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1780 - Der brennende Mond

Titel: 1780 - Der brennende Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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des Sarges lag eine reglose Maschine: ein Roboter. Ein hochentwickelter, aufgrund der sonderbar geformten Greifhände wohl stark spezialisierter Typ.
    Erania Elbers riß der Reihe nach ein Dutzend weitere Deckel auf. Jedesmal kam nur ein Roboter zum Vorschein. Sie besaßen alle unterschiedliche Formen.
    Es war ihr unmöglich, die Roboter in Betrieb zu nehmen. Auf Befehle reagierten sie nicht, und manuelle Schaltungen konnte Erania nicht entdecken. Man mußte sich wohl genauer auskennen, um die Dinger in Gang zu bringen. An den Gliederenden entdeckte sie winzige Buchstaben- und Ziffernfolgen, die sie als Produkte terranischer Technik auswiesen. Es handelte sich mit großer Wahrscheinlichkeit um wertvolle Sonderkonstruktionen. Seltsam, daß die Dinger hier einfach so herumlagen.
    Aber solche Funde konnte man in Endreddes Bezirk überall machen. Man drehte sich nur um, paßte nicht auf - und stolperte über Dinge, die man sich zu Hause ein Leben lang nicht leisten konnte.
    Erania verschloß die Kisten sorgfältig. Sie hatte einen gewissen Sinn für Pedanterie. Selbst wenn keiner die Robs zu irgend etwas brauchen konnte, verrotten sollten sie nicht.
    Eine halbe Stunde später kehrte sie zur Kantine zurück. Im Eingang wartete Grolfo auf sie.
    Erania ließ die Schultern hängen; Quälgeistern zu entkommen, das konnte zum Ding der Unmöglichkeit werden.
    „Da bist du ja", quetschte er hervor. „Ich habe auf dich gewartet."
    „So."
    „Wo warst du?"
    „Weg."
    Ein paar Momente Pause, dann fragte er. „Und jetzt? Was tun wir?"
    Erania Elbers registrierte sehr wohl, daß er das Wörtchen „wir" benutzte, aber sie hatte nicht mehr die Kraft, dagegen anzugehen.
    „Na, was wohl", versetzte sie bitter. „Wir gehen an die Arbeit."
    Was soll man machen, wenn man im Bezirk eingeschlossen ist und zum Reparaturvieh gehört, das keine andere Aufgabe hat, als sinnlos herumzuschrauben.
    Erania brachte den Tag herum, auch die folgenden. Und wenn sie überall ihre Geschichte von Spezialrobotern in Särgen erzählte, so dachte sie sich herzlich wenig dabei.
    Das blieb so bis zu dem Tag, als plötzlich ein beeindruckender Kerl mit Narben im ganzen Gesicht vor ihr stand. Sie hatte gerade eine Arbeitsschicht beendet. Grolfo war schon vorgegangen.
    Der Fremde fixierte sie mit einem Blick, der ihr Schauer über den Rücken jagte. Nicht, weil er bedrohlich gewirkt hätte, sondern weil in diesem Blick soviel Ruhe lag. Männer, die ihre innere Ruhe auf andere übertragen konnten, die mochte Erania. Eigentlich hatte sie ihr Leben lang so einen gesucht.
    „Erania Elbers?" fragte der Mann.
    „Ja." Mehr bekam sie nicht heraus. Es war fast schon peinlich.
    „Wenn du mir ein paar Minuten opferst, würde ich gern mit dir reden."
    Sie spürte die Müdigkeit in allen Gliedern. Zum Reden war sie nicht aufgelegt.
    „Ich kenne dich ...", sagte sie trotzdem. „Dein Gesicht, diese Narben ... Lashat-Pocken, nicht wahr? Du bist Ronald Tekener."
    „Ja."
    „Ich wußte nicht, daß sich Unsterb liche im Bezirk befinden."
    „Daß ich hier bin, hat einen bestimmten Grund, Erania. Ich habe von der Geschichte gehört, die du überall erzählst. Von den Särgen mit den Robotern."
    „Ah ja? Und? Warum interessierst du dich dafür?"
    Tekener ignorierte die Frage.
    „Ich möchte dich bitten, mich zum Fundort der Särge zu führen", sagte er.
    Erania Elbers dachte eine Weile nach. Normalerweise hätte sie keinen Finger mehr gerührt.
    Aber Tekener war einer der Aktivatorträger, und für Menschen aus dem Solsystem waren Unsterbliche etwas Besonderes.
    Sie konnte nicht nein sagen.
    „Okay, komm mit! Wir brauchen bloß fünf Minuten, wenn ich wieder hinfinde."
    „Ich habe Zeit, Erania."
    Sie schaute ihn prüfend an. In erster Linie waren es seine Augen, die soviel Ruhe ausstrahlten.
    Wenn sie sich aber davon nicht blenden ließ, wenn sie auch die Finger und die unruhigen Füße ansah, ergab sich ein anderes Bild. In Wirklichkeit machte Ronald Tekener den Eindruck, als brenne ihm jede Sekunde unter den Nägeln.
    Durch den Karst wanderten sie weg vom Karussell, hinaus ins Dunkle.
    Erania identifizierte mitten zwischen Felsenschatten die Domino-Formation. Die Kisten lagen unberührt da. Seit ihrem ersten Besuch hatte sich an dieser Stelle nichts verändert.
    Das Gefühl der Beklemmung war mit Tekeners Anwesenheit jedoch gewichen. Es blieben nur Kisten. Keine Särge mehr, keine tanzenden Schatten. Sie riß einen der Deckel auf. Das glitzernde Augenpaar, das

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