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18 - Orangen und Datteln

18 - Orangen und Datteln

Titel: 18 - Orangen und Datteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Mitternacht von hier. Du hast gehört, daß ich der Bruder des Behluwan-Bei bin, der mächtiger ist als die Gum. Er hat einen Geist bei sich und ich auch, der uns alles sagt, was wir wissen wollen. Hier, sieh ihn an! In diesem kleinen Häuschen ist seine Wohnung, und ich werde ihn fragen: Wo liegt Safileh?“
    Ich zog den Kompaß hervor. Der Araber ist außerordentlich abergläubisch, und ich wußte, daß das unbekannte Instrumentchen eine größere Wirkung hervorbringen werde als alles Ermahnen und Drohen.
    „Siehst du, wie er nach Mitternacht zeigt? Seht es auch, ihr Männer! Ich kann seine Wohnung nach allen Richtungen drehen, er zeigt euch immer ganz denselben Weg.“
    Der Kompaß wurde mit staunender, ehrfurchtsvoller Scheu betrachtet, und selbst der lange Hassan, der ihn noch nicht beachtet hatte, konnte seine Bewunderung nicht verbergen.
    „Sihdi, du bist ein großer Zauberer! Dir kann niemand widerstehen!“ meinte er.
    „Hast du diesen Geist schon bei einem Gläubigen gesehen, Khabir? Die Christen sind weiser und mächtiger als die Moslemin, und wenn du nicht gehorchest, so werde ich dir auch deinen Geist aus dem Leib ziehen und ihn noch viel enger einsperren als diesen hier, der einst auch ein verräterischer Khabir war und nun gefangen bleibt in alle Ewigkeit, um dem Wanderer den Weg zu zeigen.“
    „Frage Sihdi; ich werde die Wahrheit sagen!“ gelobte voll Angst der durch diese Drohung, über welche der beschränkteste Europäer gelacht haben würde, eingeschüchterte Muselmann.
    „Du gestehst, daß du mit dem Schech el Djemali zu den Leuten des Hedjahn-Bei gehörst?“
    „Ja.“
    „Die Gum sollte heute diese Kaffilah überfallen?“
    „Ja.“
    „Dabei sollten alle Männer getötet werden?“
    „Ja“, antwortete er zögernd.
    „Wie stark ist sie?“
    „Ich weiß es nicht, Sihdi, ob alle Djemalan beisammen sind. Die Gum hat an jedem andern Ort andere Leute.“
    Das war ein weiterer Beitrag zur Lösung des Rätsels von der schnellen Beweglichkeit der Raubkarawane. Der Hedjahn-Bei ritt allein von Ort zu Ort und fand überall zum Raub gerüstete Leute, und da es zwei Brüder waren, so konnte es allerdings scheinen, als ob der gefürchtete Räuber mit den Seinen allgegenwärtig sei.
    „Kennst du den jungen Franken, welchen der Bei gefangen hält?“
    „Ja. Er ist auf El Kasr.“
    „Wie viele Eingänge hat das Schloß?“
    „Einen durch das Tor, Sihdi, und eine unterirdische Treppe, die nach dem Schott hinabführt.“
    „Wo wartet die Gum auf die Kaffilah?“
    „Wenn du jetzt gegen Aufgang reitest, so erreichst du sie, wenn dein Schatten zweimal und noch die Hälfte so lang ist wie du selbst.“
    „Der Bei wollte kommen, um vor dem Überfall mit dir zu sprechen. Wo sollst du ihn treffen?“
    „Er wird die Kaffilah kommen sehen und ihren Lagerplatz kennen. Wenn alles schläft, wird die Hyäne rufen, so daß ich weiß, wo er steht.“
    „Ist dies die erste Karawane, die du in das Verderben führst?“
    Er schwieg.
    „Du bist ein großer Sünder, Khabir, doch sollst du nicht getötet werden, wenn du mir gehorchest und mich zum Schloß führst.“
    „Rhemallah, das verhüte Gott!“ rief da der Tebu. „Hast du meine Sühne gesehen, Sihdi, und die Tränen meines Auges? Hast du gefühlt den Gram meines Herzens und gehört die Schwüre meiner Seele? Ich habe gelobt bei den acht Himmeln Allahs und den sieben Höllen des Teufels, bei dem Munde Ozairs (Esra) und dem Haupt von Seydna Yaya (heil. Johannes), daß jeder Mann sterben soll, der mit dem Mörder ist. Ed dem Wed dem – en nefs b'en nefs, Blut um Blut, Leben um Leben! Gibst du mir diese Männer, Sihdi?“
    „Ihr Leben gehört nicht mir; ich kann es nicht verschenken.“
    „Wohlan, so gehört es mir!“
    Ehe ich es hindern konnte, fuhr seine Lanze dem Khabir in die Brust und im nächsten Augenblick hatte er die Kehle des Schech el Djemali durchschnitten.
    „Hamdullillah, Preis sei Gott, der da gerecht richtet im Himmel und auf Erden“, jubelte er. „Meine Rache wird fressen unter den Mördern, bis die Gum in der Dschehennah wohnt!“
    Ich konnte mit ihm nicht rechten, obgleich mir die beiden Toten sicher von Nutzen gewesen wären. Die Strafe, welche sie so schnell ereilt hatte, war jedoch eine wohlverdiente, wenn man an die Opfer dachte, welche sie dem Hedjahn-Bei an das Messer geliefert hatten. „Weißt du nicht, Abu billa Beni, daß der Prophet sagt: ‚Deine Tat sei schnell, aber dein Gedanke langsam vorher?‘ Diese Verräter

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