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1802 - Stiefkinder der Sonne

Titel: 1802 - Stiefkinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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zwei Meter zehn groß, mit humanoiden Proportionen. Nur die Arme waren ungewöhnlich lang und reichten bis zu den Knien. Der Oberkörper wirkte massiv, aber das lag daran, daß diese Wesen wegen des geringen Sauerstoffgehalts der Atmosphäre mehr Lungenvolumen benötigten als ein Mensch.
    Bekleidet war der Trokaner mit einem kuttenähnlichen Gewand. Die Kapuze bedeckte den Schädel völlig und ließ nur zwei düster glimmende grüne Augen sowie ein rüsselförmiges, fleischiges Organ erkennen.
    Da die unterschiedlichsten Stoffetzen aneinandergenäht worden waren, wirkte die Kutte seltsam unfertig. Vor allem war wenig Wert auf Genauigkeit gelegt worden. Einzelne Flicken überlappten sich, zwischen anderen klafften fingerbreite Lücken. Überhaupt erschien das Kleidungsstück, als sei es in aller Eile zusammengefügt worden.
    Der Fremde stieß einen fauchenden Laut aus. Die Waffe, die er unter der Kutte hervorzog, wirkte plump, mochte deshalb aber nicht weniger tödlich sein. Nur war der Trokaner langsamer als sein Gegenüber.
    Bevor er das metallisch glänzende Ding in Anschlag bringen konnte, hatte Gloom Bechner schon den Schocker hochgerissen und feuerte.
    Der Kuttenträger machte einen Schritt vorwärts ... einen zweiten. Ein klagendes Seufzen entrang sich seiner Kehle. Dann sackte er in sich zusammen, kippte einfach vornüber und blieb lang ausgestreckt liegen.
    „Verdammt!" entfuhr es Sibyll.
    Adasta reagierte nicht. Er filmte ununterbrochen. Mit der Fußspitze stieß er den Trokaner an, versuchte ihn herumzudrehen, aber er schaffte es nicht.
    „Hätte ich warten sollen, bis er uns an den Kragen geht?" Bechners Versuch einer Rechtfertigung kam zaghaft. „Was hätte ich tun sollen?"
    „Jedenfalls nicht sofort schießen."
    „Er ist für kurze Zeit gelähmt. Das geht vorbei."
    Sibylls Lippen bebten. „Du schaffst es wirklich, daß Khan uns die Haut abzieht", stieß sie abgehackt hervor. „Mein Gott, mein Gott, muß jede erste Begegnung zwischen intelligenten Kreaturen mit einer Schießerei enden?"
    Der Chefreporter setzte zu einer Erwiderung an, zog es dann aber doch vor zu schweigen. Stumm schaute er zu, wie Sibyll neben dem Kuttenträger niederkniete und ihn langsam umdrehte.
    „Er atmet noch."
    „Natürlich ..."
    „Der Schock hätte ihn auch töten können."
    Sie zog die Kapuze zurück. Ein großer, haarloser, eiförmiger Schädel kam zum Vorschein. Markant war die kräftige, vorspringende Schädeldecke. Die schlitzförmigen Augen ohne erkennbare Pupille ebenso wie der kurze, bewegliche Rüssel. unterstrichen die Fremdartigkeit. Aus dem schmalen, zahnlosen Mundschlitz rann ein dünner Speichelfaden.
    „Kannst du mich hören?" fragte Sibyll verhalten.
    „Es hat keinen Wert", unterbrach Bechner. „Wenn, dann kann er dich nicht verstehen."
    Misch dich nicht ein! bedeutete ihm ihr Blick. Du hast schon genug angerichtet.
    Und obwohl Gloom Bechner ihr Arbeitgeber war, verbiß er sich eine Erwiderung.
    „Das sind Aufnahmen!" Adasta speicherte die Physiognomie des Eingeborenen aus den unterschiedlichsten Perspektiven. „Das müssen wir alles senden, bevor Cistolo Khan ähnliche Bilder freigibt.
    Noch können wir absahnen, später verdienen wir keinen Blumentopf mehr damit."
    Mit einer Hand schlug er den Umhang des Eingeborenen zurück, mit der anderen hielt er die winzige Kamera.
    „Das ... das ist phantastisch. Mit den Bildern ist TNR unschlagbar. Der Aufwand hat sich gelohnt, Gloom."
    Wie ein Derwisch sprang er um den reglosen Körper herum. Die leicht durchscheinende, fast transparente Haut faszinierte ihn. Die einzelnen Organe waren zwar nicht direkt sichtbar, doch mit etwas Phantasie konnte er ihr Pulsieren beobachten, und mit jeder neuen Perspektive schien sich dieses Wesen zu verändern.
    „So sehen sie also aus, unsere Stiefgeschwister. Nicht gerade die größte Ähnlichkeit - aber das kommt in den besten Familien vor."
    „Mirco!" wies Sibyll ihn zurecht. „Versündige dich nicht."
    Längst war sie daran gewöhnt, daß der Umgangston der Medienleute nicht immer der beste war. Sie konnten rauh sein, aber ebenso herzlich; heute lachten sie dir noch ins Gesicht, aber morgen kratzten sie dir bei der erstbesten Gelegenheit die Augen aus. Weil es der Job so verlangte. Katastrophen stumpften ab, und oft genug schwammen sie in einem Meer von Tränen und lebten vom Leid ihrer Mitbürger.
    Warum also hätte Mirco Adasta den paralysierten Trokaner anders sehen sollen, denn als lohnenden Hintergrund für

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