1797 - Station der Roach
genug.
Colounshaba wurde sich wieder einmal bewußt, in welcher Gefahr ihr Volk in den letzten paar tausend Weltenläufen gelebt hatte. Statt die vorhandene Technik weiterzuentwickeln und Systeme zu optimieren, hatte es sich ganz auf die geistigen Werte konzentriert. Die Energieblitze hätten den Triktern nichts anhaben können, wenn die Roboter über modulierbare Schirmaggregate verfügt hätten. Das Wissen dazu existierte seit Äonen. Es war aber nie umgesetzt worden.
Die Arcoana erreichten einen Schacht. Er wies keinerlei Hindernisse auf, aber das wollte nichts heißen. Colounshaba mißtraute den Spürern, und sie tat gut daran. Als sie eines der weniger wichtigen Analysegeräte hinabfallen ließ, schlug die mechanische Falle zu. Aus der Wandung rasten Dutzende von Speeren und durchbohrten das Gerät.
„Es zeugt von der Hinterhältigkeit unserer Vorfahren", schimpfte der Tanzheiler. „In diesem Sektor denkt niemand mehr an das Vorhandensein einer einfachen, mechanischen Sperre."
Mit einem Energiestrahler entfernte er die Speere, warf einen zweiten Gegenstand hinab.
Nichts geschah. Die beiden Arcoana ließen sich bis zum Grund des Schachts sinken und öffneten die einzige vorhandene Tür in der Wandung.
Vor ihnen erstreckte sich eine unüberschaubare große Halle voller Netze. Teilweise berührten sie die Mulden am Boden oder reichten durch diese hindurch in die nächste Ebene hinab. Sie wiesen kaum Alterserscheinungen auf.
Seite an Seite traten sie ein und sahen sich um. Pulandiopoul begann unnatürlich zu zittern.
„Da ist es wieder", seufzte er. „Ich spüre es ganz deutlich. Irgendwo in unserer Nähe lauert eine Gefahr."
Seine Mundzangen erzeugten merkwürdige Geräusche, wie sie es manchmal bei besonders alten Arcoana erlebt hatte. Es hieß, die Betagten führten Selbstgespräche und verbogen die Töne, damit kein anderer sie verstand.
„Ich spüre es auch." Colounshaba bewegte sich vorwärts.
Sofort nahm der Eindruck der Gefahr zu. Etwas bedrohte sie, und es kam aus den Gewölken der Netzkontruktionen. Eingehend musterte sie die ineinander verschlungenen Gewebe. Danach richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Umgebung.
Pulandiopoul war verschwunden. Er befand sich nicht mehr in ihrem Blickfeld. Dafür hörte sie alsbald die jubelnde Stimme ihres Gefährten.
„Sieh nur, was ich entdeckt habe!"
Pulandiopoul, der Entdecker. Pulandiopoul, der in seiner Arglosigkeit und manchmal an Tumbheit grenzenden Einfalt überall hinlief und geradewegs mit den Mundzangen auf die Dinge stieß, wonach andere viele Sonnenläufe lang suchten. Manchmal fragte sich Colounshaba, ob es sich dabei vielleicht um eine Art paranormaler Begabung handelte oder ob er einfach Glück hatte. Die Antwort war nicht schwer: In mindestens siebzig Prozent der Fälle erreichte er mit seinem Verhalten gerade das Gegenteil von dem, was er erreichen wollte.
Sie entdeckte ihn zwischen zwei durchhängenden und sich teilweise berührenden Netzen.
Sein Hinterleib ragte hoch in die Luft, während sein Kopf in einer Mulde steckte. Aus dieser Mulde drang Lieht hervor.
„Es ist - so übermächtig, so grandios", hörte sie ihn flüstern. „Was mag es sein?"
„Wenn du mir das nicht sagen kannst, werter Pulandiopoul, wer dann?"
Sie ließ sich neben ihm nieder und starrte durch die Muldenöffnung in die Tiefe. Vierzig Fadenlängen unter ihnen lagen die eigentlichen Anlagen des Zentrums. Im Unterschied zu den Lobrogs standen sie unter Energie und arbeiteten. Von den Maschinen führten Trichter nach oben; aus ihnen ragten dicke Bündel von Netzfäden durch Öffnungen in der Decke bis zu den fünfdimensionalen Rechensystemen. Wie bei der Netz-Ebene ließ sich auch in der Anlagen-Ebene keine Begrenzung der Halle erkennen.
Inmitten der Maschinenkomplexe ragte ein eiförmiges, leuchtendes Gebilde empor. Es besaß eine milchige Wandung, und dahinter wogte etwas.
Colounshaba vergaß zu atmen, als sie es sah.
„Der Tod für alles Leben", schrillten ihre Mundzangen. „Der Untergang des Universums."
Sie bemerkte die graue Farbe seiner und ihrer Gliedmaßen und zog Pulandiopoul hastig von der Öffnung weg.
„Des Universums? Bist du sicher?" fragte er ahnungsvoll.
„Ja. Und ich weiß jetzt auch die Antwort auf eine der Fragen unserer Wissenschaftler. Im Zentrum eines Szoccas ruht in jedem Fall immer ein Giniuszocca. Das schlimmste Mordinstrument, das je ein denkender Geist erfunden hat. Er ist es, der uns bedroht. Er warnt uns vor
Weitere Kostenlose Bücher