1810 - Gier auf Leben
gehört. »Na gut, bleib, wo du bist«, sagte sie.
»Ist okay. Und du kannst dann …«
Sie unterbrach ihn. »Ich werde dich holen!«
Er glaubte, sich verhört zu haben. »Was hast du da gesagt?«
»Ja, bleib da stehen. Ich hole dich.«
Bevor jemand reagieren konnte, setzte sie sich in Bewegung. Sie ging nicht schnell, aber schon mit zügigen Schritten. Die drei Hundesöhne waren zu überrascht, um etwas sagen zu können, geschweige denn zu handeln.
Sie wussten auch nicht, wer von ihnen zuerst eingreifen sollte, und weil sie zögerten, kam die junge Frau auch so nahe an Bruce Garner heran, dass sie ihn fast anfassen konnte.
Nur fast, denn plötzlich reagierten die anderen. Es war ihr Anführer, der sich in Bewegung setzte. Er brauchte nur einen Schritt zu gehen. Seine Hand mit dem Schlagring setzte er nicht ein, er nahm die andere und riss Julie zurück.
Sie kippte nach hinten, und der Typ glaubte, gewonnen zu haben. Er irrte sich. Sie trat zu, rammte ihren Absatz auf seinen Fuß und erwischte die Zehen.
Der Typ brüllte auf!
Sein Gesicht verzerrte sich. Er riss sein getroffenes Bein in die Höhe und umklammerte den Fuß. Dabei fing er an zu fluchen, was Julie nicht störte.
»Komm mit«, sagte sie zu Bruce Garner, der noch immer nicht richtig wusste, wie ihm geschah.
Er ging einfach los. Er überließ sich der anderen Person. Er setzte einen Fuß vor den anderen, doch sie kamen beide nicht weit, denn zwei Gestalten versperrten ihnen den Weg. Auch sie waren bewaffnet, und sie zögerten nicht.
»Pass nur auf«, flüsterte Julie und griff selbst an. Es war Angriff und Abwehr zugleich. Sie traf den Arm, der die Stange hielt. Dann rammte sie im nächsten Augenblick die andere Faust in das Gesicht des zweiten Angreifers, der nach hinten kippte und beide Hände gegen seine blutende Nase presste.
Den anderen Schläger räumte sie mit einem heftigen Tritt in den Unterleib zur Seite, und sie hätten eigentlich freie Bahn gehabt, davonzulaufen, doch Julie sagte: »Warte noch!«
»Wieso? Ich …«
Julie Robbins ließ nichts mehr zu. Sie drehte sich um. Jetzt sah sie dem Anführer des Trios in die Augen.
Der Kerl hatte sich einigermaßen wieder erholt. Und er dachte nicht daran, aufzugeben. Er keuchte, er spie aus, dann rannte er auf Julie zu. Ein Schrei begleitete seine Attacke. Sein Gesicht war hochrot angelaufen, er achtete auch nicht auf seine Deckung, er wollte nur durchkommen und zuschlagen.
Julie blieb gelassen. Im letzten Augenblick unterlief sie den Angriff, kam dann hoch und hatte doch nicht mit der Schnelligkeit des Kerls gerechnet, denn er schaffte es, von oben nach unten zu schlagen und seine Faust auf ihren Kopf zu rammen.
Nicht Julie schrie auf, sondern Bruce Garner. Es hatte ihm wehgetan, dies mit ansehen zu müssen. Die Faust war brutal auf Julies Kopf gelandet, und sie hätte in die Knie sinken müssen, was aber nicht passierte.
Sie blieb stehen.
Der Schläger fasste es auch nicht. Es fing an zu lachen. Wenig später lachte er nicht mehr, denn da hatte Julie zugeschlagen. Und sie stieß ihre Faust seitlich gegen seinen Kopf.
Ein dumpf klingender Laut war zu hören, dann sackte der Kerl zusammen, lief stolpernd zwei Schritte weiter und landete schließlich am Boden.
Da blieb er liegen.
»Komm jetzt!«, sagte Julie.
Bruce Garner hatte ihre Stimme gehört. Sie kam ihm allerdings vor, als würde sie aus weiter Ferne an seine Ohren wehen. Ihm war komisch zumute. Er konnte nicht fassen, was hier passiert war, aber ihm war auch bewusst, dass er ohne Julies Auftauchen jetzt in einer anderen Lage gewesen wäre.
Und zwar in einer schlechten. In einer Lage, die blutig hätte enden können.
Er sagte nichts mehr. Julie fasste ihn an der Hand und zog ihn einfach mit. Jetzt ließ er auch alles mit sich geschehen. Er schaute nicht, wohin sie gingen. In diesen Momenten war ihm alles egal. Er wollte weg, und er konnte sich komischerweise nicht so richtig über seine Rettung freuen.
»Wir sind da!«
Julies Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Er schaute sich um.
»Wo?«
»In Sicherheit.«
»Das ist gut.« Es war einfach nur so dahin gesagt, denn was wirklich in den letzten Minuten geschehen war, das war irgendwie an ihm vorbeigegangen. Er war nur seiner Retterin gefolgt, die ihn auch nicht losgelassen hatte.
Jetzt erst kam er richtig zu sich. Er musste einige Male tief durchatmen, dann war er in der Lage, sich umzuschauen, doch er sah nicht viel.
Neben ihm parkte sein Wagen. Es war ein kleiner
Weitere Kostenlose Bücher