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181 - Die Hölleneiche

181 - Die Hölleneiche

Titel: 181 - Die Hölleneiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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die milchig-silbrige Scheibe. Eben noch handtellergroß, maß sie jetzt das Dreifache.
    Gelbe Dämpfe entstiegen dem Boden, in den sich das Baum-Ungeheuer zurückziehen wollte.
    Ich holte mit dem Diskus aus und schleuderte ihn mit großer Kraft. Die glatte Scheibe schnitt durch die Luft und traf den schwarzen Leib des Feindes.
    Mein Diskus verschwand darin, und ich wartete wie versteinert, daß etwas mit dem verfluchten Baum passierte.
    Nun mach schon! schrie es in mir. Was ist los?
    Es kam nicht oft vor, daß ich an der geheimnisvollen Kraft meiner stärksten Waffe zweifelte. Der Dämonendiskus hatte mich noch nie im Stich gelassen, aber konnte ich mich darauf verlassen, daß das immer so sein würde?
    Da - endlich - passierte es.
    Es rumorte im schwarzen Leib des Höllenbaums.
    Der Dämonendiskus hatte wieder einmal seine vernichtende Kraft entfaltet. Diesmal kam sie der Sprengkraft einer Bombe gleich. Sie riß den Baum aus dem Boden, entwurzelte ihn und spaltete ihn von unten nach oben mit einem ohrenbetäubenden Knall.
    Heißer schwarzer Aschenregen traf mich, eine sengende Hitzewelle nahm mir den Atem und schleuderte mich zu Boden, so daß ich nicht sah, was mit meinem Freund geschah.
    Als ich den Kopf hob und die Asche abschüttelte, war der Höllenbaum verschwunden.
    Ein anderer Baum - kleiner als die Hölleneiche und mit jungen grünen Blättern - stand an seiner Stelle, sehr friedlich und so, als hätte er immer schon hier gestanden.
    Mein Dämonendiskus lag davor auf dem Boden, aus dem keine Höllendämpfe mehr stiegen.
    Aber wo war Mr. Silver?
    Dr. Bloom und seine junge Frau kamen zu mir. »Wir haben alles gesehen, Mr. Ballard«, sagte der Arzt. »Es war ein gigantisches Schauspiel.«
    Ich holte meinen Diskus. »Haben Sie auch gesehen, was mit Mr. Silver passierte?«
    »Es wirbelte ihn durch die Luft… Er müßte hinter dem Baum liegen.«
    »Da lag er«, meldete sich hinter mir plötzlich der Ex-Dämon zu Wort. »Jetzt ist er wieder auf den Beinen.« Ich fuhr herum, und mein Herz machte einen Freudensprung, als ich sah, daß der Hüne mit den Silberhaaren unversehrt war.
    Er sah nur ein bißchen zerknittert aus, doch das tat meiner Freude keinen Abbruch.
    ***
    In dieser Nacht fuhren wir nicht nach London zurück, sondern nahmen Lisa Whitfields Angebot an, in ihrem Haus zu übernachten.
    Als wir uns am darauffolgenden Morgen anschickten, aufzubrechen, sagte Vicky: »Ich komme mit.«
    Lisa hatte Verständnis dafür, daß Vicky nach Hause wollte. Es war irgendwie nicht mehr der richtige Zeitpunkt für ein unbeschwertes Wochenende, an dem man alte Erinnerungen auffrischte und herzlich darüber lachte.
    Den Mädchen war das Lachen für eine Weile vergangen.
    »Aber wir bleiben in Verbindung«, sagte die üppige Malerin. »Deine Telefonnummer habe ich.«
    »Und ich habe deine«, gab Vicky zurück. »Ich lasse bestimmt bald von mir hören.«
    Von uns verabschiedete sich Lisa mit den Worten: »Ihr habt sehr viel für Barrygate getan.«
    »Sie können ja veranlassen, daß man uns ein Denkmal setzt«, feixte Mr. Silver.
    »Nicht schon wieder eines«, sagte ich grinsend und begab mich zum Wagen.
    Als ich einsteigen wollte, rief jemand meinen Namen. Ich richtete mich auf und drehte mich um. Kip Thorpe kam mit schlaksigen Bewegungen auf mich zu. Als er mich fast erreicht hatte, wäre er beinahe über seine eigenen Füße gestolpert.
    »Ich hätte Ihnen gern den Teufelssensor geschenkt«, sagte der unermüdliche Erfinder, »aber das Ding ging letzte Nacht leider kaputt.«
    »Dann werde ich wohl weiterhin ohne eine solche wertvolle Hilfe auskommen müssen«, sagte ich lächelnd.
    »Ich kann versuchen, noch mal einen herzustellen. Allerdings müßte ich zuerst die dafür nötigen Aufzeichnungen finden, denn im Kopf habe ich den genauen Vorgang natürlich nicht mehr. Ich fange noch heute an, die Notizen zu suchen«, versprach der Professor.
    »Es eilt nicht, Professor«, sagte ich und stieg auf der Beifahrerseite ein.
    Um meinen Arm zu schonen, überließ ich wieder Mr. Silver das Steuer.
    Wir verließen Barry gate und fuhren an einem schönen, allein stehenden Baum vorbei.
    Nichts deutete darauf hin, daß dort kürzlich ein anderer Baum gestanden hatte.
    Wir hatten die Spuren der Hölle gründlich ausgelöscht.
    ENDE
    [1] Siehe Tony Ballard Nr. 180 »Der Schrei des Dämons«
    [2] Siehe Tony Ballard Nr. 163 »Der Zauberhelm«, Tony Ballard Nr. 164 »Mr. Samba - Mr. Tod«

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