1780 - Blick in die Hölle
mir?«, fragte ich.
»Ja«, rief Bill, »was ist mit John?«
Sheila winkte ab. »Hört auf mit eurem Getue, ich glaube euch sowieso nicht alles.«
»Aber doch die Hälfte«, meinte Bill.
»Das muss ich mir auch noch überlegen.«
Es war noch Zeit. Ich wollte meinen Durst mit Orangensaft löschen, der noch wunderbar kühl war. Gegessen hatte ich genug. Zum Schluss sogar eine von Sheila hergestellte Müsli-Kreation.
Draußen wollte das Wetter den Beweis antreten, dass es den Sommer noch gab. Am Himmel stand eine helle Sonne und machte die Welt freundlicher.
Wir räumten sogar noch zusammen mit Sheila den Tisch ab, dann wurde es Zeit für unseren kleinen Ausflug. Wir wollten dieses Hexenhaus am Tag erleben und waren gespannt, was uns die Besitzerin erklären würde.
Bill Conolly hatte seine Beziehungen spielen lassen und sie namentlich ausfindig gemacht. Sie hieß Maggy Cole. Mehr hatte er von ihr nicht erfahren. Bei mir konnte es anders sein, aber wir wollten erst mal mit ihr reden und uns einen Eindruck verschaffen.
Es war keiner dieser großen Jahrmärkte. Auf einem mittelgroßen Platz konnte alles aufgestellt werden. Von Johnny erfuhren wir, dass dieses Hexenhaus außen stand, quasi am Rand, kein guter Standort, um Geld zu verdienen.
Das alles würden wir sehen, und ich war gespannt darauf, Maggy Cole und ihr Hexenhaus kennenzulernen...
***
Ein Jahrmarkt, bei dem die Fahrgeschäfte stillgelegt wurden, kann traurig aussehen. Besonders bei Regen und grauem Schmuddelwetter. Er kann aber auch ein anderes Bild abgeben, und das erlebten wir an diesem Tag, als die Fahrgeschäfte und Buden von der Sonne beschienen wurden.
Wir parkten den Rover dort, wo die Wohnwagen und Wohnmobile standen, zwischen denen Leinen gespannt waren, an denen Wäsche hing.
Es war noch nicht viel los. Erst am Nachmittag würde der Rummel beginnen. Bis dahin dauerte es noch etwas. Viele der Menschen schliefen wahrscheinlich noch, aber es waren schon genug auf, die wir fragen konnten.
Eine Frau brachte frische Wäsche zu einer Leine. Sie blieb aber stehen, als sie uns sah und wir ihr zunickten.
Wir warteten, bis sie ihren Korb abgestellt hatte, und erkundigten uns dann nach Maggy Cole.
»Ach, die.«
»Das ist doch die Hexe – oder?«, fragte Johnny.
»Ja, ist sie schon. Aber nicht wirklich. Sie macht sich jeden Tag zurecht. Normal sieht sie nicht so aus.«
»Das hatten wir uns schon gedacht.«
»Und wo müssen wir hin, um sie sprechen zu können?«, fragte ich.
Die Frau zögerte mit der Antwort. Sie hielt uns wohl nicht für koscher.
Und so sah ich mich bemüßigt, sie zu beruhigen.
»Keine Sorge, wir brauchen sie für eine Aussage.«
»Ach, Sie sind von der Polizei?«
»Ja.« Ich lächelte. »Aber Sie müssen sich keine Sorgen machen, dass wir sie verhaften wollen. Wir wollen sie wirklich nur etwas fragen.«
»Dann ist es gut.«
Wir mussten keine weiteren Fragen mehr stellen. Die Frau beschrieb uns den Weg zu Maggy Coles Wagen, der nicht zu übersehen sein sollte, weil er rot angestrichen war.
Wir bedankten uns und schlugen die Richtung ein, in die wir gehen mussten. Wir waren uns sicher, dass sich unser Besuch hier auf dem Rummel blitzschnell herumsprechen würde.
Da wir die Richtung kannten, war es kein Problem, den Wagen zu finden. Er stand leicht abseits. Unter den Zweigen hoher Bäume, die ihn beschützten.
Wir sahen auch zwei Stühle neben dem Wagen stehen, aber die waren nicht besetzt. Ob Licht im Fahrzeug brannte, sahen wir nicht, dafür wunderten wir uns, dass der Wagen nicht abgeschlossen war, denn beim ersten Druck gegen die Klinke schwang die Tür bereits auf. Das hatte Bill festgestellt, der vorgegangen war. Er betrat den Wohnwagen noch nicht, sondern wartete, bis wir ihn erreicht hatten.
»Sie scheint nicht hier zu sein.«
»Bist du sicher?«, fragte ich.
»Klar, sonst hätte sie sich längst gemeldet.«
»Dann lass uns mal einen Blick hineinwerfen.«
»Nichts lieber als das.«
Bill war froh, loslegen zu können. Er war ein Mann der Tat. Er musste einfach immer etwas zu tun haben.
Ich ließ ihn auch vorgehen, und wir betraten einen recht dunklen Wagen, in dem es nach frisch gekochtem Kaffee roch. Nur war die Miniküche leer.
Das traf auf den gesamten Wagen zu. Jemand war hier gewesen, hatte Kaffee gekocht und war dann verschwunden. Wir glaubten nicht daran, dass die Frau weggefahren war, denn dicht vor dem Wagen stand ein Volvo 70.
»Es gibt nur eine Möglichkeit«, sagte Bill zu mir, als wir
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