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1780 - Blick in die Hölle

1780 - Blick in die Hölle

Titel: 1780 - Blick in die Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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darauf, dass sich die Gestalt wieder bewegte, und er wurde nicht enttäuscht. Sie zuckte tatsächlich leicht zusammen, dann bewegte sie die Sense, die einen langen Stiel hatte, der mit seiner Endseite gegen den Boden gedrückt wurde.
    Das Gesicht drehte sich jetzt direkt dem Betrachter zu. Noch war es nur ein dunkler Fleck, aber Johnny schaute zu, wie sich eine Hand in die Höhe bewegte und an den Rand der Kapuze fasste. Sie wollte sie wohl nach hinten ziehen, damit auch das Gesicht freilag.
    Johnny Conolly konnte es kaum erwarten. Innerlich spürte er ein Fieber, das ihn ausfüllte. Er wusste, dass etwas Entscheidendes bevorstand, und wollte sich dem auch nicht entziehen.
    Die Hand hatte den Stoff der Kapuze erreicht. Johnny war gespannt, ob sie in dieser Form blieb.
    Nein, das blieb sie nicht.
    Die Hand sorgte dafür, dass die Kapuze etwas in die Höhe gezogen wurde, damit der Großteil des Gesichts freilag.
    Johnny schaute hinein.
    Er hatte mit allem gerechnet, was diesen Anblick anging, auch mit dem Gesicht eines Monsters, doch was er hier sah, das schlug dem Fass den Boden aus.
    Es war kein Gesicht.
    Es war nur ein Augenpaar, das in einem tiefen, schon brutal kalten Blau leuchtete...
    ***
    Es begann für Johnny Conolly ein langer Moment des Übergangs. Er war nicht in der Lage, sich zu bewegen, er konnte nur nach vorn durch die Scheiben schauen, und er konzentrierte sich auf das Augenpaar. Auf den Blick!
    Der war klar, kalt und grausam. Johnny fühlte sich unter Druck. Er bekam es sogar mit der Angst zu tun und fing im Stehen an zu zittern. Er wollte dem Augenpaar ausweichen, was im Moment nicht möglich war, aber er schaffte es, seine Augen zu schließen, und das war das Beste, was ihm passieren konnte. So wurde er nicht mehr direkt abgelenkt, nur noch indirekt, denn dieses Bild bekam er nicht mehr aus dem Sinn.
    Es war verrückt. War das der Blick in die Hölle? War das, was er sah, die Hölle?
    Ja, das konnte hinkommen. Auch wenn er nicht so recht daran glauben wollte.
    Johnny wusste auch, dass er nicht länger hier bleiben durfte. Deshalb drehte er den Kopf zur rechten Seite hin und öffnete die Augen wieder, auch wenn es ihm schwerfiel. Von der Seite schielte er auf das Bild, das sich wieder verändert hatte. Da war kein Gesicht mit den blauen Augen mehr zu sehen, sondern nur noch eines, bei dem die Kutte in die Höhe gezogen war und es mehr einer dunklen Masse glich.
    Johnny atmete durch. Er fühlte sich alles andere als wohl. Er stand auf der Stelle und kam sich vor wie in einem Schwitzbad. Es gab keine Stelle an seinem Körper, die nicht feucht geworden wäre.
    Furchtbar...
    Johnny rieb seine Augen. Er schaute wieder auf die Gestalt mit der Sense. Jetzt stand sie still und sie dachte auch nicht daran, sich abermals zu bewegen.
    Was war hier los?
    Er fand zwar eine Antwort, doch sie befriedigte ihn nicht. Sie war zu kompliziert, obwohl sie so nicht gewirkt hatte. Die Gestalt hatte sich nicht bewegt. Die Starre wäre für sie eigentlich perfekt gewesen, und doch war alles anders gekommen.
    Johnny schüttelte den Kopf. Der Blick dieser Augen war für ihn schlimm gewesen. Er hatte ihn hart getroffen, und jetzt lag die Furcht wie ein Panzer auf seiner Psyche.
    Aber wieso? Warum reagiere ich hier wie eine Memme?, fragte sich Johnny.
    Er konnte die Antwort nicht geben. Das gestand er sich ein. Irgendetwas hatte ihn getroffen. Etwas, das er nicht fassen konnte, und ob dies ein Blick in die Hölle gewesen war oder nicht, das war ihm letztendlich egal.
    Er stöhnte auf, als er einen weiteren Blick durch die Scheibe warf, die andere Welt mit ihrer gesamten Tiefe und auch Breite erfasste, die so gar nicht zu den Ausmaßen des Hexenhauses passte.
    Was war das für eine Welt?
    Johnny war erfahren genug, um zu wissen, dass es sich nicht um den Blick in die Hölle handelte.
    Die Hölle sah anders aus, wenn überhaupt. Aber wohin hatte er dann geschaut? Wer war der Mensch oder die Gestalt mit den kalten stahlblauen Augen?
    Der Tod? Der Schwarze Tod war das nicht, den hatte John Sinclair vernichtet. So etwas wie ein Nachfolger, was er auch nicht glaubte. Dann hätte John ihn schon längst entdeckt und die Familie Conolly gewarnt.
    Er konnte es nicht wirklich sagen und musste sich auf die Aussagen der Hexe verlassen. Sie und keine andere wollte er fragen, und er war schon jetzt auf eine Antwort gespannt.
    Erst mal musste er raus hier. Und er war froh, dass er es noch konnte. Es hätte ihn auch anders erwischen können,

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