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18 - Orangen und Datteln

18 - Orangen und Datteln

Titel: 18 - Orangen und Datteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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geführt, wo die Gum heute in der Nacht über sie herfallen wird.“
    „Du lügst!“ donnerte er.
    „Mensch, wage es nicht noch einmal, mich, einen Christen, einen Lügner zu nennen, sonst – – –“
    „Agreb, Skorpion, deine Zunge ist Gift“, unterbrach er mich mit doppelt verstärkter Stimme. „Du lügst!“
    Mein Kamel hielt hart an dem seinen. Kaum hatte er das letzte Wort ausgesprochen, so sauste meine aus Rhinozeroshaut gefertigte Kamelpeitsche durch die Luft und strich ihm laut schallend über das Gesicht, daß ihm das Blut aus Nase, Mund und Wangen spritzte. Der entsprungene Bote, welcher neben ihm hielt, legte in demselben Augenblick das Gewehr auf mich an, doch ich kam ihm zuvor: den Revolver zu seiner Stirn erhebend, drückte ich los.
    „Kennst du diesen Schuß, eine Mandel hoch über der Nasenwurzel, Karawanenwürger? Du bist der Bruder des Hedjahn-Bei, und ich bin der Bruder des Behluwan-Bei. Fahre zur Dschehennah und melde dem Scheïtan, daß die Gum nachfolgen wird!“
    Mein zweiter Schuß traf ihn an derselben Stelle in die Stirn; den dritten riß die Kugel Korndörfers vom Kamel, und dem vierten fuhr der Speer des Tebu in die Brust.
    Das war das Werk kaum zweier Sekunden, so daß die beiden übrigen, der Khabir und der Schech el Djemali, gar nicht dazu gekommen waren, ihre Waffen zu gebrauchen. Ich hielt ihnen den Revolver entgegen.
    „Gebt eure Waffen ab, sonst, das schwöre ich euch beim Barte eures Propheten, frißt euch die Kugel des Behluwan-Bei!“
    Ein Wink an den Staffelsteiner genügte; er trat zu ihnen und entwaffnete sie.
    „Binde sie, daß sie nicht fliehen!“
    Er tat es, und sie ließen es ruhig geschehen. Der ‚Behluwan-Bei‘ hatte auf sie dieselbe niederschmetternde Wirkung hervorgebracht wie auf die Männer der Kaffilah der ‚Hedjahn-Bei‘. Jetzt konnte ich mein Verhör beginnen.
    „Steigt ab von den Tieren, ihr Männer, und hört zu, wie ein Franke Gericht hält über die Räuber und Verräter der Wüste!“
    Sie folgten meinem Gebote und schlossen einen Kreis um die beiden Inkulpaten und mich. Bisher hatte sich Hassan el Kebihr hinter den andern versteckt gehalten, jetzt aber war ihm der Mut zurückgekehrt. Er zog seinen langen Sarras, der aus Methusalems Waffenkabinett zu stammen schien, stellte sich mit der abschreckendsten Cerberusmiene, die es geben kann, vor die Gefangenen hin und ermahnte sie mit donnerndem Basse:
    „Hört meine Worte, und vernehmt meine Stimme, ihr Räuber, ihr Mörder, ihr Schurken, ihr Schufte, ihr Gesindel, ihr Söhne vom Gesindel, ihr Abkommen und Väter des Gesindels! Ich bin ein Kubaschi vom berühmten Ferkah en Nurab, und mein Name lautet Hassan-Ben-Abulfeda-Ibn-Haukal al Wardi-Jussuf-Ibn-Abul-Foslan-Ben-Ishak al Duli. Die Kinder der Tapfern nennen mich Djezzar-Bei, den Menschenwürger, und ich werde euch erdrosseln und zermalmen, wenn ihr nur das geringste tut, was mir nicht gefällt. Allah hat euch in meine Hand gegeben, und ich werde euch richten lassen durch diesen Sihdi aus Germanistan, welcher den Herrn des Erdbebens und den schwarzen Panther mit seiner Frau getötet hat. Öffnet euren Mund, und redet die Wahrheit, sonst werdet ihr von meinem Zorn zerschmettert und von meinem Grimm vernichtet, denn ich bin Hassan el Kebihr!“
    „Wir haben kein Unrecht begangen“, behauptete der Khabir, „und lassen uns von keinem Ungläubigen richten. Habt ihr eine Klage, so stellt uns vor einen Kadi und seinen Adul (Beisitzer); ihm werden wir antworten, aber nicht euch.“
    „Du wirst mir antworten“, entschied ich, „sonst öffnet dir meine Peitsche den Mund.“
    „Du darfst keinen Gläubigen schlagen!“
    „Wer will es mir wehren? Hat nicht meine Peitsche sogar den Karawanenwürger getroffen?“
    „Diese Männer werden es nicht dulden. Sie sind Moslemin.“
    „Sie sind Moslemin und kennen das Gesetz, welches sagt: ‚Blut um Blut‘. Du wolltest sie in den Tod führen; dein Leben gehört ihnen.“
    „Ich habe sie den rechten Weg geführt. Sagte nicht auch der Hedjahn-Bei, daß wir morgen in Safileh sein werden?“
    „Sagtest du mir nicht selbst, daß heute, wenn alles schläft, die Gum kommen werde?“
    „Ich habe nichts gesagt. Du bist ein Ungläubiger und willst uns verderben.“
    „Lüge nicht, Khabir! Der Tod streckt seine Hand aus nach dir, und dein Prophet spricht: ‚Redetest du nie die Wahrheit, so rede sie, wenn du stirbst, damit Allah dich ohne Flecken sieht!‘ Wir sind beim Bab-el-Ghud, und Safileh liegt gegen

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