1787 - Die Sklaven des Bezirks
uns in die Shifts zurück - alle, auch ihr von der POLLUX! Aber erst dann und ganz langsam, einer nach dem anderen!"
Tassaks Stimme hatte etwas Zwingendes. Myles Kantor war wirklich dankbar dafür, daß Rhodan ihm den Ertruser mitgegeben hatte. Er hätte diese Art von Autorität nicht besessen, die sämtliche Mitglieder des Trupps widerspruchslos und auf der Stelle gehorchen ließ.
Er hielt den Atem an und wartete darauf, daß Tréogen wieder erschien, diesmal vielleicht vor ihm. Das Wesen hatte bisher keinen Laut von sich gegeben. Myles bezweifelte sogar, daß eine Kommunikation mit ihm überhaupt möglich war. Tréogen verbarg sich hinter einem Berg aus Rätseln und dem dichten, dunklen Nebel der absoluten Fremdartigkeit.
Wo blieb er?
Myles spürte seinen eigenen Herzschlag. Um ihn herum standen die Galaktiker, still und stumm wie Statuen. Niemand wagte es, sich zu rühren, geschweige denn Tréogens Aufmerksamkeit durch laute Äußerungen auf sich zu ziehen.
„Er scheint fort zu sein", sagte Tassak endlich, aber sehr leise für seine Verhältnisse. „Oder er beobachtet uns. Wir gehen jetzt in die Shifts. Ganz langsam. Zuerst die Besatzung von Nummer Eins, und sieben Leute von der POLLUX." Er drehte den Kopf vorsichtig zu Sylvja, während er gleichzeitig die Pupillen in hektischer Suche wandern ließ. „Die Einteilung könntest du übernehmen."
Myles sah, wie die Springerin die Stirn unter dem weißen Band runzelte. Offenbar war sie ebenso erstaunt wie Kantor über die plötzliche Höflichkeit des Ertrusers.
Dann nickte sie.
Der Rückzug vollzog sich ebenfalls lautlos. Myles blieb still stehen und beobachtete, wie sich der erste Shif tfüllte. Für die siebzehn würde es eng werden, aber nicht unerträglich.
„Shift Nummer zwei", sagte Tassak, „und weitere sieben POLLUX-Herrschaften."
Auch sie erreichten ihr Fahrzeug ohne Zwischenfall. Tréogen zeigte sich nicht.
Myles Kantor deutete einen Blick von Tassak zur Station hinauf richtig.
„Er ist nach NETWORK zurückgekehrt", gab sich der Einsatzleiter überzeugt. „Um so besser für uns - im Moment."
Er gab ein Zeichen, und der Rest setzte sich in Bewegung.
Als sich das Einstiegsluk von Shift drei geschlossen hatte, ordnete Tassak an, alle drei Fahrzeuge in ihre Paratronschirme zu hüllen. Nach allen Erfahrungen waren diese auch von einem übermächtigen Gegner wie Tréogen nicht zu durchdringen.
„Und jetzt?" fragte Myles. „Wir können hier nicht ewig warten und uns verstecken."
Mirko Tassak schüttelte grimmig den Kopf.
„Hat auch niemand gesagt, oder? Aber mit unseren Shifts richten wir gegen NETWORK und das Biest nichts aus. Wir brauchen Verstärkung durch die Korvetten. Inzwischen müßten sie längst hier sein."
„Wir sollen NETWORK angreifen?" fragte der Aktivatorträger. „Stürmen?"
„Wenn wir den Rücken freihaben und nicht ewig in Furcht vor dem Killer leben wollen, ja", bestätigte Tassak. „Außerdem wollen wir wissen, was inzwischen in NETWORK passiert ist - und mit Atlan und seinen Phasenspringern. Oder irre ich mich, und du siehst das inzwischen ganz anders?" Er zuckte mit den mächtigen Schultern, blies die Backen auf und prustete beifallheischend heraus: „Ich meine, nach dem Schrecken ...!"
Jetzt war er wieder der unerträgliche Großkotz, dessen Benehmen Kantor verabscheute.
Myles sah die Springerin an, die wie er erst mit der letzten Gruppe an Bord gegangen war.
„Wenn wir von hier heil auf die BASIS zurückkommen, gebe ich dir einen aus, Neit", versprach er.
„Nein, vier oder fünf - einen für jeden Treffer am Mann."
*
Zur gleichen. Zeit bei, den Kantinen von Tor Zwölf.
Die Hilfsaktion für die ehemaligen Imprint-Süchtigen auf Level 12 war in vollem Gange. Die zehn angeforderten Korvetten waren gewarnt worden und hielten sich daran, niemals länger als maximal eine Stunde auf Mollen zu stehen. In dieser Zeit mußte das jeweilige Schiff mit Arbeitssklaven „beladen" sein.
Eine Korvette nahm maximal einhundert Galaktiker auf. Es hätten noch mehr hineingepaßt, notfalls die dreifache Anzahl, aber man konnte die armen Teufel in ihrem Zustand nicht stapeln.
Viele von ihnen waren weiterhin auf Betreuung durch Roboter oder menschliche Helfer angewiesen.
Und noch mehr mußten ständig im Auge behalten werden. Wenn sie sich besser zu fühlen begannen, gewann sofort wieder das Suggestivprogramm die Oberhand und wollte sie zwingen, zu ihrer sinnlosen, in jeder Hinsicht zerstörerischen Arbeit zu
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