1797 - Station der Roach
dem Altern. Und er kann uns vernichten. Aber er wird es nicht tun. Den alten Aufzeichnungen nach richtet er sich ausschließlich gegen Wesen, die nicht unseres Ursprungs sind."
Das Gefühl der Bedrohung in ihnen nahm zu, und sie flohen zurück zum Eingang.
Colounshaba bremste den Tanzheiler, der an ihr vorbeiraste und jeglichen Bezug zur Umgebung verloren hatte. Mehrere Schläge gegen seinen Grabog brachten ihn zur Vernunft.
„Wir müssen dort hinab", schärfte sie ihm ein. „Nur dort unten erfahren wir, was wir wissen wollen."
„Es geht auch hier." Er deutete verzweifelt auf die ineinanderverschlungenen Netz-Systeme.
„Versuche es!"
Sie tat ihm den Gefallen, aber sie kam zu keinem Ergebnis. Zu verwoben waren die Systeme; sie reagierten nicht auf ihre Suche nach Netzknoten. Es gab sie, denn sie konnte sie sehen.
Aber sie beinhalteten nichts, was irgendeinen Sinn ergeben hätte. Keine Worte, keine Formeln, keine Informationen. Nur Zustände höherer Existenzebenen, zu deren Berechnung sie viele Sonnenläufe oder sogar Weltenläufe benötigt hätte. Pogeum allein und auch der Netzrechner der LAMCIA reichten von ihrer freien Kapazität und von ihrem Speicher her für die Bewältigung einer so riesigen Anlage nicht aus.
„Komm", sagte sie. „Es hat keinen Sinn, wenn du dir etwas vormachst."
Sie suchte eine geeignete Öffnung und schwebte nach unten zwischen die Maschinenblöcke hinein. Pulandiopoul folgte ihr, weil er sich allein vor der Umgebung fürchtete. In gebührendem Abstand vom Giniuszocca landeten sie.
„Hilf mir nach den Steuerterminals suchen, Pulandiopoul."
*
Pulandiopoul überwand seine Angst und stürzte sich förmlich auf die Anlagen. Er hüpfte zwischen den Aufbauten entlang und kam dem leuchtenden Ei gefährlich nahe.
„Hier ist etwas. He, ich werde grau und kehre gleich um."
„Was hast du gesagt? Du sprichst in der Sprache unserer Vorfahren."
„Ach so. Sag mir, was das ist. Es sieht aus wie ein Kontrollsegment für die optische Beobachtung. Aber es kann auch etwas anderes sein."
„Warte, ich komme." Sie schlüpfte zwischen mehreren quaderförmigen Segmenten hindurch und fand ihn im sechsten Seitengang. „Ich stimme dir zu. Die Wahrscheinlichkeit liegt bei über achtzig Prozent."
Entschlossen betätigte Pulandiopoul ein paar Sensoren. Über dem Terminal entstand eine Reihe von Hologrammen. Sie zeigten Aufnahmen der Umgebung der Station mit der ringförmigen Stadt und ihren Bewohnern sowie verschiedene Bereiche des Szoccas in allen Ebenen.
Insgesamt sechs Origaner bewegten sich in Zweiergruppen durch die aufgepfropften Lobrogs und die ersten vier Ebenen unter der Oberfläche. Weiter kamen sie nicht. Einer von ihnen verlor sein Leben bei dem Versuch, eine der nächsten Sperren zu durchdringen. Ein Kraftfeld griff nach ihm, zerriß ihn und schleuderte ihn nach hinten auf den Gefährten. Der Überlebende flüchtete schreiend aus dem Szocca.
Sie müssen etwas wissen oder ahnen, dachte Colounshaba. Sonst würden sie nicht mit einer solchen Ausdauer und Hartnäckigkeit vorgehen. Besitzen sie Informationen aus ferner Vergangenheit?
Je länger sie darüber nachdachte, desto unwahrscheinlicher erschien es ihr. Es mußte einen anderen Grund geben.
Einen halben Sonnenlauf verbrachten sie mit der Untersuchung der Aufbauten. Wo es ging, hielten sie sich dem Giniuszocca fern. Manchmal jedoch blieb ihnen nichts anderes übrig, als die unsichtbare Kreislinie zu überschreiten, die sich dreißig Fadenlängen von dem leuchtenden Ei befand. Dann setzte augenblicklich der Alterungseffekt ein.
Wieder war es Pulandiopoul, der die entscheidende Entdeckung machte. Draußen über der Stadt wurde es gerade dunkel.
„Hier sind sie!" rief er. „Es sind die Steuersegmente für die übrigen Anlagen. Fleiß führt immer zum Ziel."
Fleiß? Sie hatte Mühe, ihre Gedanken von der Bedrohung durch den Giniuszocca zu lösen.
Das Klacken der Kammklauen ihres Gefährten auf ein paar Metallabdeckungen irritierte sie.
Pulandiopoul sprang ihr entgegen.
„Sie sind wie ein offenes Buch. Wie eine offene Bibliothek. Vergiß es! Das ist eine Redensart, die ich den Galaktikern vom Volk der Terraner abgelauscht habe. Schau her. Die Struktur des Aufbaus ..."
Colounshaba schob ihn sanft zur Seite und folgte ihm dann. Ihre Mundzangen richteten sich immer steiler auf.
„Die Struktur ...", murmelte sie. Sie zwang sich, nicht auf ihre grau gewordenen Gliedmaßen zu achten. „Du hast die Struktur
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