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18 - Orangen und Datteln

18 - Orangen und Datteln

Titel: 18 - Orangen und Datteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Gott ist gnädig, Sihdi, er schützt die Gläubigen. Du aber bist ein Christ und wagst dein Leben, obgleich dir Allah keine Hilfe gibt.“
    „Allah ist nicht mächtiger als mein Gott, der im Himmel wohnt; er hat alle Macht, und wir sind seine Kinder.“
    „Aber kein Ben Arab hätte mit dem Khabir deine Worte gesprochen. Der Engel des Todes schwebte über deinem Haupt. Du bist stark und kühn, wie Sihdi Emir, der Behluwan-Bei.“
    „Ein mutiger Finger ist besser als zwei Hände voll Waffen; auch du bist wacker und treu; ich werde Sihdi Emir davon erzählen. Werden wir im Bab-el-Ghud Wasser finden?“
    „Es gibt dort zwei verborgene Quellen, aus denen zehn Kamele trinken können.“
    „So kann sich die Kaffilah halten, bis ihr Hilfe wird, wenn sie nicht der Hedjahn-Bei vernichtet.“
    „Was wirst du tun, um sie zu erretten?“
    „Ich muß erst meine Seele fragen. Sihdi Emir ist am Bab-el-Ghud?“
    „Er wartet dort, doch er weiß nicht, wann du kommst; er kann für kurze Zeit gewichen sein.“
    „Wird die Kaffilah das Dünentor erreichen?“
    „Nein. Der Khabir wird sie zur Seite in die Dünen führen, wo sie überfallen wird.“
    Auch ich stimmte aus gewichtigen Gründen dieser Vermutung bei und sann über die sicherste Weise nach, die Karawane zu erretten und zugleich den Räuber in meine Hand zu bekommen.
    Ich hätte einfach den Khabir und den Schech el Djemali niederschießen können; das aber wäre, so lange ich nicht zweifellos beweisen konnte, daß er mit dem Hedjahn-Bei verbündet sei, den Arabern gegenüber für mich gefährlich gewesen und hätte mich doch nicht zum rechten Ziel geführt. Ich mußte den Bei fangen, um Rénald Latréaumont zu befreien, und, ehe ich ungezwungen einen entscheidenden Schritt tat, danach trachten, mit Emery zusammenzutreffen.
    Unterdessen holten uns Josef und Hassan ein. Ich wies sie an, einen Wasserschlauch für uns zu verbergen und den übrigen Vorrat an die Kaffilah zu verteilen. Der große Hassan hatte sich bald mit den Gliedern derselben in ein gutes Einvernehmen gesetzt, rühmte sich und seinen Namen und ließ auch, wie ich bemerkte, nichts unversucht, mich in den gehörigen Respekt zu bringen. Korndörfer dagegen hielt sich zu mir und dem Tebu.
    Da hielt der Führer sein Tier an und ließ den Zug an sich vorüberpassieren, bis ich bei ihm angelangt war.
    „Kennst du den Namen dessen, der dir dein Djemmel schenkte, Sihdi?“ fragte er, mit mir allein hinter den übrigen zurückbleibend.
    „Der Christ hilft seinem Nächsten, ohne nach dem Namen zu fragen.“
    „So weißt du auch nicht, was er ist?“
    „Ich weiß es.“
    „Sage es!“
    „Er ist, was du bist.“
    „Und du auch, Sihdi. Du hast seine Anaïa und mußt für seinen Schutz tun, was er befiehlt. Kennst du den Pfad, den ich euch führe?“
    Der Mann sprach hier eine Meinung aus, welche mit meiner Ansicht allerdings nicht sehr harmonierte. Für die Anaïa des Hedjahn-Bei mußte ich sein Mitschuldiger sein? Dazu hatte grad ich die allerwenigste Lust. „Du hast seine Anaïa“, hatte er gesagt. Sollte dieses ‚seine‘ vielleicht bedeuten, daß der, von welchem ich sie bekommen hatte, der Bei selbst sei? Dann hätte ich mir allerdings einen ausgezeichneten Fang entgehen lassen. Erst jetzt leuchtete mir diese Möglichkeit ein, denn ein untergeordneter Räuber war wohl schwerlich berechtigt, die Anaïa zu vergeben, und hatte wohl auch nicht die Mittel, ein kostbares Bischarinhedjihn zu verschenken. Ich mußte den Khabir ausforschen.
    „Ich kenne ihn. Er geht nicht nach Safileh, sondern in das Bab-el-Ghud.“
    „Wir werden das Bab nicht erreichen, sondern heute, wenn die Sonne sinkt, im Sandmeer lagern. Dann kommt der Bei.“
    „Der Bei? Wartet er nicht im fernen Duar, wo er unter dem Herrn mit dem dicken Kopf lag?“
    „Hat er dir nicht gesagt, daß es zwei Hedjahn-Bei gibt, Sihdi, die Brüder sind?“
    Das also war das Geheimnis, daß der Räuber mit solcher Schnelligkeit an verschiedenen Gegenden auftauchen konnte! Ich hatte den einen Bruder in meiner Macht gehabt und ihn mir wieder entgehen lassen; den andern mußte ich desto sicherer zwischen die Hände nehmen.
    „Wir hatten keine Zeit zu vielen Worten“, antwortete ich. „Weiß der Bei, wo er die Kaffilah trifft?“
    „Er wartet auf sie schon mehrere Tage. Wenn alles schläft, wird er kommen, um mit mir zu reden, damit ich ihm sage, wie viele Männer die Kaffilah zählt. Die Gum ist stark, Sihdi, und sie wird keinen Widerstand finden. Doch es

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