1780 - Blick in die Hölle
andere Seite hat sich Opfer geholt. Menschen, die nicht nur ihr Leben verloren, sondern auch ihre Seelen.«
»Das hatte ja wohl auch mit mir passieren sollen. Nun ja, ich hatte Glück.«
»Sie haben sich gewehrt.«
»Sicher, das musste ich.«
»Das war die andere Seite nicht gewohnt. Sie hat bisher immer Opfer gehabt, mit denen sie leichtes Spiel hatte. Alles lief perfekt. Nur diesmal nicht. Das ahnte die andere Seite, und deshalb hat sie sich zurückgezogen.«
»So schnell? Ohne Kampf?«
»Sie wird ihre Gründe gehabt haben, davon gehe ich einfach mal aus.« Maggy nickte.
»Und wie geht es weiter?«
Maggy senkte den Kopf. »Das dürfen Sie mich nicht fragen. Ich weiß es nicht.«
»Aber Sie müssen weitermachen. Die Kunden werden zu Ihnen kommen, um einen Blick in die Hölle zu werfen.«
Sie schaute mich an und lachte scharf. »Was meinen Sie, was ich zu hören bekomme, wenn die Leute nur die kahle Wand sehen?«
»Könnte sie nicht wieder so aussehen, wie ich sie gesehen habe? Das wäre doch etwas – oder?«
»Ja, das schon. Nur liegt es nicht in meiner Hand. Ich habe nur das Haus, die Magie liegt in anderen Händen. Das sollten Sie sich immer vor Augen halten.«
»Und Sie meinen, dass dieses Bild wiederkommt?«
»Ich hoffe es. Sonst kann ich kein Geld mehr verdienen, und das habe ich wiederum nicht verdient.«
Bill schüttelte den Kopf. Er musste lachen, und ich wusste auch nicht, was ich dazu sagen sollte. Es konnte sein, dass wirklich alles so ablief, wie Maggy es gesagt hatte. Das hier war eine fremde Welt für mich, der ich mich aber hatte entgegenstemmen können.
Ich kam zu dem Schluss, dass nur eine Person mir darüber Auskunft geben konnte. Das war Maggy Cole, die hier wohnte und die schon lange vor den Karren der Hölle gespannt worden war.
»Also, wie ist das, Mrs Cole, gehen Sie davon aus, dass Sie jetzt einpacken können?«
»Wie meinen Sie das?«
»Dass es aus und vorbei ist.«
»Nein, nein, das auf keinen Fall. Das lasse ich mir nicht einreden.« Sie hob eine Hand. »Es ist meine Existenz und...«
»Hatten Sie eigentlich immer Hilfe?«, wollte Bill Conolly wissen. »Oder schaukeln Sie das alles allein?«
»Ja, aber nicht immer. Ich habe auch Hilfe von zwei jungen Leuten, die mit dem Zirkus fahren und sich überall nützlich machen. Die Hilfe nehme ich gern an.«
»Dann sind Sie zufrieden mit den beiden?«
»Ja, sie sind zwar noch jung, aber sie wissen, auf was es ankommt. Die beiden sind besser als die meisten anderen Typen hier.«
»Das kann ich nicht beurteilen.« Ich sah die beiden Conollys an. »Habt ihr noch Fragen?«
Nein, die hatte keiner. Nur Johnny hatte noch was nachzuholen.
»Was ist denn mit heute Abend? Schließen Sie den Laden?«
»Nein.«
»Und wenn Besucher kommen?«
»Ich hoffe, dass mein Haus innen so aussieht, dass alles wieder normal läuft. Nur liegt das nicht in meiner Hand. Dafür sind andere zuständig.«
»Das denke ich auch. Sie haben genug getan.«
Johnny lächelte ihr zu, bevor er nach draußen ging.
Was sollte ich dazu sagen? Es stimmte ja. Und gegen Abend konnte das Haus wieder perfekt sein.
»Aber auch die Killer sind dann wohl wieder da«, meinte Johnny.
»Kann sein.«
Ich klatschte in die Hände. Es war das Zeichen für den Abmarsch, worüber wir froh waren. Im Moment hatten wir auf dem Rummel nichts mehr zu suchen. Aber wir würden wiederkommen, das war klar...
***
Wir saßen wieder mal bei den Conollys zusammen. Schon zum zweiten Mal an diesem Tag. Sheila war froh, dass wir alles überstanden hatten, und ich telefonierte mit dem Büro und hatte Suko in der Leitung, der erst mal nichts sagte, sich meinen Bericht anhörte und dann fragte, ob er eingreifen sollte.
»Ich sehe das noch nicht, werde dir aber Bescheid geben, wenn es so weit ist.«
»Was habt ihr denn vor?«
»Genau das ist das Problem. Unser Plan steht noch nicht fest. Jedenfalls werde ich einige Stunden auf dem Rummel verbringen.«
»Dann bin ich auch dabei.«
»Gut, du bekommst Bescheid, wann du dich auf die Socken machen kannst.«
»Alles klar.«
Wir verstanden uns auch ohne große Worte. Wie ich Suko kannte, würde er sich in den Wagen setzen und in der Nähe der Kirmes einen Parkplatz finden. Zusammen mit Suko konnte ich unsere Feinde dann direkter angehen. Bill wollte natürlich auch mit, und in Johnnys Augen las ich ebenfalls die Bitte. Das war nicht mein Bier. Die beiden sollten sich einig werden, ich hielt mich da raus.
Dann führte ich noch ein
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