1797 - Station der Roach
Als sie die LAMCIA erreichte, wartete er bereits im Schleusentunnel und machte ihr Platz.
„Unser Ziel ist nicht die Milchstraße", eröffnete sie ihm. „Qeyonderoubo schickt uns nach Queeneroch zurück, damit wir mehr über die Geschichte unseres Volkes herausfinden. Nur eine lückenlose Kenntnis der Vergangenheit läßt uns die richtigen Schlüsse für die Zukunft ziehen."
„Der letzte Satz stammt nicht vom Großdenker, sondern von dir", folgerte Pulandiopoul und stellte damit unter Beweis, daß er in Sachen Scharfsinn und Einfühlungsvermögen ab und zu über sich selbst hinauswuchs. „Du stehst Qeyonderoubo an Weisheit in nichts nach. Vielleicht wäre es doch besser, wenn ich bei Shanorathemas bliebe. Er fühlt sich einsam. Und je weniger Kranke es gibt, desto schneller wächst sein Alleinsein."
„Ist das wirklich der einzige Grund?"
„Ja."
„Und du hast dich entschieden?"
„Ja. Mein Platz ist an deiner Seite, Colounshaba. Gemeinsam werden wir nach Queeneroch fliegen, und gemeinsam werden wir die Vergangenheit unseres Volkes und die Untaten der Roach erforschen."
„Und Shanorathemas?"
„Sobald seine Arbeit abgeschlossen ist, wird er sich auf den Weg durch das Uhrwerk machen und unser Volk unterhalten, ihm neuen Mut machen und es auf die Zukunft vorbereiten. Am Ende seines Weges aber wird die Kontaktstation stehen."
„Er will sich in die Scheibe begeben und auf die Riin warten?"
„Ja. Vielleicht sucht er auch nur die Einsamkeit. Und wenn irgendwann ein neugieriger Riin vorbeikommt, wird er ihn besingen und versuchen, seine Neugier zum Erliegen zu bringen."
„Das wird er nie schaffen."
„O doch! Er ist ein Zauberer. Bei seinem Gesang verflüssigt sich Metall, und er wird noch andere Großtaten vollbringen."
„Du glaubst an ihn."
„Natürlich. Hast du eine Ahnung, wie groß die Zahl derer ist, die er gesund gemacht hat? Sie alle glauben an ihn. Du wärst die einzige, die es nicht tut. Das wäre Eifersucht und deiner unwürdig."
So bestimmt und voller Selbstbewußtsein hatte sie Pulandiopoul noch nie sprechen gehört.
Irgendwo in ihrem Innern meldete sich eine Stimme, daß sie diesen Versuch, ihr intellektuell standzuhalten, nicht übergehen durfte.
„Du hast recht. Ich will es vielleicht nicht wahrhaben. Der Gedanke, dich mit einem Mann teilen zu müssen, ist mir unerträglich."
„Du mußt es nicht. Solange ich dein Gefährte bin, besteht kein Grund dazu."
„Ich danke dir, Pulandiopoul."
Sie richtete ihren Vorderkörper auf, griff mit dem vorderen Beinpaar vorsichtig über ihn hinweg und berührte sanft den empfindlichen Hinterleib. Er trug einen Leuban aus dünnem Material, der die Berührungen nicht verwischte.
Pulandiopoul hielt still und genoß es, von ihr gestreichelt zu werden. Nach einer Weile bewegte er sich unruhig.
„Sollten wir uns nicht endlich auf den Weg machen?"
Colounshaba ließ von ihm ab.
„Und wieder hast du recht. Unsere Mission duldet keinen Aufschub. Hinter der Barriere des Maciuunensor wartet die erste Supra-Netzstrecke auf uns. Beeilen wir uns!"
2.
Gegenwart: Aachthor, der Rächer Rhpdans Narbe am rechten Nasenflügel juckte leicht. Mißtrauisch musterte er die Kabinenwand, die sich in einen Bildschirm verwandelt hatte. Seit wenigen Sekunden zeigte er den Normalraum und darin etwa zwei Drittel einer Spiralgalaxis, die der Terraner sofort als Queeneroch identifizierte.
„Wir befinden uns in der Peripherie", verkündete der sonst ausgesprochen wortkarge Kyberklon. „Zwanzigtausend Lichtjahre von Guinnekh entfernt. Aachthor parkt das Sporenschiff im Hyperraum. Ein Abstecher nach Coma-6 ist nicht geplant."
Wozu auch? dachte Rhodan. Aachthor liebt es nicht, seine Ziele auf Umwegen zu erreichen.
„Wann läßt er sich wieder einmal herab, mit uns zu reden?" wandte er sich an Voltago. „Sind ihm tausend Fragen zuwenig, die uns auf der Zunge liegen?"
Keine Antwort. Der Kyberklon tat nicht, als seien die acht Aktivatorträger noch vorhanden. In dieser Beziehung unterschied ihn nichts vom Herrn der AACHTHOM.
Rhodan verzog geringschätzig das Gesicht. Es kam nicht von ungefähr, daß er beim ersten Anblick Aachthors zunächst geglaubt hatte, Kemoauc vor sich zu sehen, einen der ehemaligen Sieben Mächtigen.
Aachthor strahlte dieselbe Arroganz und Selbstherrlichkeit aus wie Kemoauc, doch er unterschied sich auch deutlich von ihm. Er besaß nicht die Würde und handelte nicht in derselben Selbstverständlichkeit wie jener Mächtige, den das
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