1799 - Er holt sie alle
senkrecht.
Und über allem schwebte eine riesige Teufelsfratze dicht über dem Dach des Hauses.
»Na, gefällt es dir?«
Johnny musste grinsen. »Ja, ganz ordentlich.« Er deutete auf die Tür. »Und wie sieht es drinnen aus?«
»Lass uns schauen.«
Die Doppeltür war nicht abgeschlossen. Johnny konnte sie aufdrücken. Er hörte das Knirschen und Scharren in dem Halbdunkel eines recht großen Raumes. Der kam schon einem kleinen Saal gleich. Zwar brannte kein Licht, aber einige ausgestellte Gegenstände gaben ihr Licht ab, das oft nur aus einem Flackern bestand. Wenn dann für einen Moment etwas zu sehen war, dann die berühmten Figuren der Horrorfilme. Vampir, Werwolf, Mumie, Zombie, sie alle gaben sich hier ein Stelldichein. Es gab auch Tische und Bänke, die nicht besetzt waren, abgesehen von zwei Personen, die dabei waren, Girlanden glatt zu ziehen.
»Komisch«, sagte Kate.
»Was ist komisch?«
»Die beiden, die die Girlanden glatt ziehen, um sie dann aufzuhängen. Das wäre eigentlich Cindys Job gewesen. Sie hatte die Girlanden in Verwahrung.«
»Dann frag doch mal nach.«
»Das tue ich auch.«
Kate Fisher ging auf die jungen Frauen zu, die fast noch Kinder waren, wenn man sie genau betrachtete, und erkundigte sich, warum Cindy Dale nicht mitmischte.
»Ach, Cindy ist blöd.«
»Nein, sie ist krank.«
»Das sagst du.«
»Das hat sie mir gesagt.«
»Hört auf, verflixt. Was ist denn nun? Ist sie krank oder hat sie keine Lust?«
Das Mädchen mit der schwarzen Perücke gab die Antwort. »Cindy hat gesagt, dass es ihr nicht besonders geht. Deshalb ist sie nicht gekommen.«
»Na, das ist doch mal eine Auskunft. Kann ich sie denn zu Hause finden?«
»Ja. Sie hat gesagt, dass sie im Haus bleibt.«
»Das ist gut.« Kate lächelte. »Und wann geht es richtig los?«
»Bei Dämmerung. Die Kleinen laufen ja jetzt schon herum.«
»Das haben wir gesehen. Dann bis später, ihr beiden.«
»Ja, alles klar.«
Johnny hatte an der Tür gewartet und zugehört. Als Kate vor ihm stand, da fragte sie: »Weißt du, was wir jetzt machen?«
»Ja, wir fahren zu deiner Freundin.«
»Genial gedacht.«
»Ja, hin und wieder habe selbst ich einen guten Gedanken …«
***
Cindy Dale war froh, zwei Gäste empfangen zu können. Johnny kannte sie nicht, auf ihn machte sie einen leicht verstörten Eindruck. Sie war nervös und konnte ihre Augen nicht ruhig halten. Zudem roch sie nach Whisky.
Sie waren in ihr Zimmer gegangen und Kate hatte gefragt, was denn mit der Freundin los war.
»Ach, frag lieber nicht.«
»Doch, ich will es wissen. Im Gemeindehaus haben wir dich vermisst. Da wolltest du doch sein.«
»Ja, das sollte ich.«
»Und jetzt?«
»Jetzt ist alles anders.« Sie strich über ihr kurzes Haar und ließ die Hände dann langsam fallen.
Kate Fisher musste leise lachen. »Das verstehe ich nicht. Ehrlich nicht. Du bist am Telefon doch begeistert gewesen. Ich habe sogar meinen Freund Johnny davon überzeugen können, und jetzt lässt du die Flügel hängen. Was ist passiert?«
Cindy Dale überlegte. »Ich weiß es auch nicht.«
Kate drängte nach. »Aber es ist etwas passiert.«
»Ja.«
»Und was?«
Cindy Dale schüttelte den Kopf. Sie blies dabei die Wangen auf und ließ die Luft langsam ausströmen.
»Nun rede schon!«, drängte Kate.
»Ja, ja, aber das ist so, als würde ich dir etwas sehr Schlimmes sagen.«
»Egal, wir hören zu.«
»Ich habe ihn gesehen«, flüsterte Cindy.
»Na und? Wen denn?«
»Ihn. Den Töter. Das Gespenst mit der Sense. Das lebende Grauen. Der Grausame. Der Killer. Was immer du willst. Den habe ich gesehen.«
»Ach.« Kate hatte Mühe, ein Lachen zu unterdrücken. »Und wie ging es weiter?«
»Er hat mit mir gesprochen.« Ihre Stimme sackte noch mehr ab. »Er sagte: ›Ich hole euch alle – alle! Halloween ist das Fest der Toten, und ich habe schon eure Gräber geschaufelt.‹ Jedenfalls habe ich mich nicht verhört.«
»Ja, das ist dann schon komisch«, sagte Kate.
»Ich bin dann mit meinem Freund Jimmy Kline zum Friedhof gefahren, und ich muss dir sagen, dass es die Gräber tatsächlich gibt. Frisch ausgehoben liegen sie nebeneinander.«
»Wirklich?«
»Ja.«
Kate Fisher blies die Luft aus und drehte sich zu Johnny Conolly hin um. »Was sagst du dazu?«
Johnny winkte ab. »Heute ist Halloween, denk daran. Da läuft einiges anders.«
»Auch mit den Gräbern?«
»Ja, die können für einen Halloween-Scherz ausgehoben worden sein.«
Cindy Dale schüttelte den
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