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1784 - Rückzug oder Tod

Titel: 1784 - Rückzug oder Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Frische Narben bedeckten seinen nackten Oberkörper - vermutlich hatte er sie sich beim Umgang mit sperrigem Werkzeug selbst zugefügt. „Ich habe noch keinen getroffen, der wirklich wußte, was wo zu reparieren war. Viele von uns verschlimmern die Situation, indem sie ohne Sinn und Ziel reparieren - ja ich sage sogar, indem sie kaputtreparieren."
    Sievens wußte selbst nicht wieso, aber der Galaktiker wirkte auf ihn krank, ganz so, als leide er unter innerer Auszehrung.
    Mandelliano schüttelte den Kopf.
    „Die höchste Aufgabe unserer Existenz ist es, Dinge zu reparieren, die beschädigt sind ..."
    „Haben wir dafür die Heimat aufgegeben, Frauen und Kinder verlassen? Für Arbeit, die uns auf gezwungen wird?" Der Graue redete sich in Rage. Seine Hände zuckten ungeduldig. „Bemerkt ihr denn nicht, daß wir nichts freiwillig tun? Wir sind Sklaven einer mentalen Macht..."
    „Genug von dem Geschwätz!"
    „... die uns ausbrennt. Unsere Kräfte lassen nach. Seht euch doch an! Jeder einzelne. Was ist aus euch geworden?"
    „Halt endlich den Mund!" kreischte einer der Swoon. Auch er wirkte nicht mehr taufrisch und hatte gelb verfärbte, runzlige Haut. Aber seine Stimme klang kräftig. „Verschwinde! Arbeitsscheues Gesindel wie du ist in Endreddes Bezirk fehl am Platz."
    „Wehe den Bedauernswerten, die ihren Irrtum nicht erkennen!" rief der Graue. „Wir tun nichts aus freiem Willen, sondern wurden von der ersten Minute an beeinflußt. Der suggestive Zwang ist groß, er laugt uns aus."
    Kaum einer, der nicht Front machte gegen ihn. Er wich zurück. Langsam erst, dann mit allen Anzeichen von Panik.
    „Wacht auf aus euren Träumen!"
    Die Gesten der Galaktiker verrieten unmißverständlich, was sie mit ihm anstellen würden, wenn sie ihn zu fassen bekamen.
    „Hört auf mich! Bekämpft die Roboter und den Zwang, der von allem ausgeht."
    Knochige Finger krallten sich in seine Arme, tasteten blindlings durch sein Gesicht und hinterließen blutige Spuren auf der Haut. Mit einem Aufschrei riß er sich los, torkelte davon.
    „Ihr seid doch verrückt", keuchte er. „Alle... Ihr seid besessen von dem Wahn, reparieren zu müssen."
    Endlich verließ er die Kantine.
    Mandelliano ließ einen Swoon auf seine Schulter klettern und setzte den anderen auf den Boden.
    „Wir haben schon zuviel Zeit sinnlos vertan", sagte er. „Falls noch jemand Hunger oder Durst v.erspürt, hat er jetzt die letzte Gelegenheit, sich zu versorgen. Wenn wir erst arbeiten, werden wir nicht so bald unterbrechen."
    „Was ist mit schwerem Werkzeug?" wandte Sievens ein.
    „... befindet sich an Ort und Stelle. Kathy und ich haben vorgesorgt."
    „Helfen uns die Operas?" wollte ein Unither wissen.
    „Vermutlich nicht." Mandelliano zuckte mit den Achseln. „Die Roboter haben sich von der Absturzstelle weitgehend zurückgezogen."
    „Die Opera's sind überhaupt kaum noch ansprechbar", wandte der Oxtorner ein. „Irgendwie scheinen sie plötzlich durchgedreht zu sein."
    „Könnte ihr Verhalten mit dem Absturz der Fabrik zusammenhängen?" wollte ein Tppsider wissen.
    Mandelliano schulterte einen Tornister, dessen Aufschrift in Interkosmo verriet, daß er aus einem Notbestand der Kosmischen Hanse stammte. Der Inhalt: programmierbare syntronische Suchsonden und mit ihnen kompatible mikrofeine Laser Made on Swoofon.
    „Es gibt Wichtigeres zu tun, als uns über Roboter zu unterhalten", wehrte er ab. „Wir müssen nach Bebenheim aufbrechen."
    „Wann ist die Fabrik abgestürzt?" beharrte der Topsider.
    „Wir wissen es nicht", antwortete Kathy an Stelle ihres Mannes. „Für uns ist es jedenfalls ohne Bedeutung."
    „Wenn wir nicht auf die Hilfe der Roboter zählen können, benötigen wir mehr Zeit für die Reparaturen. Ich denke ..."
    Mandelliano bedachte das Echsenwesen mit einem durchdringenden Blick. Sievens fand, daß dies genau der richtige Zeitpunkt war. Die innere Unruhe ließ sich kaum noch ertragen. Längst fieberte er dem Moment entgegen, in dem er das Regionalkarussell Bebenheim verließ und die zerstörte Fabrik endlich vor sich sah. Wenn er bedachte, wie riesig die Fabriken am Himmel aussahen, wäre er am liebsten sofort losgestürmt, um noch vor allen anderen mit den Arbeiten zu beginnen.
    Seine Hände zitterten vor Aufregung.
    Seltsam, daß ausgerechnet jetzt Erinnerungen an die Kindheit wach wurden. Neun oder zehn war er gewesen, als sein Vater ihm den ersten richtigen Roboter geschenkt hatte, eine syntronabhängige Gestalt nach dem Vorbild

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