1807 - Larissas Blut-Party
Das konnte, aber musste nicht gut gehen. Jedenfalls braute sich hier unter der Oberfläche schon einiges zusammen …
***
Was war das nur für eine Welt hier? Da spendeten Dorfbewohner einem Bestatter Blut und wussten nicht mal, wofür sie das taten. Für eine Party oder für eine gewisse Larissa?
Es war alles möglich, auch eine dritte oder vierte Alternative. Ich hatte mit Harry Stahl telefoniert und ihn beruhigt. Jetzt kam es darauf an, dass ich Andrea auf den Fersen blieb. Sie war in der Dunkelheit verschwunden, doch als ich ein wenig schneller ging, sah ich sie wieder vor mir. Sie ging weiter den Weg hoch, der an einem Querweg endete. Er lief auf der gleichen Höhe weiter, wie ich erkennen konnte.
Andrea wandte sich nach links. Sie drehte sich noch einmal um, als hätte sie Angst davor, beobachtet zu werden. Einmal kam uns ein Auto entgegen und blendete uns mit seinem Licht. Sekunden später war alles wieder normal, und ich sah, dass Andrea stehen geblieben war, und das vor einem Haus auf der rechten Seite.
Ihr Ziel.
Auch mein Ziel!
Ich wartete ab, was geschehen würde, ging allerdings noch näher an Andrea heran und wartete ab, was nun passierte. Von meiner Perspektive aus konnte ich nicht erkennen, wie groß das Haus war. Jedenfalls war es nicht hoch und glich mehr einem Bungalow.
Ob Andrea klingelte oder nicht, war für mich nicht zu erkennen. Ich sah nur, dass sie plötzlich nach vorn ging und dann verschwunden war, als wäre sie in ein Erdloch gesackt.
Okay, ich hatte lange genug gewartet. Jetzt mussten Nägel mit Köpfen gemacht werden und das wollte ich. Mit schnellen Schritten brachte ich den Rest der Strecke hinter mich, bis ich ungefähr den Punkt erreicht hatte, an dem Andrea gewartet hatte.
Vor mir lag ein breites Haus mit Vorgarten. Ich sah aber auch mehrere Eingänge. Einen gab es in meiner Höhe, dann sah ich noch einen in der Mitte und weiter links den dritten.
Ich zählte die Fenster nach. Es waren sechs von meiner Perspektive aus. Nicht alle waren erleuchtet, und vor mir sah ich so etwas wie eine Garage. Zumindest wies das Tor oder die Tür darauf hin. Es war gut vorstellbar, dass Andrea dahinter verschwunden war. Ihr hatte man geöffnet, mir nicht.
Das wollte ich ändern. Ich hatte mir vorgenommen, noch in dieser Nacht den Typen zu fassen. Mit kleinen, aber schnellen Schritten lief ich auf das Tor zu und entdeckte das, was ich auch erhofft hatte. Eine kleine Klingel im Fundament war mein Türöffner.
Ich drückte den Knopf.
Hinter der Tür hörte ich sogar das Geräusch. Es klang wie ein Scheppern, und es trat etwas ein, womit ich nicht gerechnet hatte. Die Tür würde geöffnet.
Nicht Erwin Schwarz stand vor mir, sondern ein anderer Typ, der nicht aussah, als würde er Spaß verstehen. Das war einer aus der Muckibude, mit breitem Kreuz und einem Nussknackergesicht. Natürlich wuchsen auf seinem Kopf keine Haare, so etwas sollte ja cool sein, und als er sein Kinn vorschob, war das ein Zeichen für einen Angriff.
»Was willst du?«
»Langsam, langsam. Komm erst mal zu dir.«
»Das bin ich. Was willst du?«
»Blut spenden.«
Er sagte nichts. Er glotzte mich nur an. Dann nickte er – und schlug zugleich zu.
Damit hatte ich nicht gerechnet. Die Faust erwischte mich dicht über der Gürtellinie und trieb mich zurück. Ich hatte das Gefühl, meinen Magen in der Kehle zu haben, schwankte zurück und hoffte, dass der Kerl mir nicht folgte.
Er kam nicht. Er blieb stehen und starrte mich an. »Noch mal so eine blöde Antwort, und ich breche dir die Knochen, Arschloch.« Die Sache war für ihn erledigt.
Für mich war sie das nicht. Ich hatte noch immer unter dem heimtückischen Treffer zu leiden. Dass ich nicht am Boden lag, glich fast schon einem Wunder. Ich hielt mich noch auf den Beinen, würgte und saugte die Luft langsamer ein als sonst. Wenn der Typ gemeint hatte, mich mit diesem Treffer aus dem Weg geräumt zu haben, dann hatte er sich geirrt. Denn jetzt ging es erst richtig los. Man hatte mich nicht nur neugierig, sondern auch sauer gemacht.
Ich war bis zur Straße zurückgetrieben worden. Zudem dachte ich daran, dass sich auch Andrea in der Gewalt dieses Schlägers befand, und da wollte ich sie rausholen und vor allen Dingen sehen, ob sie dabei war, ihr Blut zu spenden.
Ich hatte schon oft in meinem Leben Schläge einstecken müssen. Auch dieser Treffer warf mich nicht um, aber ich war jetzt vorsichtiger und dachte daran, mir Rückendeckung zu besorgen. Die bestand aus
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