.
Natürlich warteten wir nicht bis zum Ende, wir fingen schon vorher an zu reden.
Johnny fasste sein Erlebnis noch mal in Worten zusammen. Dabei schaute er nicht eben fröhlich, die Sache in der vergangenen Nacht hatte ihn schon mitgenommen.
Die Blicke meiner Freunde richteten sich auf mich. Man erwartete von mir einen Kommentar, den ich auch gab. Er bestand allerdings mehr aus Fragen.
»Was war mit dieser Frau, Johnny?«
»Meinst du die Hexe?«
»Ja.«
Er zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung, John. Ich kenne sie nicht, habe auch nicht groß mit ihr gesprochen, als ich aus dem Hexenhaus kam. Ich war froh, dass ich es hinter mir hatte.«
»Du meinst die Begegnung mit den blauen Augen?«
»Ja.« Johnny beschrieb sie noch mal und schüttelte sich dabei. »Die Augen waren schlimm. Das heißt, nicht sie waren es, sondern ihr Blick. Der hat mich kalt erwischt. Ich bekam Angst. Dabei ist nichts passiert. Ich kam ja weg, aber dieser Blick in die Hölle hat mir gereicht. Ich hatte es ja für einen Witz gehalten, für eine Täuschung wie alles auf einer Kirmes, dann aber hat es mich voll erwischt. Das muss die Hölle gewesen sein, oder?« Johnny ließ seine Blicke über seine Eltern und mich gleiten.
»Keine Ahnung«, sagte Bill, »obwohl wir vor Jahren schon mal einen Blick in die Hölle riskieren durften. Aber da sah alles anders aus. Wir haben tatsächlich Feuer gesehen und fühlten uns auch als Gefangene der Hölle.«
Johnny gab sich mit dieser Antwort nicht zufrieden. Er wandte sich an mich. »Und was sagst du dazu?«
»Da muss ich auch passen. Ich weiß nicht, wie die Hölle wirklich aussieht. Ich habe nur erlebt, dass sich die Menschen eine Vorstellung machen. Sie sprechen vom ewigen Feuer, von der großen Verdammnis. Das sind Überlieferungen, und die Menschen haben daraus die Bilder der Hölle entstehen lassen. Von Malern oft in Szene gesetzt, weil man etwas haben wollte, an das man sich halten konnte. Und so wurden die Bilder von ihnen geschaffen, und die andere Seite hat reagiert. Sie hat den Menschen den Wunsch erfüllt und ist manchmal so aufgetreten, wie sie es sich vorgestellt haben.«
Johnny hatte zugehört und nickte langsam. Dann fragte er: »Kann man das denn auch auf das anwenden, was ich gesehen habe? Oder hat das mit anderen Dingen zu tun?«
»Das wissen wir nicht. Wir werden es aber herausfinden.«
Johnny nickte mir zu. »Ich bin gespannt, was du sagen wirst, wenn du einen Blick in die Hölle geworfen hast. Das ist alles ganz anders.«
»Wieso?«
»Ich denke da an die Proportionen. Der Blick reicht in eine weitläufige Landschaft hinein. Sie ist viel zu groß für die Fläche des Hauses. Ich hatte da schon meine Probleme, um das alles richtig einzuordnen. Ich schaffte es nicht.«
»Das kann man auch türken«, sagte Bill.
»Finde ich auch.« Ich nickte ihm zu.
Johnny jedenfalls sah sich in seinen Ansichten bestätigt. Er lächelte mir zu und schaute verstohlen auf seine Uhr. Viel Geduld hatte er nicht.
Sheila war aufmerksam gewesen. »Nun mach es mal halblang, Johnny. Du kommst schon früh genug zu diesem Rummel.«
»Ich habe nichts gesagt, Ma.«
»Ja, ja, ich weiß. Du bist ebenso ein Unschuldsengel wie dein Vater.«
»Und was ist mit
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