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18 - Orangen und Datteln

18 - Orangen und Datteln

Titel: 18 - Orangen und Datteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gefällt.“
    „Ich danke dir, du Freund des Wanderers, doch ist mein Weg lang und mein Ziel noch weit. Ich werde das Fell des Löwen nehmen und dann weiterziehen.“
    „Wie heißt dein Ziel?“ fragte der, welcher zuerst mit mir gesprochen hatte.
    „Timbuktu“, antwortete ich, da ich es nicht für notwendig hielt, Bab-el-Ghud anzugeben.
    „So könntest du mit mir reisen, denn ich gehöre zu den Kriegern der Uëlad Sliman, die gegen Mittag wohnen. Doch muß ich hier warten auf einen unserer Männer, welcher mit einer Botschaft in die Stadt der Franken geritten ist.“
    Diese letzten Worte erregten meine Aufmerksamkeit. Er war einer der Gäste, von denen der Alte gesprochen hatte.
    „Ich kann nicht warten. Du aber reitest bessere Kamele als ich und wirst mich einholen.“
    „Wie viele Männer sind bei dir?“
    „Zwei.“
    „Und du fürchtest dich nicht, mit so wenigen in das Bahr billa ma, in das ‚Meer ohne Wasser‘ (Wüste) zu gehen?“
    „Ich fürchte mich nie.“
    „Fürchtest du auch Hedjahn-Bei, den Karawanenwürger, nicht? Du kannst seiner Gum gar leicht begegnen!“
    „Er wird mich friedlich ziehen lassen, denn sonst geht es ihm wie Assad-Bei, dem Herdenwürger.“
    Es war ein eigentümliches Aufleuchten seines stechenden Augen, welches mir bei diesen Worten entgegenblitzte.
    „Du hast Assad-Bei getötet, Fremdling; der Hedjahn-Bei aber würde dich zermalmen. Er ist fürchterlicher als Areth, der Donnerstimmige.“
    „Kennst du ihn?“
    „Ihn kennt jeder Tuareg und Tebu; warum sollte ich ihn nicht kennen? Sprich nicht jedermann von ihm?“
    „So kennst du wohl auch Mahmud Ben Mustafa Abd Ibrahim Jaakub Ibn Baschar, den Imoscharh?“ fragte ich, es möglichst verbergend, daß ich sein Gesicht scharf beobachtete.
    Er entfärbte sich trotz seinen dunklen Teints.
    „Wer ist dieser Mann?“
    „Er ist kein Mann, sondern ein Weib, dessen Zunge nicht zu schweigen weiß. Ich traf ihn, und er sagte mir, daß er ein Bote des Hedjahn-Bei sei und zu einem Franken gehe, um ein Lösegeld zu fordern.“
    Die Brauen des Arabers zogen sich finster zusammen.
    „Allah inhal el Kelb, Gott verderbe den Hund! Und du bist zu dem Franken gegangen, um ihn zu warnen?“
    „Warum ich? Der Imoscharh wird schon selbst mit ihm sprechen!“
    „Sihdi, du hast klug und weise gehandelt, denn Reden ist Silber, Schweigen aber Gold!“
    Ich wußte genug. Dieser Araber war jedenfalls einer der Leute des Hedjahn-Bei und wartete hier auf die Rückkehr des Boten, der in Algier gefangen gehalten wurde, und der Bei-el-Urdi war wohl ein geheimer Verbündeter des Karawanenwürgers. Ich konnte die Gastfreundschaft dieser Leute, denen ich vielleicht noch feindlich gegenübertreten mußte, nicht in Anspruch nehmen und beschloß, sofort wieder aufzubrechen.
    Mit Hilfe Josefs schälte ich den Löwen schnell aus seinem Fell und kehrte dann unter der jubelnden Begleitung sämtlicher Männer nach dem Duar zurück. Die glückliche Jagd hatte kein Menschenleben gekostet, denn auch die zwei, welche der Löwe niedergerissen hatte, waren nur verwundet worden, allerdings so schwer, daß sie in das Dorf getragen werden mußten.
    Hassan der Große kam mir freudig entgegengeeilt.
    „Du lebst, Sihdi, du bist wieder da und hast den Herrn mit dem dicken Kopf getötet? Hamdullillah, Preis und Ruhm sei dem Herrn, der dein Schutz gewesen ist! Ich habe um dich gezittert wie der Halm des Grases, wenn der Smum über die Oase geht.“
    „Maschallah, tausend Schwerebrett, ist dos aan Vergleich: aan Grashalm und Djezzar-Bei, der Menschenwürger!“ antwortete Josef statt meiner. „Schämst du dich nit, Hassan el Kebihr, zu deutsch der große Haas'? Mach dich rasch aufs Kamel, denn die Reis' geht wieder vorwärts!“
    Als ich im Begriff stand, Abschied zu nehmen, führte mich der Uëlad Sliman zu seinen Kamelen.
    „Sihdi, du hast kein Djemmel, wie du es brauchst. Deine Hand hat mich vom Tode errettet. Sieh dieses Tier an! Es ist ein Hedjihn, ein Bischarinhedjihn, wie es in der ganzen Sahel kein zweites gibt; maktub ala salamtek, es ist auf deinen Namen geschrieben; ich schenke es dir!“
    Es war ein kostbares Geschenk. Hatte dieser Mann die Mittel dazu? Ich wollte widersprechen, weil ich ihn als meinen Feind betrachten mußte; er aber winkte mit einem wahrhaft gebieterischen Ausdruck zum Schweigen und zog dann ein eigentümlich geformtes Korallenstück hervor.
    „Du hast gelernt, den Mund verschlossen zu halten. Nimm diese Anaïa (Zeichen), und wenn du der

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