181 - Die Hölleneiche
schlug bis zum Hals hinauf. Natürlich kann man sie nicht anfassen, denn sie existieren ja nur in meiner Vorstellung.
Obwohl sie sich das ganz fest einzureden versuchte, hatte sie nicht den Mut, es nachzuprüfen.
Die Teufel verteilten sich.
Im Fernsehen lief der Wetterbericht.
Einer der Teufel starrte das Fernsehgerät an.
Die Glut seiner Augen verstärkte sich, und das TV-Bild fiel knisternd in sich zusammen.
Das kann ich mir doch nicht alles einbilden! ging es Claire Davis siedendheiß durch den Kopf.
Ihre Angst begann zu wuchern. Sie wollte keine Minute länger mit diesen unheimlichen Wesen im selben Raum sein, deshalb wirbelte sie herum und ergriff die Flucht.
Die Teufel folgten ihr.
Sie stürmte aus dem Wohnzimmer, durchquerte die Diele und erreichte die Haustür, die nicht immer abgeschlossen war.
Ausgerechnet heute war sie es.
Claire rüttelte verzweifelt an der Klinke, als ob das einen Sinn gehabt hätte. Sie hätte lieber den Schlüssel suchen sollen.
Die junge Witwe hörte hinter sich ein hartes Hämmern, das sie sich - wie so vieles in diesen grauenvollen Augenblicken - nicht erklären konnte.
Als sie sich umdrehte, sah sie, wodurch die Geräusche entstanden: Jeder Teufel hatte einen Pferdefuß !
Großer Gott, steh mir bei! schrie es in ihr.
Die bronzefarbenen Teufel kamen auf sie zu.
Claires Blick fiel auf die Treppe, die nach oben führte. Sie überlegte nicht lange, sondern hetzte sofort die Stufen hinauf. Ob ihr die unheimlichen Teufel folgten, wußte sie nicht.
Sie nahm sich nicht die Zeit, zurückzusehen, aber sie war ziemlich sicher, daß ihr die Verfolger dicht auf den Fersen waren.
Oben schloß sie sich in ihr Schlafzimmer ein.
Sekunden später schlugen die Teufel gegen die Tür.
Claire schrie ihre Angst gellend heraus, aber da die Fenster geschlossen waren, konnte es niemand hören.
Die junge Witwe drückte mit aller Kraft gegen eine schwere alte Eichenkommode. Sie wollte sie vor die Tür schieben, doch noch bevor sie die Kommode einen Zentimeter vom Platz gerückt hatte, brachen die Teufel die Tür auf, die mit ungeheurem Schwung gegen die Wand krachte.
In ihrer Angst, die sich mit einer grenzenlosen Verzweiflung paarte, warf sich Claire Davis den grausamen Teufeln entgegen - und sie konnte sie berühren.
Diese bronzehäutigen Eindringlinge mit den glühenden Augen waren aus Fleisch und schwarzem Blut!
***
Yora, die Totenpriesterin! Das Mädchen mit dem Seelendolch! Eine gefährliche Dämonin. Jetzt war dem Anführer der Shlaaks klar, wieso sie keine Furcht zeigte.
Er wandte sich an Veccen und die anderen. »Laßt mich mit ihr allein.« Die Shlaaks verließen den Raum. Yora und Laorr setzten sich.
»Ich habe schon viel von dir gehört«, sagte der Anführer der Shlaaks, von Yoras Schönheit angetan. »Endlich begegnen wir einander.« Er lächelte. »Es gibt viele Dimensionen. Wir kamen schon weit herum.«
»Nun seid ihr hier und wollt jeden Ghoul vernichten, der in dieser Stadt lebt.«
Laorrs Blick verfinsterte sich. »Ja, das haben wir vor. Wir dulden keine Leichenfresser in unserer Nähe. Du bist gut informiert.«
»Eure Absichten sind ein offenes Geheimnis«, erwiderte Yora.
»Auf wessen Seite stehst du?«
»Ich verachte die Ghouls, wie nahezu jeder.«
Laorr grinste zufrieden. »Dann bist du mir willkommen.«
»Gaddol wird seinen Ghouls zu Macht und Ansehen verhelfen.«
»Das wird ihm nie gelingen. Er ist dazu überhaupt nicht fähig. Ich glaube, er weiß schon jetzt, daß er sich zuviel vorgenommen hat. Wie will er mit seinen schleimigen Leichenfressern in der Höllenhierarchie aufsteigen, wenn er nicht einmal über uns hinwegkommt? Wir werden ihn und seine Ghouls vernichten.«
»Dieser Kampf interessiert mich nicht«, sagte Yora.
»Schade. Ich wollte dir gerade anbieten, ihn auf unserer Seite mitzumachen.«
»Ihr braucht meine Unterstützung nicht«, erwiderte Yora.
»Je stärker wir sind, desto rascher sind die Leichenfresser mitsamt ihrem größenwahnsinnigen Ober-Ghoul ausradiert.«
»Ich will Terence Pasquanell!« zischte die Totenpriesterin. »Er hat bei mir noch eine Rechnung offen. Es ist Zeit, daß er sie begleicht. Ich habe erfahren, daß er dein Gefangener ist.«
»Er kam in Gaddols Auftrag zu mir und wollte mich töten, aber es gelang ihm nicht, wie du siehst«; sagte Laorr und breitete lächelnd die Arme aus, aber das Lächeln erreichte nicht seine Augen.
»Ich bin gekommen, um dich zu bitten, ihn mir zu überlassen«, sagte Yora. »Nenn
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