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1780 - Der brennende Mond

Titel: 1780 - Der brennende Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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drunter zum Vorschein kam, das waren künstliche Linsen und sonst gar nichts.
    Tekener schaute sich den Roboter sehr genau an. Dann erklärte er: „Ein Androgynen-Roboter.
    Die Maschine stammt von einer der Coma-Stationen."
    „Ein Andro... - was?"
    „Androgyn. Eine speziell programmierte Roboterrasse. Androgynen sind so gebaut, daß sie sich selbst reproduzieren und eigenständige Überlebensstrategien entwickeln. Also Einheiten von besonderer Selbständigkeit. Hast du von den Coma-Stationen nicht gehört?"
    „Flüchtig", gestand sie. „Das sind Außenposten zwischen hier und zu Hause, stimmt's?"
    „Stimmt." Tekener verzog auf unnachahmliche Weise das Narbengesicht. Wahrscheinlich konnte er gar nichts dazu - aber auf Erania wirkte er beängstigend attraktiv.
    „Die Coma-Stationen wurden von zurückgelassenen Androgynen-Stämmen in kompletter Eigenregie aufgebaut. Und jetzt finden wir diese Maschinen im Bezirk."
    „Du hast irgendwas mit den Dingern vor!" vermutete sie.
    Er gab ihren Blick entwaffnend offen zurück.
    „Anzunehmen", sagte er. „Aber ich bitte dich, niemanden darüber zu informieren. Speziell keine Opera-Roboter. Es könnte sein, daß in den nächsten Tagen ein paar Leute kommen, die die Androgynen abholen."
    Alles, was er sagte, klang nach Abenteuer und Bedeutung.
    Erania nickte. „Ich bleibe stumm. Kein Wort davon, zu niemandem."
    Tekener ging zu den Kantinen zurück, sie immer hinterher. Er verabschiedete sich kurz, winkte, bog ab zum Zentrum der Anlage.
    „He!"
    Jemand faßte ihre Schulter.
    Erania fuhr herum und sah, daß es Grolfo war. Im Gesicht des anderen stand eine seltsame Mischung aus Abneigung und Ehrfurcht.
    „Jetzt erklär mich bloß nicht für verrückt. Aber das, das war doch Tekener, oder?"
    „Ja, Grolfo."
    „Was wollte der hier? Was hast du mit ihm zu schaffen?"
    „Gar nichts. Plustere dich nicht so auf."
    Erania ignorierte ihren Quälgeist.
    Sie schaute lieber dem hochgewachsenen Mann hinterher. Tekener ging bis zum Karussell, visierte eines der milchigweißen Felder an, verschwand mit einem Schritt durch die Transmitterfläche.
    Sie spürte, daß Grolfo die ganze Zeit hinter ihr stand, aber im Moment hatte sie keine Zeit, sich damit zu befassen.
    „Irgendwas Besonderes ist dran an diesen Kerlen", erzählte sie plötzlich. „Du siehst sie jahrelang im Trivideo, denkst dir: nicht schlecht! - und dann plötzlich steht so einer vor dir."
    „Dieser Tekener, der gefällt dir wohl, was?"
    Grolfo sah ziemlich eifersüchtig aus. Und obwohl er so ein grobschlächtiger Dummkopf war, hatte Erania ihren Spaß an der Situation.
    Sie drehte sich um. „Ja", sagte sie nur.
    „Ich hab' gehört, er schläft mit Katzen."
    „Von wem hast du das denn? Von deinem Sektenführer? Diesem Baan Fokker? Behauptet der solche Sachen?"
    „Es kam im Trivideo", antwortete Grolfo gefährlich leise. Sein Gesicht wurde finster. „Ich will nicht, daß du schlecht über Endreddes Boten sprichst."
    Sie schaute ihn ungläubig an, dann lachte sie. „Ach was. Tekener und Verkehr mit Katzen? Denk dir was Besseres aus."
    „O doch!" versetzte Grolfo im Brustton der Überzeugung. „Mit einer Kartanin, hieß es. Es gab 'ne Riesendiskussion, ob so was in Ordnung ist oder nicht. Und am Ende meinten alle, daß es sie ja eigentlich nichts angehe."
    Erania Elbers sagte: „Das ist der dümmste Schwachsinn, den ich je gehört habe."
     
    2.
     
    Das Nußschalen-Experiment Der Tag begann genau wie immer, nur eine Kleinigkeit war anders. Allerdings handelte es sich um eine sehr entscheidende Kleinigkeit. Reginald Bull wurde nämlich nicht bedroht. Keine Opera-Roboter, die ihm, Fink Petticul und den Ertrusern von Arlo Rutans Bodentruppe auflauerten. Es war ein schönes Gefühl, den Tag nicht mehr unter der Drohung eines Fesselschirms beginnen zu müssen.
    Und kein Tréogen ... Für Bull waren seit der Attacke des Alptraumwesens nur Augenblicke vergangen. Subjektive Augenblicke, die in Wirklichkeit 13:01 Stunden dauerten.
    Das Fernkarussell bot einen falschen Anschein erhabener Stille. Sekunden. Eins - zwei - drei - vier, schon vorbei.
    Ringsum setzte wieder Betrieb ein, der mit vollständiger Mißachtung die Personen im Sand umrundete.
    Bull betrachtete gleichmütig die Ströme von Menschen und Außerirdischen, die die Felder des Fernkarussells durchschritten oder aus diesen hervorkamen. Pro Minute zählte er oft ein Dutzend Transmittervorgänge. Wenn man sich vorstellte, daß die Leute wie in einem Haus der

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