Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
180 - Die Enkel der Astronauten

180 - Die Enkel der Astronauten

Titel: 180 - Die Enkel der Astronauten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell und Mia Zorn
Vom Netzwerk:
zogen ihre Dolche. Sie stachen auf alles ein, was sich ihnen in den Weg stellte. Viele Clanmitglieder flohen schreiend aus dem Ulurusaal . Victoria Swaff kauerte auf dem Boden, die Augen angstvoll aufgerissen. Aus Nase und Mund liefen ihr schleimige Fäden.
    Adam war entsetzt. Ein Gift – so viel begriff er. Er sah Inga auf sich zu laufen. Wie eine Ertrinkende hängte sie sich an seine Schultern. »Fische wollen mich verschlingen!«, schrillte sie. »Hilf mir!«
    Snake war hinter ihr her, blutigen Schaum um den Mund. »Da bist du ja!«, schrie er. »Ich werde dich töten, du dreckiger Bastard!« Adam stieß Inga von sich. Ein gurgelnder Ton entwich ihrer Kehle, als sie in Snakes Messer fiel. Blitzschnell zog Adam seinen Dolch und stieß ihn seinem Freund ins Herz.
    »Uluru hilf!«, flüsterte er heiser. Seine Augen flogen durch die blutbesudelte Höhle. Er entdeckte Joan unter dem Kamin. Dort, wo die Toten verbrannt wurden, lag sie auf der großen Steinplatte. Der Schamane rannte zu ihr. »Da bist du ja, Liebster!« Sie klammerte die gespreizten Beine um seine Hüfte. »Komm, komm schnell!« Adam steckte ihr einen Würfel des Gegenmittels zwischen die Zähne und hielt ihr den Mund zu. Ihr Körper zuckte. Kreidebleich blickte sie um sich. Er ließ sie los. »Beim Ahnen!«, stöhnte sie. »Was geschieht hier?«
    »Ein schreckliches Gift! Hier nimm das!« Adam gab ihr das Säckchen mit den Würfelchen. »Gib es allen Gedankenmeistern und Kindern! Bring sie zum Uluru! Ich komme mit Marshas Tochter nach!«
    Joan verschwand in der Menge. Adam sank vor dem Kamin auf den Boden, schloss die Augen und verließ seinen Körper.
    Marsha und Naomi hockten auf dem Boden der Geburtshöhle. Wie alle Menschen der Freien hatten auch sie das SARI genommen. Die Stunden krochen dahin.
    Von den Gängen in den unteren Ebenen her drangen Schreie zu ihnen herauf. Ein eiserner Ring legte sich um Marshas Herz. O Gott, Sean! Bitte komm zurück!
    Er ist tot! Wie vom Nichts ausgespuckt stand Adam vor ihr. Ein kaltes Lächeln glitt über sein Gesicht. Die schreckliche Gewissheit raubte ihr den Atem. Sie zog sich an der Felswand nach oben. »Nein!«, flüsterte sie. Wie ein Messer bohrte sich der Schmerz in ihr Herz.
    Bringe mir Naomi! , forderte der junge Schamane. Du weißt, wo du mich findest. Marsha spürte, wie sich sein Wille in ihren Kopf grub. Und zugleich spürte sie die Gedanken ihrer Tochter: Mutter! Verrate mich nicht!
    Mit aller Kraft konzentrierte sich Marsha auf Rodriguez und den Sender in seiner Tasche. Dann taumelte sie schreiend auf die Erscheinung zu. »Ihr werdet alle sterben! Hörst du, du Teufel! Wir werden euch in die Luft sprengen!« Ihr Körper wankte durch Adams Bild, prallte an die gegenüberliegende Felsenwand und glitt zu Boden.
    Drei Ebenen tiefer riss Adam die Augen auf. Keine Zeit mehr, das Kind zu holen! Die Erkenntnis traf ihn wie ein Keulenschlag. Die Wände des Ulurusaals tanzten vor seinen Augen. In einer Spalte entdeckte er eine Sprengladung. Er sprang auf, lief zum Eingang des Labyrinths, drängte sich durch die Menge der Flüchtenden, spähte zur Decke des Gangs – auch dort: Sprengladungen!
    Du musst fliehen! Stimmen in seinem Kopf. Die Zeit wird kommen, dann holt der Ahne sich, was ihm gehört! Die Wächter des Uluru riefen ihn. Fliehe! Fliehe jetzt!
    In der weißen Ebene vor den Eingängen zur unterirdischen Stadt drängten sich die Bewohner von Red Toad aneinander. Marsha blickte hinab in den Hauptgang und beobachtete die Männer. Carlos und Rodriguez brachten den Sender für die Sprengladungen in einer Ritze oberhalb des Zugangs zum Dom an.
    Danach machten sie kehrt und rannten den Gang hinauf.
    Zusammen mit Marsha, Naomi und etwa zweihundert Freien flohen sie durch Schnee und Eis vom Eingang zur unterirdischen Stadt. Im Laufen zog Rodriguez ein altes Funkgerät aus dem Mantel.
    Vor ihnen die weißen Kuppeln der Kata Tjuta. Ein dumpfes Grollen drang aus ihrem Inneren. Angsterfüllte Blicke wanderten über die Schneeberge. Die Menschen schrien auf, als sie die Explosion hörten. Die Erde unter ihren Füßen bebte. In der Ferne stieg eine gewaltige Feuersäule auf. Sie kam aus dem Felsenkamin, der zum Ulurusaal hinabführte.
    Die Druckwelle schlug durch meterdicke Steinwände.
    Sie presste sich gegen schwere Felsendecken, bis sie barsten. Die Ebenen fielen wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Mächtige Wolken aus Feuer und Staub drangen aus den Zugängen der Stadt. Was der Komet nicht vermocht hatte –

Weitere Kostenlose Bücher