1812 - Camelot
einfacheren Weg wählen und dich Atlan stellen", sagte sie so ruhig wie möglich. „Noch ist es nicht zu spät. Ich bin sicher, daß Atlan alle deine Forderungen erfüllen wird, um etwas über Perry Rhodan und die anderen zu erfahren."
Kummerog schüttelte den Kopf.
„Das wäre kein ehrbarer Weg", behauptete er. „Ich wäre in jedem Fall ein Gefangener, ohne die Möglichkeit der Selbstentscheidung. Es muß anders gehen. Wenn ich mit Atlan zusammenarbeite, dann nur unter meinen Bedingungen."
In Kummerogs Augen kam bei diesen Worten ein seltsames Glitzern, gerade so, als überlege er, wie er Atlan zu. seinem Gefangenen machen könnte - als hätte er dabei eine gangbare Möglichkeit ins Auge gefaßt.
„Aber nicht auf Theas oder ihres Vaters Kosten, Kummerog", bat Drenderbaum. „Thea hat sich als kooperativ erwiesen. Nicht zuletzt durch die Beschaffung der Daten über das Sicherheitsnetz des Ceres-Systems."
„Diese Daten sind inzwischen Makulatur", sagte Kummerog kalt. „Ich brauche sie wohl nicht mehr. Ich habe meine Pläne geändert. Voraussetzung für unsere Sicherheit bleibt nach wie vor, daß wir der Untersuchungskommission den Beweis dafür unterjubeln können, daß Andor Felsch und Simon Dury beim Absturz ums Leben gekommen sind. Sie müssen biologische Spuren finden, die den Tod zweier Menschen belegen."
„So, wie du dir das vorgestellt hast, geht es ohnehin nicht, Kummerog", behauptete Bruno Drenderbaum. „Dieses Täuschungsmanöver würde man durchschauen - und das würde unsere Lage nur verschlimmern. Nein, sag mit Rücksicht auf Thea nicht, was du vorgehabt hättest, Kummerog! Es würde sowieso nicht klappen."
Thea erschrak, als sie wieder an Kummerogs Drohung dachte. Sie ahnte, warum er Rudy einen Finger abgenommen hätte. Die damit assoziierten Bilder waren absolut schrecklich.
„Ich sehe einen Ausweg", würgte sie hervor. „Es ist die einzige Möglichkeit. Ich kenne jemanden von hohem Rang im Sicherheitsdienst. Er heißt Andréo Brasseur. Mit seiner Unterstützung könnte ich das Untersuchungsergebnis fälschen."
„Das könntest du wirklich?" fragte Kummerog ungläubig. „Wie soll das gehen? Würden sich die Leute nicht wundern, wenn nachträglich andere Ergebnisse vorliegen, als sie erarbeitet haben?"
„Die Sicherheitskräfte besorgen nur die Proben, die dann später im Labor syntrongesteuert untersucht werden", sagte Thea. „Die Analysen werden vollautomatisch erstellt. Ich kann die daraus resultierenden Ergebnisse fälschen. Das traue ich mir zu."
„Das klingt gut", meinte Bruno Drenderbaum. „Thea meint es ehrlich!"
„Ich weiß nicht ..."
„Die Sache wäre einen Versuch wert."
„Meinetwegen ... Ich kann mich ja jederzeit mit Rudy befassen."
Mit diesen Worten verschwand Kummerog im Haus.
„Er ist nicht das Ungeheuer, für das er sich ausgibt", sagte Drenderbaum zu Thea. „Das mußt du mir glauben."
Aber das war Thea unmöglich.
*
Thea war zwanzig und stand knapp vor Abschluß ihres Studiums, als sie beim Besuch ihres Vaters in dessen Gesellschaft einen verwilderten und total verschreckten Mann vorfand. Sie hatte den Gleiter außerhalb des Energiezaunes gelandet und das Gelände nach Unkraut und Tierbauten abgesucht. Das tat sie gelegentlich, um alle möglichen Gefahren von Rudy fernzuhalten. Unter „Unkraut" verstand sie vor allem fleischfressende Pflanzen der Alptraum ihrer Kindheit.
Wegen dieses Umweges war ihr Kommen nicht bemerkt worden.
Als der verwilderte Mann sie bemerkte, wollte er davonlaufen. Aber Rudy hielt ihn zurück und fragte: „Willst du deiner Mutter nicht wenigstens guten Tag sagen, Andy?"
Das war alles, was Rudy sagte. Rudy erklärte seine Worte auch später nicht; manches stellte er einfach in den Raum, nur um es sofort wieder zu vergessen.
Der Mann wurde daraufhin nur noch verängstigter. Aber er blieb. Thea, der sofort klar war, daß er ein in der Wildnis aufgewachsener Nachkomme von Freifahrern war, gewann sein Zutrauen.
Es stellte sich heraus, daß er Andréo hieß und der Sohn von Tolirn und Marga Brasseur war. Dieselbe Marga, die nach Tolims Tod die Gefährtin von Rudy wurde und ihre Mutter war.
Demnach war Andréo ihr um zehn Jahre älterer Halbbruder.
Sie brachte ihn mit seiner Zustimmung nach Port Arthur und übergab ihn den Zwillingsschwestern Mila und Nadja. Er machte sich gut und begriff schnell alles Neue, das auf ihn einströmte. Später wurde er in den Sicherheitsdienst aufgenommen und brachte es zu einer
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