1799 - Er holt sie alle
an. Sie standen an einem Kreuzweg und mussten sich über die neue Richtung einig werden.
»Wir haben den neuen Teil des Friedhofs noch nicht gesehen, Jim.«
»Glaubst du denn, dass du dort die Gräber findest?«
»Da werden doch heute noch Menschen begraben.«
»Ja, ja, schon gut.«
Beide gingen los. Wieder folgten sie dem Strahl der Lampe.
Jimmy Kline strahlte die Gräber an, die mit Kreuzen versehen waren und manchmal auch mit Steinen.
Cindy ging schneller. Sie brauchte auch nicht mehr den Kontakt mit Jims Hand. Sie wusste, dass sie bald ihr Ziel erreichen würden. Das sagte ihr die innere Stimme.
Besonders gut kannte sich Cindy Dale auf dem Totenacker nicht aus. Aber sie wusste, wo die neuen Gräber lagen, denn vor nicht allzu langer Zeit war sie hier auf einer Beerdigung gewesen.
Nur sah die Gegend im Dunkeln anders aus.
Und dann sah sie ein Grab, das etwas Besonderes markierte. Es war das letzte, das geschaufelt worden war. Auf ihm lagen noch Kränze und Blumengestecke. Jemand hatte ein simples Holzkreuz in den Erdhaufen gesteckt, das Kline anstrahlte. Es war ein Name zu lesen, und er flüsterte: »Ach, hier liegt die alte Ann.«
»Kanntest du sie?«
»Ja. Für mich sah sie schon immer alt aus. Sie ist fast hundert geworden.«
»Und woran starb sie?«
»Herzschlag, glaube ich.«
»Okay, weiter.« Cindy drehte sich nach links, dort gab es freies Gelände für weitere Gräber, die normalerweise erst ausgehoben wurden, wenn jemand starb. Aber hier war es anders.
Hier hatte jemand gleich vier weitere Gräber zur Hälfte der normalen Tiefe ausgehoben, und plötzlich war die Bedrohung nicht mehr so fern …
***
»Das gibt es doch nicht«, flüsterte Jimmy Kline. »Das ist unmöglich. Das kann ich nicht glauben.«
»Er hat nicht gelogen«, flüsterte Cindy. Fast freute sie sich darüber, dass die Hand ihres Begleiters zitterte und der Lampenstrahl dies auch tat.
»Glaubst du mir jetzt?«
»Ja und nein.«
»Wieso nein?«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass es ein Gespenst gewesen ist, das das hier getan hat. Nein, das ist ein Mensch gewesen und kein Geist oder Gespenst.«
»Wie auch immer, Jimmy, ich denke, dass wir von hier verschwinden sollten.«
Er hatte erst vorschlagen wollen, nach dem Gespenst zu suchen. Das ließ er jetzt bleiben. Ihm war auch nicht mehr geheuer zumute. Er wollte ebenfalls weg und leuchtete noch einmal in die Runde, ohne allerdings den zu sehen, von dem Cindy erzählt hatte.
Sie gingen jetzt schneller als zuvor. Es wollte zwar keiner zugeben, aber beide waren froh, als sie den Roller erreichten und nichts passiert war.
»Was sagen wir denn den anderen?«, fragte Cindy.
»Erst mal nichts …«
***
Sheila Conolly hatte ihrem Sohn Johnny den Golf überlassen, damit er zu einem bestimmten Ziel fahren konnte, um dort Halloween zu feiern. So einfach war das. Aber auch wiederum nicht. Zwar hätte Johnny sagen können, dass er aus dem Alter raus war, doch seine Kommilitonin Kate Fisher hatte ihn so lange bekniet, bis er seine Zustimmung gegeben hatte, mit ihr in den Ort zu fahren, aus dem Kate stammte. Er hieß Ide Hill und lag neben Toys Hill. Das Dorf lag südlich der M25, die um gesamt London herumführte und so etwas wie den Rand eines Speckgürtels bildete.
Johnny hatte lange gezögert, dann aber doch zugestimmt. Auch weil er Kate mochte. Sie war eine patente junge Frau mit braunen Haaren und ebenfalls braunen Augen.
Halloween sollte in der Gegend besonders spannend sein, weil es zwischen den beiden Dörfern Ide Hill und Toys Hill passierte. Es gab dort eine Verbindung, eine Landstraße, die in der Halloween-Nacht zu einer Route des Grauens werden konnte.
Wohnen konnten die beiden bei Kates Eltern. Es gab da ein Gästezimmer für Johnny, und er war wirklich gespannt, was ihn erwartete. Die Spannung wuchs mit jedem Kilometer, den sie näher an ihr Ziel herankamen.
Das merkte auch Kate irgendwie. Sie fragte: »Freust du dich?«
Johnny grinste schief. »Ich bin gespannt.«
»Das kannst du auch sein.«
»Sollen wir die Strecke nicht abfahren?«
»Auf keinen Fall«, erklärte Kate. »Das wird erst am Abend passieren. Dann gehen wir sie ab. Sie ist ja nicht lang. Aber sie steckt voller Überraschungen.«
Johnny nickte und fragte zugleich. »Aber bei diesem Treffen bleibt es doch – oder?«
»Klar. Meine Freundin Cindy freut sich. Wir waren früher oft zusammen, obwohl sie um einiges jünger ist als ich.«
»Auch bei Halloween?«
Kate lachte und rieb ihre
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